Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
hilflos in alle Richtungen. Das war es also. Das, wovor Daisy sie gewarnt hatte. Es würde passieren … wie könnte es nicht passieren? O mein Gott, eine Nacht in einem Hotel! Wie ein richtiges Paar …
»Ah, da sind Sie ja, MrTyzack«, rief Pam. Ein Schauder lief Tara über den Rücken. »Das Päckchen, auf das Sie gewartet haben, ist vor zehn Minuten eingetroffen!«
Dev kam durch die Halle und lächelte Tara flüchtig zu. Als er nach dem Päckchen griff, das Pam ihm entgegenhielt, fragte er: »Haben Sie Daisy heute Morgen schon gesehen?«
Tara schüttelte den Kopf. Sie wollte Daisy auch nicht sehen. Mein Gott, sie würde alles versuchen, um ihr das Treffen mit Dominic wieder auszureden. Und was Dev betraf, was würde er wohl sagen, wenn er es wüsste?
»Sie wirken ein wenig erhitzt«, meinte er.
Der Trick bestand darin, nicht schuldbewusst auszuschauen, beschloss Tara. Sie war die kokette Tara, sie flirtete gern, war aber im Grunde harmlos.
»Ist wahrscheinlich nur die Erregung.« Sie lächelte ihn sonnig an. »Weil ich neben Ihnen stehen darf.«
Als Barney die Eingangstür des Cottage öffnete, sah er die Kisten mitten auf dem Wohnzimmerboden. Wenige Augenblicke später kämpfte sich Mel die Treppe herunter, zwei vollgestopfte Reisetaschen in der einen Hand, Freddie in der anderen.
»Was machst du da?«, fragte Barney.
»Wonach sieht es denn aus? Ich erspare dir die Mühe, mich zum Gehen aufzufordern.« Bleich, aber entschlossen stapelte Mel die Reisetaschen auf den Haufen im Wohnzimmer und setzte Freddie sanft daneben ab. Sie richtete sich wieder auf und sagte: »Das willst du doch, oder? Wir sollen aus deinem Leben verschwinden. Du schämst dich für mich. Was ich getan habe, widert dich an. Du willst nichts mehr mit uns zu tun haben. Tja, Barney, das kann ich verstehen und du musst dir wegen mir keine Sorgen machen. Ich werde dir Peinlichkeiten ersparen und dich nicht anflehen, deine Meinung zu ändern. Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen. Ich packe nur noch den Rest von Freddies Sachen, dann sind wir fort. Wenn du ein Taxi rufen könntest, würde das etwas Zeit sparen. Wir könnten dann in zwanzig Minuten hier weg sein.«
»Mel … «
»Noch etwas«, unterbrach sie ihn. Ihre Augen glitzerten wie Diamanten. »Ich möchte nur noch eines sagen. Es tut mir Leid, dass ich dich verletzt habe, und falls ich Daisy verstört haben sollte, tut mir das auch Leid. Aber erwarte nicht, dass es mir irgendwann jemals Leid tun könnte, dass ich Freddie bekommen habe.«
Hilflos schüttelte Barney den Kopf. »Das erwarte ich doch gar nicht. Natürlich tut es dir nicht Leid, Freddie zu haben.«
»Gut. Danke. Ich bin froh, dass wir das geklärt haben.« Mel sah einige Sekunden auf ihren Sohn herab, der beseelt mit einer Wegwerfwindel aus einer der Reisetaschen spielte. Freddie lachte sie beide schelmisch und zahnlos an, dann stülpte er sich die Windel wie einen Hut auf den Kopf.
»Gut, dass es eine saubere ist«, meinte Barney.
»Ich hole die restlichen Sachen.« Mel drehte sich wieder zur Treppe um.
»Tu das nicht.« Er hielt sie am Arm fest.
»Warum nicht?«
»Ich will nicht, dass du gehst. Du musst das nicht tun.« Sein Adamsapfel hüpfte. »Daisy sagt, es ist in Ordnung. Du kannst bleiben.«
»Ich glaube dir nicht. Daisy hasst mich. Sie will mich hier nicht haben.«
Barney zögerte, denn damit traf sie bestimmt den Nagel auf den Kopf. »Na gut, vielleicht will sie dich nicht hier haben, aber sie wird dich auch nicht aus dem Dorf jagen. Sie sagt, sie kommt damit klar, solange du … na ja, solange du ihr aus dem Weg gehst.«
»Soll ich jedes Mal hinter eine Hecke springen, wenn ich sie die Straße herunterkommen sehe?«
»Sei einfach nur diskret. Erwarte nicht, dass du zu Festlichkeiten ins Hotel eingeladen wirst. Das ist doch fair, oder?«, flehte Barney, weil Mel trotzig schaute. »Ich finde, das ist sehr großzügig von ihr. Damit kommen wir doch klar, oder?«
Mel sah ihn an, hin- und hergerissen. Ein Teil von ihr akzeptierte, dass es ein anständiges Angebot war, aber der andere Teil wehrte sich heftig gegen diese Ansicht. »O ja, toll. Daisy ist ja so wunderbar. Sie erlaubt mir, im Dorf zu bleiben – auch wenn es gar nicht ihr Dorf ist. Aber was ist mit dir?«, verlangte sie schonungslos zu wissen. »Barney, du gehörst ihr nicht. Wenn sie gesagt hätte, dass ich gehen muss, dann wäre es zwischen uns aus gewesen. Ich wäre mit Freddie fort, und du hättest uns nie wiedergesehen. Ich
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