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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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    89 ▲ Lauterberg / Petersberg bei Halle (Sachsen-Anhalt), Augustinerchorherrenstift, Grundriss der Klosterkirche. Der Grundriss zeigt die verschiedenen Zäsuren der Klosterkirche bis in das 17. Jh. hinein. 1 Alte Kapelle, 2 Sanktuarium des Vorgängerbaus, 3 Langhaus, 4 Westbau, 5 Chorneubau.
    |92| Herminold begonnen worden sein, doch war dieses Projekt nur von kurzer Dauer. Schon unter Propst Lothar (1128 – 1137) wurde ein erheblich größerer Neubau begonnen. In der Klosterchronik (S. 17 f.) heißt es: „ Er legte die Fundamente der Stiftskirche und ließ den Teil der Kirche errichten, der vom Turm bis zum Heiligkreuzaltar reicht. Zuvor hatten die damaligen Brüder den Gottesdienst in der Alten Kapelle gefeiert; ihre Wohnräume lagen westlich dieser Kapelle.“ Das Jahr der Weihe ist nicht überliefert. Doch berichtet die Klosterchronik, dass Propst Meinher (1137 – 1152) die Stiftskirche vollenden ließ und der Magdeburger Erzbischof, Friedrich von Wettin (1142 – 1152), sie weihte.

 
    |119|
    VI ♦
    Die Kartäuser
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    1. Die Kartäuser im deutschen Sprachgebiet
    V erglichen mit den fast zeitgleich entstandenen Orden der Zisterzienser oder Prämonstratenser, breiteten sich die Kartäuser eher moderat aus. Im Spätmittelalter jedoch, als die alten Reformorden stagnierten oder gar schwanden, prosperierten sie ungewöhnlich stark. Um 1400 existierten, einschließlich jener Gründungen, die nicht von Dauer waren, circa 200 Kartausen, von denen rund die Hälfte im 14. Jahrhundert entstand.
    In Deutschland wurde die erste Kartause ( Mons Sancti Michaelis ) im Jahre 1320 vom Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (1306 – 1320) initiiert. Die Mönche ließen sich 1323 nahe der Stadt nieder. Nach der Gründung von Grünau in Franken 1328 durch eine Adlige riefen die Erzbischöfe von Trier und Köln ebenfalls Kartäuser an ihre Residenzstädte. 1332 entstand die Domus Sancti Albani in Trier und 1334 die Domus Sanctae Barbarae in Köln. Unterstützt von bedeutenden Patrizierfamilien wurde auf Initiative des Bürgermeisters Johannes Snewlin die erste bürgerliche Stiftung, die Kartause Domus Montis Sancti Johannis , in Freiburg etabliert. Die Gründungswelle, der weitere Stiftungen angehörten, endete schließlich 1351 mit der Übernahme des aufgelassenen prämonstratensischen Frauenklosters im fränkischen Tückelhausen ( Cella salutis ). Eine zweite Welle, die 1372 einsetzte, ging mit der Gründung der norddeutschen Klöster Marienehe ( Domus legis Mariae ) bei Rostock (1396) und der Übernahme einer fehlgeschlagenen Klostergründung in Ahrensböck (1397), nördlich von Lübeck, zu Ende.
    Das Aufblühen der Kartäuser im 14. Jahrhundert spiegelte sich ebenso in der Ordensorganisation. Im Jahre 1301 wurden die ersten fünf Provinzen gegründet (Frankenreich, Provence, Lombardei, Burgund und Genf/Savoyen). In der Folgezeit kam es zu Neugründungen und Unterteilungen. Die deutsche Provinz Alemannia wurde 1335 auf dem Generalkapitel beschlossen, fünfzehn Jahre nach der Gründung der Mainzer Kartause. Zwanzig Jahre später, als der erste Gründungseifer erloschen war, wurde sie in die Provincia Alemannia Superioris und Provincia Alemannia Inferioris unterteilt. Im Jahre 1400, nach dem Abebben der zweiten Welle, teilte man die niederdeutsche Provinz in die Provincia Rheni und die Provincia Alemannia Inferioris auf. Zwölf Jahre später erfolgte die Gründung der Provincia Saxoniae , die aus Kartausen der nieder- und oberdeutschen Provinzen gebildet wurde. Damit ergab sich im 15. Jahrhundert eine Aufteilung in vier Provinzen: die oberdeutsche, niederdeutsche, rheinische und sächsische Provinz.
    Der Aufschwung der Kartäuser im Spätmittelalter mag viele Gründe gehabt haben. Zu diesen zählten sicherlich die dauerhafte Strenge monastischer Disziplin, die vor allem durch eine restriktive Aufnahmepolitik gesichert wurde, die kontemplative Ausrichtung, die im 14./15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Mystik, zusätzliche Anziehungskraft besaß, sowie eine strikte Weltflucht durch eine gut abgeschirmte Gemeinschaft von Einsiedlern. Für Adlige, die als Stifter auf eine geistliche Gegenleistung im Sinne von Fürbitten, Grablege und Totengedenken hofften, versprach ein strenges monastisches Leben eine größere spirituelle Wirkkraft und, mit Blick auf das eigene Seelenheil, einen höheren Lohn. Diese religiöse Strenge dürfte auch kirchliche Würdenträger bewogen haben, Kartäuser beispielgebend anzusiedeln, zumal

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