Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittelreich

Mittelreich

Titel: Mittelreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Bierbichler , MITTELREICH
Vom Netzwerk:
ihm schon lassen. Damit muss er ja die Prämien erwurschteln, die der Brenner nachher wieder abkassiert.
    Ja dann is schon gut. Das wollte ich nur wissen, beruhigte sich der Zacher. Dann is ja nicht so schlimm. Ich hab jetzt grad schon fast gemeint, die könnten meinem Buben schon den ganzen Hof und Grund wegnehmen. Dann hätte ich ihm nämlich sagen müssen, dass er einen Zaun um alle Äcker und die Wiesen baut.
    Ja, bau nur einen Zaun um alle Äcker und die Wiesen, äffte der Zuber da den Zacher nach, dass keiner deine Wiesenampfer klaut!, und hatte jetzt nicht die geringste Lust mehr darauf, mit diesem Thema weiter Stammtischpolitik zu treiben, bei so viel tauben Nüssen und verschrumpeltem Verstand um ihn herum. Hans, bring mir noch an Doppelten!, rief er dem Holzwirt in die Küche nach, einen Doppelten und noch ein kleines Bier. Und nachher zahl ich.
     
    Die vorübergehende Aufregung am Stammtisch hatte sich wieder gelegt, die Ellenbogen der Umsitzenden stützten sich wieder mit vollem Gewicht auf den Tisch auf, und die aufgescheuchten Gedanken zogen sich langsam wieder in die verengten Blutwege der Hirnwindungen zurück, um gleich hinter der Stirn hängen zu bleiben. Dösend und ein wenig müde schon, wartete ein jeder auf eine neue brauchbare Eingebung oder den nächsten krachenden Witz eines anderen.
     
    Und wenn dein ... dein Bub da ... wenn der mit die Ko... ko...Kommunisten da ... ja ... wenn er mit die allein nicht fertig ... fertig ... also ... ja ... wird, gell, dann kannst du ... kannst du ihm ja einen Au...au...ahhh...au...Aufnahmeantrag ... also Au...Aufnahmeantrag für unsere Pa...Pa...Partei mitnehmen ... Ja ... kannst du machen ... Ob mir den dann aber dann aufnehmen ... haha ... gell ... das ist noch lang nicht au au ausgemacht. Gell! Da...da...damit das klar ist. Gell. Weil Gr...Gr...Grrrr...Grrrr...Groß...Grrrroßkopferte ... ja ... die werden normalerweise ah ... n...n n n nicht zugelassen ... gell ... bei uns ... und von dene die Buben au au au auch nicht ... gell ... erst recht nicht ... dass du es weißt ... du...du...du Hau au aua au au hau Haubentaucher du, gell ... ts...ts...ch...tsch.
     
    Alle schauten jetzt den Müller Heinze an. Alle schauten sie mit Nachsicht. Keiner schaute feindlich. Sie wussten alle, was er meinte, auch wenn er sich grad schwergetan hatte, sein Angebot zu offerieren. Sie wussten alle, dass der Heinze erst vor kurzem aus der Christ-Partei herausgetreten war, als man ihm die Arbeit aufgekündigt hatte, aus der Partei, in der sie selber alle drinnen waren oder die sie, sagen wir, zumindest immer wählten, und in die neue National-Partei hineingetreten war. Das wussten alle. Aber das war weiter auch kein Drama. Die neue NPD -Partei war ja im Grunde auch nicht anders als die alte christliche Partei. Sie war nur kleiner. Und deshalb war man lieber bei der alten, weil man sich da zu den Mehreren gesellen konnte. Obwohl die NPD -Partei schon manchmal besser war für manche Sachen. Die redeten viel deutlicher daher in vielen Dingen. Und auch der Zacher hatte, als er von dem Zaun sprach vorher, den man gegen monopole Kommunisten würde bauen müssen, wenn sie einem den Besitz wegnehmen wollten, an die NPD -Partei gedacht. Als Stacheldrahtzaunpfosten hatte er die N -Partei sich vorgestellt. Der Stacheldraht hätt ruhig ein christlicher sein dürfen, der schaut ja eh wie eine Dornenkrone aus. Nur die Pfosten halt, die den Draht auf Spannung halten, die hätte er sich schon stabil gewünscht, wenn es so weit kommen sollte. Aber solange es so weit noch nicht gekommen war, langte ihm die Christ-Partei auch für die Pfosten. Hauptsache, die Kommunisten und die Fremden kommen nicht zu nah heran.
    Denn jeder hatte mindestens schon einmal, wenn er auf dem Amt was unterschreiben musste oder neue Schuhe fällig waren oder wenn er sich beim Arzt den Blutdruck messen ließ oder in der Baywa ein Ersatzteil für den Bulldog kaufte, einen Itaker gesehen in der Kreisstadt unten. Es wurden neue Häuser hingebaut, fast überall, in und um die Kreisstadt rum, und da konnte man sie sehen, diese Italiener, mit den glatt zurückgekämmten schwarzen Haaren auf dem Kopf, wie Dachpapp auf dem Häusl, und den gekräuselten auf ihrer Brust, wie bei die Affen. Und in Seedorf hatte sich der Zehment Jackl als Hilfsarbeiter einen Griechen kommen lassen für sein Baugeschäft, weil der viel anspruchsloser und vor allem auch viel billiger als auf dem Arbeitsamt die deutschen Arbeitslosen war, denen er

Weitere Kostenlose Bücher