Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Handynummer von Josh auf dem Display. Dabei beließ sie es jedoch. Josh war zweifelsohne umgeben von Freunden und rief sie aus irgendeiner lärmigen Bar an, um ihr zu erzählen, wie großartig er sich amüsierte. Stattdessen atmete sie tief ein, zog den Reißverschluss hoch, schlüpfte in ein paar flache Stiefel, griff sich ihre Jacke und war schon aus der Wohnung, noch bevor sich der Anrufbeantworter eingeschaltet hatte.
Gemeinsam gingen sie die Auffahrt hinunter und atmeten kleine Kondenswölkchen in die Nachtluft. Es war nicht mehr so kalt. Daisy nahm tiefe Lungenzüge, genoss das rhythmische Geräusch ihrer Füße, die über den Kies knirschten, während Clarissa wie eine Ziege auf dem Gras voraussprang.
»Sie glaubt, sie wohnt jetzt hier«, meinte Dev. »Wenn wir ausziehen, wird sie am Boden zerstört sein.«
Daisy war froh, dass er nicht weiter das Thema verfolgte, wie sie sich angesichts von Mel und Freddie fühlte, und fragte: »Was macht Ihr Haus?«
»Es sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Na ja, nicht ganz so schlimm.« Dev lenkte sie um eine Pfütze, als sie das Ende der Auffahrt erreicht hatten. »Das Dach ist geflickt und die Rohre sind gerichtet. Als ich heute Nachmittag dort war, hatten die Maler gerade mit den Schlafzimmern angefangen. Sie haben mich voraussichtlich noch zwei Wochen am Hals.«
Clarissa lief voraus, während Dev und Daisy gemächlich die High Street entlangschritten. Da es viel zu kompliziert war herauszufinden, ob sie über seinen Auszug erfreut oder traurig sein sollte, stopfte Daisy ihre Hände in die Jackentasche und meinte: »Es riecht nach Herbst.«
»Nein, mein Mädchen, hier entlang.« Dev pfiff nach Clarissa, die in die Brocket Lane eingebogen war. Clarissa ignorierte ihn munter, und er rief erneut: »Nein, hierher. Zurück!« Daisy wurde amüsiert klar, dass es ihm immer noch peinlich war, sie bei ihrem Namen zu rufen.
»Versuchen Sie es doch einmal«, bat Dev. »Vielleicht hört sie ja auf Sie.«
»Es ist Ihr Hund.« Daisy zuckte mit den Achseln. »Also ist das auch Ihre Aufgabe.«
»Hören Sie, ich wollte nur Ihre Gefühle schonen.« Dev wirbelte herum und entdeckte, dass sie ihn auslachte. »Ich dachte, Sie würden die Brocket Lane lieber umgehen.«
»Weil dort Barney mit der Geliebten meines verstorbenen Ehemannes sowie dem Baby meines toten Gatten wohnt? Wie rücksichtsvoll von Ihnen.« Daisy tätschelte seinen Arm. »Aber ich komme schon damit klar.« Mit einem Pokerface fügte sie bedeutungsvoll hinzu: »Ich bin kein Feigling.«
Anders als gewisse andere Leute …
»Ich weiß, dass Sie kein Feigling sind.« Dev ignorierte ihre unterschwellige Anspielung. »Ich will nur nicht, dass Sie ihr die Fensterscheiben einwerfen.«
»Ich verspreche, keine Sachschäden zu verursachen. Kommen Sie.« Daisy schubste ihn spielerisch in Richtung der Brocket Lane. »Folgen Sie diesem Hund.«
Als sie an Bert Connellys Cottage vorbeikamen, schnüffelte Daisy. »Da verbrennt doch jemand Laub? Darum roch es vorhin nach Herbst. Was für eine merkwürdige Jahreszeit für ein solches Feuer.«
Clarissa bellte und rannte die Straße entlang. Dev folgte ihr und meinte stirnrunzelnd. »Ich rieche es auch. Es wird stärker … Scheiße !«
Er hatte die Kurve zwei Meter vor Daisy erreicht. Sie holte auf und sah, was er gesehen hatte. Rauch drang aus den Erdgeschossfenstern von Brock Cottage. Das ganze Haus war dunkel, abgesehen von einem schwachen, orangefarbenen Glühen aus dem Wohnzimmer. Während Daisy noch starrte, kurzfristig wie festgewurzelt, hörte sie das schwache Knacken der Flammen aus dem Innern des Hauses.
O mein Gott, nein.
»Die Feuerwehr.« Dev sprach drängend in das Handy, das er bereits aus seiner Tasche gezogen hatte. »Brock Cottage, Brocket Lane, Colworth, das Haus steht in Flammen … was? Ja, auch einen Krankenwagen. Ich weiß nicht, ich denke schon.« Während er sprach, rannten er und Daisy die letzten zwanzig Meter zum Cottage. Sie wusste, was ihm durch den Kopf ging – wenn das Haus im Dunkeln lag, konnte es leer stehen. Hieß das, Mel und Barney hatten einen Streit gehabt? Hatte Mel ihre Sachen gepackt, Freddie genommen und war gegangen? War sie so verstört und versessen auf Rache, dass sie das Haus beim Verlassen in Brand gesteckt hatte? O Gott, bestimmt nicht – allerdings war dieser Gedanke immer noch angenehmer als die Alternative.
»MEL!«, brüllte Daisy, rannte zum Haus und hämmerte panisch gegen die verschlossene
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