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Mittelreich

Mittelreich

Titel: Mittelreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Bierbichler , MITTELREICH
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fragte er in die Runde und schaute aggressiv in die teils hämischen, teils verständnislos leeren Gesichter der anderen, das ist ein Monopol, was der Brenner da hat, und ein Monopol ist was Kommunistisches. Russisch. Breschnew. So, jetzt wisst ihr es, wie weit es schon gekommen ist, seit die Sozi bei uns mitregieren.
    Ein Monopol ist also kommunistisch! Aha.
    Das nahmen sie beim Holzwirt ohne Widerspruch zur Kenntnis.
    Wird schon stimmen, was der Storch da sagt, dachten sie stillschweigend, der muss es wissen, denn der kommt herum. Unsereiner hat dafür keine Zeit. Und das Wort Monopol hatten einige auch schon mal gehört. Aber wie es auszudeuten sei, das wusste keiner. Dem Klang nach schien es hohl, dunkel und tief und tatsächlich eher lichtscheu, gesindelhaft zu sein, und da könnte es schon sein, dass es was Kommunistisches ist.
    Dann muss er dir halt hin und wieder mal beim Schlachten helfen, dein Bub, damit er nicht verhungert, mitten unter seine neuen Auto drin, spottete mit seiner heiser leisen Stimme, in der vom Rauchen und vom Saufen schon der Rachenkrebs sein Recht auf Zukunft angemeldet hatte, der arbeitslose Zimmerergeselle Müller Heinz vom Nebentisch herüber. Wirt! Bring mir noch ein Weißbier, rief er hinter die Schänke, damit ich nicht verdurstet bin, bevor dem Zuber sein Bub verhungert ist.
    Der Zuber nahm dem Müller seinen Spott nicht übel. Im Gegenteil! Er blühte auf, wenn andere ihn mit ausgefeilten Sprüchen reizten. Dann fühlte er sich eingeladen, mit hart geprägter Münze heimzuzahlen.
    Brauchst keine Angst nicht haben, Heinze, sagte er vergnügt zum Müller, verhungern tut mein Bub noch lange nicht. Wenn es für den knapp wird, kann er den Betrieb verkaufen, weil der ihm ja gehört. Aber was machst du, wenn dir das Arbeitslosengeld zum Saufen ausgeht? Verkaufst dann deine Kinder, deine ledigen, damit du weiter saufen kannst? Oder schickst lieber deine Alte am Wochenend nach Seestadt hinunter, damit sie was dazuverdient?
    Seestadt war noch sehr weit weg. Und was weit weg war, galt immer als verrufen. In Kirchgrub meinten viele, auch in Seestadt gäbe es schon Freudenhäuser, nicht nur in der Hauptstadt.
    Lass meine Kinder draußen! Die gehn dich einen Scheißdreck an, schrie der Heinze ohne Witz rüber. Kümmer du dich um dein eigenes Gschwerl, ich kümmer mich um meins.
    Damit sank er wieder zurück auf seinen Platz, von dem er sich kurz erhoben hatte, sank zurück und sank, versank immer tiefer und tiefer, versank in verständnislosem, leiser und heiserer werdendem, dumpf grollendem Lallen. Er hatte bereits den Grand ziemlich voll, und beleidigen konnte ihn nichts mehr. Nichts Konkretes. Trösten aber auch nicht. Er war mittlerweile so gesunken, im Leben und am Biertisch, dass ihm seine ganze Existenz und alles, was um sie herum geschah und Einfluss auf sie nahm, wie eine einzige, nie mehr zu entschuldigende Beleidigung vorkam.
    Der Zuber aber hatte schnell erkannt, wie es schon wieder um den Heinze stand, und seine Lust aufs Weitermachen war dahin. Einen, der sich mit einer schon beinahe triebhaften Lebensuntüchtigkeit selber so sehr heruntergewirtschaftet hatte wie der Müller, so einen wollte er nicht noch demütigen. Er hatte es vorgehabt. Für ihn war eine verbale Auseinandersetzung dieser Art immer erst dann beendet, und er selbst zufrieden, wenn sein Gegner vor den anderen blamiert war. Aber das schien ihm jetzt zu unwürdig. Damit wäre er jetzt nicht zufrieden gewesen. Drum schraubte er sich herunter und verlangte beim Wirt nach einem doppelten Obstler.
    Wie hast jetzt du das vorher gemeint, Storch, dass die Kommunisten vom VW mit ihrem Monopol deinem Buben das Geschäft ruinieren?
    Diese Frage kam vom alten Zacher, der seinen Hof vor einem Jahr an seinen Sohn, den jungen Zacher, übergeben hatte und seitdem immer gerne mal am Tag auf eine Halbe oder zwei zum Holzwirt kam, auch wochentags.
    Wie ich das gemeint hab? Ja wie denn schon! Wenn einer schon was hat, dann kriegt er immer noch mehr. Wo der Teufel einmal hingeschissen hat, da scheißt er immer wieder hin. So hab ich das gemeint. Der Brenner hat ja seinen Diridari schon. Jetzt pfuscht er aber bei meim Buben auch noch ins Geschäft hinein. Und das ist alles ganz legal. Da kriegt er keinen Strafbefehl dafür.
    Aber es ist doch noch nicht so, bohrt der Zacher weiter in den Zuber, dass der ihm seine ganze Werkstatt nehmen kann, der Brenner deinem Buben seine, mein ich?
    Nein, nein, natürlich nicht! Die Werkstatt muss er

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