Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Seitenschiffsaußenmauern fluchtenden Mauern des Presbyteriums sowie deren merkwürdiger westlicher Anschluss an die Querhausapsiden zu neuen Fragen. Kummer nimmt deshalb einen erneuten Planwechsel an und geht davon aus, dass ursprünglich ein dreischiffiger Staffelchor mit apsidialen Schlüssen vorgesehen war, wie er u. a. in Paulinzella errichtet wurde. Dies würde schließlich mindestens vier Bauphasen bedeuten.
Das Volumen des Baukörpers der Hirsauer Klosterkirche Sankt Peter und Paul ist zwar relativ groß gewesen, die Gesamtgestaltung hingegen eher schlicht. In dem aus rotem Sandstein errichteten Bau blieben die Wandflächen im Wesentlichen ungegliedert, nur die Ecken am Außenbau wurden durch Großquader betont. Die sich in den Bauphasen spiegelnden Konzeptionswechsel legen nahe, dass bei Baubeginn kein zwingendes, bis in alle Details ausgearbeitetes Gestaltungskonzept vorlag, sondern während der Bauzeit flexibel Anpassungen vorgenommen werden konnten.
Allerheiligen Schaffhausen und das Priorat Wagenhausen
Allerheiligen Schaffhausen (Kt. Schaffhausen) wurde 1049 durch Ita und Eberhard von Nellenburg als Eigenkloster gegründet und später zur Grablege erkoren. Graf Eberhard trat 1075 selbst in seine Gründung als Mönch ein und starb dort drei Jahre später. Graf Burkhardt, der Nachfolger, verzichtete
|49| 1080 auf seine Rechte als Eigenkirchenherr, womit die freie Abtwahl ermöglicht wurde und dem Kloster auch Zins- und Marktrechte zufielen. Der Abt war zugleich Stadtherr, Graf Burkhardt blieb Klostervogt. Letzterer bat Abt Wilhelm von Hirsau um Mönche zur Reformierung des Konvents. Konflikte blieben nicht aus, sodass Abt Siegfried († 1096) sogar den Konvent umsiedeln wollte. Dennoch nahm das Klosterleben um die Jahrhundertwende einen neuen Aufschwung.
41 ▲ Schaff hausen (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster Allerheiligen, Grundriss der Klosterkirche. Hervorzuheben sind die Apsidiolen an der Ostwand des Querhauses, die nicht am Außenbau erscheinen, sowie die Öffnungen des Sanktuariums durch Doppelarkaden zu den Nebenkapellen.
Um 1090 wurde eine neue Klosteranlage begonnen, die in Teilen um die bestehende alte Klausur herumgebaut wurde. Allein das Projekt der Klosterkirche – sie sollte fünfschiffig werden – war sehr ambitioniert und kam über die Grundmauern nicht hinaus. Schließlich wurde es korrigiert und über den bestehenden Grundmauern eine kleinere Klosterkirche errichtet. Diese war um 1105 fertiggestellt. Sie gilt als erster Nachfolgebau Hirsaus. Trotz späterer Um- und Einbauten zeigt die heutige Kirche im Wesentlichen noch ihre romanische Gestalt ( Abb. 40 ).
Die Klosterkirche wurde als flach gedeckte Säulenbasilika über kreuzförmigem Grundriss ausgeführt ( Abb. 41 ). Das Langhaus erstreckt sich über acht Fensterachsen, d. h. über sechs Säulenpaare und ein Pfeilerpaar westlich der Vierung. Die Obergadenfenster sitzen jeweils über dem Bogenscheitel der Arkaden, die aus steinsichtigem Quadersteinmauerwerk errichtet wurden und deren Bögen aus wechselnden roten und grauen Sandsteinen bestehen. Getragen werden sie von Säulen, bestehend aus Basis, monolithen schlanken Schäften, mit doppelten Schilden verzierten Würfelkapitellen und Kämpfern. Das östlich abschließende Pfeilerpaar mit Kämpfern unter dem Bogenansatz ist im Querschnitt quadratisch und aus rotem Sandstein aufgemauert. Die Obergadenwände sind verputzt. Die heutige Holzdecke stammt von 1956.
Das Querhaus ragt über die Seitenschiffe hinaus und wird von der Vierung dominiert, in der sich einst wohl der Mönchschor befand. Das Vierungsquadrat fungiert für den gesamten Kirchenbau als Grundmodul. An der nördlichen Stirnwand des Querhauses und an der südlichen Westwand desselben befinden sich Durchgänge. Auffallend sind die Apsiden in der Querhausostwand, die rechteckig ummantelt wurden und am Außenbau nicht in Erscheinung treten.
Das Presbyterium war ursprünglich dreischiffig, wobei der mittlere Altarraum annähernd quadratisch angelegt ist und über die Seitenräume nach Osten hinausragt. Die Fenstergruppe mit den drei Rundbogenöffnungen ist rekonstruiert. Es handelt sich hier um ein eingezogenes Altarhaus. Die Chornebenräume befanden sich in Verlängerung der Seitenschiffe des Langhauses. Die Wände zum zentralen Altarraum sind durch einen Doppelbogen, der von einem Pfeiler getragen wird, geöffnet. An der Nordostseite des Presbyteriums ist ein Glockenturm angefügt.
Während der Vorgängerbau
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