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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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sie, das Begräbnis ausgenommen, nie seelsorgerisch aktiv wurden. So wurde den privilegierten Laien, die Zutritt zum Westteil der Klosterkirche erhielten, um |120| an Gottesdiensten teilzunehmen, weder gepredigt noch die Beichte abgenommen.
    Die Gründung eines Kartäuserklosters unterschied sich stark von denen anderer Reformorden. Sie siedelten sowohl auf dem Berg oder auf Anhöhen (Tückelhausen, Koblenz) als auch in Tälern oder Niederungen (Grünau) sowie vor oder in Städten (u. a. Basel, Erfurt, Köln). Kartausen benötigten nicht nur für den großen Kreuzgang mit den Einzelzellen, die Galilea maior , ein relativ großes, zudem ebenes Areal, sondern auch genügend Raum für den gemeinsamen wöchentlichen Spaziergang der Mönche innerhalb der Klostermauern. Dies stellte vor allem städtische Niederlassungen vor größere Probleme. Schließlich ist festzustellen, dass es wohl nicht ungewöhnlich war, aufgelassene Klöster zu übernehmen, wie die von Benediktinern (Prüll, Konradsburg), von Chorherren (Koblenz, Buxheim und Crimmitschau) oder von Prämonstratensern (Tückelhausen).
    Bis auf wenige Ausnahmen, wie z. B. die Stiftung der Kartause in Eisenach ( Domus Sanctae Elisabethae ) im Jahre 1378/80 durch den erst wenige Jahre zuvor gegründeten Erfurter Konvent ( Domus Montis Sancti Salvatoris ), ergriffen die Kartäuser nur selten die Initiative. Sie warben auch nicht offensiv für ihr Lebensideal. Es waren vor allem Stifter aus dem hohen Klerus, dem vermögenden Adel und dem wohlhabenden Bürgertum, die sich hier engagierten. Der Bau von Konventsgebäuden und Wirtschaftshof bei gleichzeitiger Beschränkung der Zahl der Mönche, entweder auf maximal 12 oder 24 sowie die der Laienbrüder auf 16, erforderte einen sehr hohen Stiftungsaufwand pro Kopf, den nicht jeder Willige leisten konnte. Fundatoren mussten entweder einmalig großzügig Einkünfte schenken oder über Jahre solvent sein, weil der Konvent erst nach einer längeren Anlaufphase die nötigen Einnahmen selbst erzielen konnte. An vielen Stiftungen ist zu beobachten, dass zwischen Gründung eines Klosters und der Inkorporation des Konvents in den Kartäuserorden einige Jahre vergehen konnten. Die Rückschau zeigt, dass die Kartäuser gegenüber ihren Gründern äußerst vorsichtig waren, was das Scheitern von Stiftungen letztlich doch nicht gänzlich ausschließen konnte.
    Eine letzte Besonderheit betrifft den Baufortschritt bei Neugründungen. Da Bauaufwand und eigene Wirtschaftskraft in einem sehr ungünstigen Verhältnis standen, zumal auch die Bauleistungen komplett als Fremdleistungen eingekauft werden mussten, wurden die Mönchszellen entsprechend der geleisteten Zuwendungen etappenweise errichtet. Nach einer größeren Anschubfinanzierung, die das monastische Leben auf einem Minimum sicherte, war es nun möglich, durch kleinere Stiftungen einen größeren Kreis von potenziellen Gebern zu erreichen, da der Aufwand für den Bau einer Mönchszelle sowie für den Lebensunterhalt des Mönchs einen geringeren finanziellen Einsatz erforderte. War die Kapazität des zu Beginn der Baumaßnahmen abgesteckten großen Kreuzganges erreicht, konnte bei weiterem Bedarf wie in Buxheim ein Kreuzgangarm verlängert oder wie in Nürnberg eine zweite Reihe hinter bereits bestehenden Zellen eröffnet werden.
    Zum Kartäusermönch berufen fühlten sich im 14. und 15. Jahrhundert vor allem ehemalige Kleriker, die ein Leben in Meditation und Gebet begehrten. Die ausgeprägt kontemplative Lebensweise, die für den einzelnen Mönch eine hohe Attraktivität besaß, weil er für Gott frei sein konnte, hatte für Amtsinhaber des Konvents, wie Heinrich Rüthing darlegt, eine nicht unbeträchtliche Kehrseite. Bestimmte Ämter tangierten nicht nur die Welt, denn das Kloster war zugleich Grundbesitzer und Grundherr, sondern sie waren auch zeitraubend. Hinzu kam, dass in der Verwaltung und Organisation erfahrene Mönche im Interesse des Ordens in andere Konvente geschickt oder gewählt werden konnten. Die Klage des Priors der Trierer Kartause, Petrus von Mainz (1415 – 1419), ist wohl nicht nur topisch. Von ihm hieß es: „Er pflegte zu sagen, dass er sich mehr vor dem Amt des Priors fürchte als vor dem Teufel und der Hölle.“
    2. Bauen für ein eremitisches Gemeinschaftsleben
    W ie bei den vorangegangenen Orden lassen sich auch für die Kartäuser keine Bauvorschriften im engeren Sinn zusammentragen und ihre Klöster mussten, aufgrund der beschränkten Zahl der Konversen,

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