Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
hielt sie fest, als wäre sie eine tatterige Greisin, die Hilfe beim Überqueren der Straße brauchte. Ärgerlich schüttelte sie seine Hand ab und sagte: »Ich komme allein zurecht.« Prompt lief sie gegen einen Baumstumpf.
»Seien Sie nicht so stur.« Dev amüsierte sich sichtlich. »Ist es bei Tara auch so schlimm wie bei Ihnen?«
»Schlimm? Bei mir? Was habe ich denn falsch gemacht? Tara ist viel schlimmer dran, sehr viel schlimmer. Auch wenn es nicht ihre Schuld ist.« Daisy drohte ihm mit dem Finger.
»Ach nein?« Er nickte und ließ ihr ihren Willen. »Wessen Schuld ist es dann?«
»Dominic Cross-Calverts Schuld, Ihr ach so wundervoller Freund. Er macht Probleme!« Schon während sie die Worte aussprach, fragte sich Daisy dumpf, warum sie ihm das sagte. Aber schließlich war Dev kein enger Freund von Dominic. Warum sollte er also nicht erfahren, was Dominic ausheckte?
»Probleme? Welcher Art?«
»Er belästigt Tara. Ständig besucht er sie. Also wirklich, er ist gerade mal zwei Monate verheiratet und trotzdem lässt er ihr keine Ruhe!«
Ihre Schritte knirschten durch den schmelzenden Schnee. Dev legte den Kopf schräg. »Warum sagt Tara ihm nicht einfach, dass sie ihn nicht mehr sehen möchte?«
Mein Gott und das wollte ein intelligenter Mann sein.
»Weil sie ihn sehen will!« Daisy breitete verzweifelt die Arme aus. »Hören Sie, Tara hatte in letzter Zeit viel Pech. Sie hat ihr Selbstvertrauen eingebüßt. Und plötzlich kommt Dominic daher, versprüht literweise Charme und sagt ihr, wie sehr er sie liebt und dass er Annabel nie hätte heiraten sollen … Tara fühlt sich geschmeichelt! Sie glaubt ihm!«
»O bitte. Wie alt ist Tara gleich wieder? Sie ist doch keine sechzehn mehr. Wir wissen beide, dass sie keine Unschuld vom Lande ist.« Dev schüttelte mitleidvoll den Kopf. »Seien wir ehrlich, Ihre Freundin Tara ist die Vergnügungssucht in Person. Ich wette, sie genießt jede Sekunde.«
»Er führt sie hinters Licht!« In ihrer Wut blieb Daisy abrupt stehen und riss sich von Dev los. »Ist das zu fassen? Er ist der Schweinehund, und Sie geben dennoch Tara die Schuld!«
Sie waren nur noch fünfzehn Meter vom Hoteleingang entfernt, und Dev senkte die Stimme.
»Vielleicht ist sie ja das Miststück. Haben Sie diese Möglichkeit jemals in Betracht gezogen?«
»Wie können Sie es wagen!« Daisy war zu wütend, um sich über ihren Lärmpegel Gedanken zu machen. »Sie haben vielleicht Nerven!«
»Na gut, ich will Sie etwas fragen. Wenn Sie einem Mann begegnen, der erst seit wenigen Wochen verheiratet ist, würden Sie dann mit ihm ins Bett gehen?«
»Natürlich nicht!«
»Sicher nicht?«
»Nein, würde ich nicht, aber das ist etwas anderes.«
»Es ist genau dasselbe. Ihre Freundin ist ein Flittchen, und Sie nehmen sie auch noch in Schutz«, schoss Dev zurück. »Sie geben allen anderen die Schuld … «
»Nicht allen .«
»O doch. Sogar mir, und ich verstehe beim besten Willen nicht, wieso.«
Daisys Blick sprühte Funken. Sie hätte ihm am liebsten einen Schlag versetzt. Es war nicht fair, mit jemandem zu streiten, wenn man betrunken war, der andere aber stocknüchtern. Und wenn der andere verstörend attraktiv war und man selbst die Gummistiefel verkehrt herum trug.
»Erklären Sie es mir«, verlangte Dev hartnäckig. »Sagen Sie mir, was das Ganze mit mir zu tun hat. Und wo Sie gerade dabei sind, sagen Sie mir auch, warum Sie vorhin so überaus deutlich durchblicken ließen, dass Sie mich nicht in Ihrem Hotel haben wollen.«
Scheiße. Scheiße. Scheiße.
»Sie sind ein Mann. Sie sind Dominics Freund. Wenn Sie verheiratet wären, würden Sie wahrscheinlich ebenfalls Ihre Frau betrügen.« Wild gestikulierend geriet Daisy ins Schwanken. »Sie halten Tara für ein Flittchen, aber Dominic macht Ihrer Ansicht nach nichts Unrechtes … « Hoppla, beinahe wäre sie zu Boden gegangen. Devs Arm schoss gerade noch rechtzeitig vor, packte sie nicht gerade sanft am Ellbogen und zog sie an sich.
»Ich verstehe es immer noch nicht. Wollen Sie damit sagen, dass ich hier unerwünscht bin, weil ich ein Freund von Dominic bin? Oder weil Sie sich in meiner Gesellschaft unwohl fühlen?«
Daisy spürte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht.
»Ich … ich … « Jämmerlich. Ihr fiel einfach keine geistreiche Erwiderung ein.
»Liegt es daran?« Dev sah sie mit seinen dunklen Augen bohrend an, als ob er direkt in ihr nutzloses, leeres Hirn blicken konnte. »Bereitet Ihnen meine Anwesenheit Kummer, weil Sie
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