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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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wurde hier der große Gelehrte Hugo von Sankt Viktor († 1141) in jungen Jahren erzogen.
    Trotz des relativ geschlossenen Gebäudeensembles von Kirche und Klausur ( Abb. 83 ) sind nur die Kirche und das aufgehende Mauerwerk der Sakristei aus romanischer Zeit weitgehend erhalten geblieben. Die alte Klausur, die nördlich der Kirche lag, wurde in den Jahren um 1600 abgebrochen und an selbiger Stelle erneuert. Hundert Jahre später erfolgte die barocke Umgestaltung. Darüber hinaus gingen an der Klosteranlage auch Reformation, verschiedene Plünderungen und Säkularisierung nicht spurlos vorüber.
    |88| Die Stiftskirche Sankt Pankratius ist eine dreischiffige, flach gedeckte, über kreuzförmigem Grundriss errichtete Säulenbasilika mit einer Querschnittfassade im Westen. Das Langhaus erstreckt sich über acht Fensterachsen ( Abb. 84 ). Die Arkaden werden von Säulen mit figürlich gearbeiteten Kapitellen getragen, wobei das östlichste Stützenpaar ohne Kapitelle als Pfeiler ausgebildet ist. Arkadenscheitel und Obergadenfenster sind axial aufeinander bezogen. Die aus Sichtmauerwerk bestehenden Arkaden werden von einem Schachbrettfries nicht nur horizontal abgeschlossen, sondern auch in der Vertikalen gegliedert. Beinahe die komplette südliche Seitenschiffsmauer wurde Ende des 17. Jahrhunderts mit größeren Rundbogenfenstern erneuert. Dagegen blieb die nördliche aufgrund des dahinterliegenden Kreuzgangs fensterlos. Dem Langhaus schließt sich ein weit ausladendes, niedrigeres Querhaus an, dessen Firsthöhe an der Dachtraufe ansetzt ( Abb. 85 ). Die Querhausarme sind zwar durch Chorschranken von der Vierung getrennt, oberhalb derselben jedoch durch eine Doppelarkade mit Mittelsäule zur Vierung hin geöffnet ( Abb. 86 ). Die Chorschranken besitzen an der östlichen Seite, vor dem Vierungspfeiler, jeweils einen Durchgang. Sie waren von den Rückseiten mit bildlichen Darstellungen (um 1240) versehen, von denen noch drei Apostel auf der Nordseite erhalten sind. Eine einst den Kanonikerchor nach Westen hin abschließende Schranke oder ein Lettner wurden wohl im Zuge der barocken Umgestaltung abgebrochen, wobei die genaue Position umstritten ist. Die Vierung über quadratischem Grundriss ist nicht ausgeschieden, jedoch wird sie durch zwei Triumphbögen in Westostrichtung angedeutet. Dem entspricht eine Anhebung des Fußbodenniveaus, sodass auch hier Kanonikerchor und Sanktuarium nochmals akzentuiert

    83 ▲ Hamers leben (Sachsen-Anhalt), Augustinerchorherrenstift, Grundriss der Klosteranlage im heutigen Zustand. Die subtile Staffelung der Ostpartie entsteht nur durch die geringeren Radien der eingezogenen Apsiden der Nebenkapellen.
    |89| werden. Das dreiteilige Presbyterium schließt mit leicht eingezogenen Apsiden, deren mittlere gegenüber den anderen etwas nach Osten hinausragt. Die Hauptapsis ist heute durch den barocken Altar nahezu völlig verstellt, sodass auch das Licht der Apsisfenster nicht mehr das Sanktuarium belichtet. Die Nebenkapellen in der Verlängerung der Seitenschiffe sind nach Norden bzw. Süden etwas hinausgezogen und besitzen Tonnengewölbe. Der Hauptaltarraum entspricht in der Fläche dem Vierungsquadrat, die langrechteckigen Nebenkapellen haben jeweils die Hälfte desselben. Betrachtet man das Presbyterium von außen, so zeigt sich im Fassadenquerschnitt ein mit Apsiden geschlossener dreischiffiger, basilikaler Chor. Hervorzuheben sind die Türme, die sich über den Seitenschiffen am Schnittpunkt von Lang- und Querhaus erheben. Ihre quadratischen Grundflächen gehen auf Traufhöhe des Langhauses in ein Achteck über. Der Außenbau ist, abgesehen von der Chorpartie im Osten, kaum gegliedert. Die Portale in der Westfassade sowie die Rundbogenportale im südlichen Querhausarm und in der nördlichen Nebenkapelle sind vermauert. Der Hauptzugang erfolgt heute über eine Tür im nördlichen Querhausarm, zwischen nördlicher Nebenkapelle und alter Sakristei bzw. über einen Zugang am westlichen Ende des südlichen Seitenschiffs.
    Der Innenraum besticht durch klare Strukturen und das Langhaus durch steile Proportionen. Nicht

    84 ▲ Hamersleben (Sachsen-Anhalt), Augustinerchorherrenstift, Klosterkirche, Blick vom Langhaus in den Chor. Die Abtrennung der Querhausarme gibt dem Mittelschiff eine Gerichtetheit nach Osten zum Altarraum hin.

    85 ▲ Hamersleben (Sachsen-Anhalt), Augustinerchorherrenstift, Klosterkirche, Ansicht von Osten. In Hamersleben sind die Querhausarme niedriger als das Langhaus, so

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