Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Achterbahnfahrt.
»Hmpf«, stotterte sie, als Dominics Mund sich auf ihre Lippen presste, während seine Hände gleichzeitig den Verschluss ihres Büstenhalters suchten. Der Brechreiz schwappte wie ein wirbelnder Derwisch hoch. Sie riss sich los, presste die Hand auf den Mund und rannte an dem erstaunten Dominic vorbei ins Badezimmer.
Die nächsten fünf Minuten waren die allerallerschlimmsten in Taras Leben. Sie würgte und übergab sich lautstark und unsauber, bis es nichts mehr gab, was sie noch ausspucken konnte. Schließlich hörte sie Dominic durch die verschlossene Badezimmertür: »Tara? Geht es dir gut?«
O ja, blendend, Liebling, habe mich nie besser gefühlt.
Das sprach Tara natürlich nicht laut aus, sie war zu sehr damit beschäftigt, peinlich berührt im Badezimmerboden zu versinken. Wenn es etwas geben sollte, das noch weniger sexy und betörend war als das Geräusch einer Frau, die sich übergab, dann wusste sie nicht, was das sein könnte.
Innerhalb von dreißig Sekunden fand sie das jedoch heraus. Die rasiermesserscharfen Schmerzen in ihrem Bauch wurden stärker, ihre Gedärme verflüssigten sich und sie schaffte es gerade noch rechtzeitig auf das Klo.
Nach Gott weiß wie langer Zeit – wahrscheinlich zwanzig Minuten – erlangte Tara genügend Kontrolle über ihre Körperfunktionen zurück, um zum Waschbecken zu stolpern und in den Spiegel zu schauen. Kein schöner Anblick. Sie trug BH und Slip. Ihre Augen waren geschwollen, ihr Gesicht fleckig und ihr Haar schweißverklebt. Lächerlicherweise trug sie immer noch ihr hochhackigen roten Pumps.
Mit zitternden Knien putzte Tara sich die Zähne, wusch sich das Gesicht und wickelte sich ein Badetuch um die Schultern, weil sie einfach nicht aufhören konnte zu zittern. Die unheilvollen Krämpfe in ihrem Bauch ließen nicht nach. Das Klo musste sich ebenso erschöpft wie sie fühlen, so oft wie sie die Spülung betätigt hatte. O Gott, wie sollte sie Dominic nur jemals wieder ins Gesicht schauen?
Na schön, sie konnte wohl kaum die Nacht im Badezimmer verbringen. Tara holte tief Luft, öffnete die Tür und trat heraus.
Dominic lag angezogen auf dem Bett und sah fern. Er drehte ihr den Kopf zu. »Geht es dir besser?«
Tara nickte jämmerlich. Ihr Magen war immer noch wund. Ihre Augenlider waren derart angeschwollen, dass sie kaum sehen konnte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich weniger begehrenswert gefühlt. Das war aber auch gut so, da Dominic nicht gerade von Lust verzehrt zu werden schien.
Ihr grüner Satinmorgenmantel lag in ihrer Reisetasche. Tara zog ihn heraus, kickte sich die farblich nicht dazu passenden Pumps von den Füßen und zog den Morgenmantel an. Da sie nicht wusste, was sie als Nächstes tun sollte, näherte sie sich zögernd dem Bett.
Vielleicht konnte man eine solche Situation spielerisch überbrücken, wenn man hundert Jahre mit jemandem verheiratet war. Womöglich konnte man dann einen Scherz darüber machen, es einfach lachend abtun oder sich sogar tröstend in den Arm nehmen und sagen, dass man verstand und einen trotzdem liebte.
Dominic richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Fernsehgerät, nahm die Fernbedienung zur Hand und wechselte den Sender.
»Es tut mir Leid.« Tara ließ sich auf den Rand des Bettes sinken. Sie hätte schwören können, dass er von ihr abrückte. So fühlte es sich also an, wenn man Lepra hatte.
Nach langem Schweigen meinte Dominic: »Wodurch wurde das denn hervorgerufen?«
Leider hatte Tara sich das auch schon gefragt. »Ich habe heute Mittag ein Thunfischsandwich gegessen. Ich dachte mir gleich, dass es irgendwie merkwürdig schmeckt, aber ich hatte sonst nichts dabei und ich hatte Hunger, also habe ich es gegessen. Ich habe es mir gestern Abend zu Hause gemacht«, räumte sie kläglich ein, »und vergessen, es in den Kühlschrank zu legen.«
»Großer Gott«, äußerte Dominic in einem Tonfall, der deutlich machte, für wie bescheuert er sie hielt.
Er klang ernsthaft verärgert, und Tara konnte ihm keinen Vorwurf machen. »Was sollen wir jetzt tun?«, fuhr er gereizt fort. »Ich bin nämlich echt nicht in Stimmung für … «
»Ich auch nicht«, warf Tara hastig ein, bevor er ihr sagen konnte, wie sehr er sich von ihrem verräterischen Körper abgestoßen fühlte.
»Sollen wir einfach nach Hause fahren?«
Tara wünschte sich das mehr als alles andere, aber zu ihrem Entsetzen rumpelte es in ihrem Bauch erneut unheilvoll. Sogar zu dieser nächtlichen Stunde würde die Fahrt
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