Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Mönchtum die Regel, sondern benutzte Augustinus und andere Kirchenväter, um seinen Satzungen Autorität, Authentizität und Geltung zu verleihen.
Die Gewohnheiten von Klosterrath geben zwar Hinweise auf Gebäude, doch sind diese weder systematisch noch vollständig. Erwähnt werden Kirche, Kreuzgang, Kapitelsaal, Dormitorium, Refektorium, Lavatorium, Sprechraum ( auditorium ), ein Krankensaal ( mansio infirmorum ), Wärmeraum ( domus hiemalis / aestuarium ), |87| Klosterküche, Gefängnis ( carcer ), Friedhof, Gästehaus sowie Gemeinschaftsgebäude für die Laienbrüder. Richer gab weder Hinweise auf die Lage der Räume zueinander, auf ihre Anordnung innerhalb eines Gesamtplans noch über ihre Gestaltung. Auch fehlen Forderungen im Hinblick auf Kosten, Schmuck und baugebundene Ausstattung. Nur beiläufig werden Teile der mobilen Ausstattung genannt.
Der allgemeine Bezug normativer Texte auf reale Bauten ist für Regularkanoniker methodisch äußerst fragwürdig. Denn nur die konkret vor Ort befolgten Gewohnheiten könnten auf die Bauzustände sinnvoll bezogen werden. Diese sind jedoch meistens verloren. Doch ist selbst dann Vorsicht geboten, wie die Gewohnheiten von Klosterrath (I,5,33) am Beispiel des chorus minor zeigen. Dieser wird folgendermaßen beschrieben: „Der Chorus minor ist dem Chorus maior benachbart, und damit der Zutritt vom einen in den anderen offen ist, ist er durch eine Wand von mittlerer Höhe mit einem Durchgang abgetrennt, so daß es leicht ist, von dem größeren in den kleineren hineinzusehen, in dem Sitze und Kniebänke wie im größeren stehen.“ In der Klosterkirche von Klosterrath ist nun eine architektonische Auszeichnung des Chorus minor , wie sie für die Hirsauer Tradition angenommen wird, nicht nachweisbar. Auch für Hirsau gibt es keine bauarchäologischen Belege. Die Interpretation Adolf Mettlers, auf den diese These zurückgeht, basiert einzig und allein auf den Hirsauer Konstitutionen (I,38). Auf diese bezieht sich auch der oben zitierte Passus, jedoch ohne eine architektonische Umsetzung. Es dürfte sich beim Chorus minor vielmehr um eine der dem normalen Chorgestühl verwandten Gestühlseinheiten gehandelt haben, die unmittelbar an die des Chorus maior anschlossen. Der offensichtlich mobile Charakter bedeutet auch, dass die durch Pfeiler ausgezeichnete letzte östliche Raumeinheit im Mittelschiff vor der Vierung nicht zwangsläufig als realer Ort des Chorus minor anzusehen ist. Denn die Übernahme der Bauform aus Tradition muss nicht zwingend mit der realen Ausgestaltung des Chorraumes zusammenfallen. Aus den Consuetudines geht nur hervor, dass Chorus minor und Chorus maior miteinander verbunden sind. Die konkrete Aufstellung des Gestühls im Kirchenraum konnte je nach örtlichen Gegebenheiten und der Konventsstärke flexibel gehandhabt werden. Das Pfeilerpaar vor der Vierung änderte dann seinen Charakter, von der symbolischen Form zum Ornamentum .
3. Klosterkirchen von repräsentativer Schlichtheit
D as Stift Hamersleben avancierte zum ersten ostsächsischen Reformzentrum, dem wenige Jahre später Neuwerk bei Halle folgte. Aus Neuwerk kamen die Kanoniker für das Petrusstift auf dem Lauterberg, dessen Stifterfamilie die Markgrafen von Meißen waren, die später auch das Stift Zschillen (Wechselburg) gründeten und mit Kanonikern vom alten Hauskloster besetzten.
Hamersleben
Im Jahre 1107, kurz nach seiner Amtsübernahme, gründete Bischof Reinhard von Halberstadt auf bischöflichem Eigengut in Osterwieck ein Stift, dessen Kanoniker „nach der Regel des heiligen Augustinus fromm und gesetzestreu leben und alles, was in derselben Regel geschrieben und eingerichtet worden ist“, befolgen sollten. Nur wenige Jahre später wurde der Konvent aufgrund einer größeren Schenkung zweier adliger Damen, Thietburg und deren Tochter Mathilda, nach Hamersleben verlegt. Um zu verhindern, dass die Verlegung nicht als Neugründung interpretiert werde und damit Vogteirechte an Laien übergingen, überschrieb man den Besitz formal dem Domstift Halberstadt. Trotzdem verehrte der Konvent die beiden Damen quasi als Gründerinnen, was sich auch auf der spätgotischen Grabplatte, die heute in der Vierung liegt, zeigt. Auf ihr ist eine weibliche Figur mit einem Kirchenmodell dargestellt.
Unter der Leitung von Propst Thietmar († 1138) einwickelte sich das Stift zu einem religiösen Zentrum. Papst Paschalis II. (1099 – 1118) bestätigte 1116 die Stiftung und die Lebensweise. Vermutlich
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