Mittelmeertraeume mit einem Prinzen
schnell genug in ihre Suite kommen konnte. Als sie die Tür öffnen wollte, umfasste er ihre Arme und drehte sie zu sich herum.
Dottie stand so dicht vor ihm, dass er ihren zarten Pfirsichduft wahrnahm. Sie atmete schneller, was jedoch nicht an mangelnder Kondition liegen konnte. „Bitten Sie mich herein“, flüsterte er, weil er ihren Widerstand spürte. „Ich brauche endlich eine Antwort von Ihnen und möchte mich nicht hier im Flur mit Ihnen unterhalten.“
„Tut mir leid, aber wir haben nichts zu besprechen. Ich bin furchtbar müde.“
„Zu müde, um mir zu sagen, was Ihnen so große Angst gemacht hat, dass Sie zittern?“
Ein gequälter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Ich wünschte, ich wäre nicht nach Hellenica gekommen. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich den Auftrag abgelehnt.“
„Warum das? Wenn ich irgendetwas getan habe, das in Ihren Augen unverzeihlich ist, müssen Sie es mir erzählen.“
„Das haben Sie natürlich nicht.“ Dottie schüttelte den Kopf, sah ihn dabei jedoch nicht an. „Es hat mit Zoe zu tun.“
„Weil sie Sie hartnäckig Mama nennt?“
„Unter anderem.“
Widerstrebend ließ Alex sie los. „Das verstehe ich nicht.“
Nun wich sie einen Schritt zurück. „Vor fünf Jahren sind mein Mann und mein Sohn bei einem schrecklichen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Ein Betrunkener ist frontal mit ihnen zusammengestoßen.“ Tränen rannen ihr über die Wangen. „Die beiden waren mein Lebensinhalt. Cory war damals genauso alt wie Zoe jetzt.“
Alex war entsetzt.
„Er hatte auch ein Sprachproblem, allerdings konnte er die Selbstlaute nicht richtig aussprechen. Mit einer Therapeutin hatte ich ein Jahr lang mit ihm gearbeitet, und er war gerade an dem Punkt angelangt, dass er deutlich ‚Daddy‘ sagen konnte, als er …“ Ihr versagte die Stimme, und es dauerte einen Moment, bis sie sie wiederfand. „Ich habe mit vielen verschiedenen Kindern gearbeitet, aber Zoe ist das Erste, das mich an ihn erinnert. Als sie neulich gelacht hat, hat es genauso geklungen wie bei Cory.“
„Sie haben es sich nicht anmerken lassen“, meinte er rau.
„Und darüber bin ich froh.“ Es schien so, als würde sie ein Schluchzen unterdrücken. „Es fällt mir immer schwerer, Zeit mit ihr zu verbringen, ohne zusammenzubrechen. Deswegen bin ich heute nicht mitgekommen. Ich … ich dachte, ich hätte meine Trauer jetzt im Griff, aber offenbar habe ich mich geirrt.“
Alex atmete tief durch. „Vielleicht wünschen Sie, Sie wären nicht nach Hellenica gekommen. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Sie etwas für meine Tochter tun, das nur Sie können. Ihre Methoden sind so erfolgreich, dass ich mir schon keine Sorgen mehr um Zoe mache. Und egal, wie sehr Sie noch um die beiden trauern, ist es nicht ein schönes Gefühl, so helfen zu können, wie Sie damals Ihrem Sohn geholfen haben? Hätte Ihr Mann nicht dasselbe für Ihren Sohn getan, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären?“
Wieder wandte sie den Blick ab. „Ja“, flüsterte sie, „aber …“
„Aber was? Erzählen Sie mir alles.“
„Es ist nur so, dass ich mich … schuldig fühle, weil ich an jenem furchtbaren Tag nicht bei ihnen war.“
„Das ist ganz normal.“
„Ja.“
„Mir ging es nach Teresas Tod ähnlich. Es hat lange gedauert, bis ich davon überzeugt war, dass wir alles Menschenmögliche für sie getan hatten und ich um Zoes willen weitermachen musste.“
Dottie nickte.
„Das wäre also geklärt. Von jetzt an werden wir nach dem Unterricht am Vormittag am Nachmittag im Swimmingpool weitermachen. Beim Spielen können wir das Gelernte anwenden. Vielleicht schaffen Sie es, Ihre Trauer zu verarbeiten, wenn Sie sich vor Augen führen, dass Sie Zoe helfen. Gehen Sie das Risiko ein. Und ich kann jetzt mehr Zeit mit Zoe und Ihnen verbringen.“
„Ja, das habe ich gemerkt.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Sie sind ein bemerkenswerter Mann.“
„Das liegt an Ihnen, Dottie. Dank Ihnen habe ich ein ganz neues Verhältnis zu meiner Tochter aufgebaut. Dafür werde ich Ihnen nie genug danken können.“
„Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken. Ich freue mich für Sie beide.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Morgen nehmen wir uns das W vor. Gute Nacht, Alex.“
5. KAPITEL
Was für ein Luxus! Bis sie vor zehn Tagen in den Palast gekommen war, hatte sie noch nie so ein Leben geführt. Nach einem mehrgängigen Menü zum Mittag genoss Dottie es, auf einer Liege am
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