Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
könnte. Dominic war nie der treue Typ, aber er hat geschworen, sich nach unserer Heirat zu ändern. Ich war mir da nicht so sicher, doch er hat seinen berüchtigten Charme spielen lassen und … tja, ich nehme an, Sie wissen, wie charmant Dominic sein kann, wenn er es darauf anlegt. Er hat mich überredet, ihn zu heiraten, und meine Mum hielt ihn sowieso für wunderbar. Am Ende ging ich völlig in den ganzen Hochzeitsvorbereitungen auf, in erster Linie, um meine Mutter glücklich zu machen. Aber ich hielt es schon für krass, dass er am Morgen unserer Hochzeit mit einer anderen herummachte.«
Tara starrte sie ungläubig an. »Dann wussten Sie also die ganze Zeit, dass es nicht meine Schuld war?«
»Ach, kommen Sie schon, Sie waren weiß Gott kein Unschuldslamm. Einen Teil der Schuld müssen Sie schon auf sich nehmen«, erklärte Annabel mit einem Hauch Geringschätzung.
»Aber Sie wollten die Hochzeit absagen, bis ich Sie aufsuchte. Wenn Sie wussten, dass ich Dominic nur in Schutz nehmen wollte, warum haben Sie dann so getan, als würden Sie mir glauben?«
»Meiner Mutter zuliebe. Sie hätte einen Nervenzusammenbruch oder einen Herzinfarkt erlitten. Sie hatte die Hochzeit seit Monaten geplant, und die Gäste waren schon eingetroffen. Mit der Schande hätte sie niemals leben können. Dieser Gedanke kam meiner großmäuligen Schwester leider nicht, als sie Dominic und Sie im Sommerhaus verschwinden sah. An ihrer Stelle hätte ich den Mund gehalten.«
»Na schön, und was jetzt?« Tara war von Annabels entspannter, fast jovialer Art verwirrt. »Wollen Sie sich von ihm scheiden lassen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Das habe ich noch nicht entschieden. Wie ich schon sagte, haben wir trotzdem viel Spaß miteinander. Ich will nur nicht mit jemandem verheiratet sein, der mir untreu ist.«
»Technisch gesehen war er nicht untreu«, meinte Tara zögernd.
»Sie treffen sich seit Wochen mit ihm!«
»Aber ohne Sex.«
Annabel lachte schnorchelnd. »Dank eines verdorbenen Thunfischsandwiches. Na gut, ich vertraue Ihnen. Werden Sie Dominic wiedersehen?«
»Nein. Niemals!« Tara schüttelte heftig den Kopf. Soweit es Dominic betraf, war sie endlich aufgewacht. Jedes Wort von ihm war eine Lüge gewesen.
»Sicher nicht? Auch wenn er Sie anruft und seinen Charmebolzen umlegt?«
»Ganz sicher nicht.« Tara schauderte. »Aber um ehrlich zu sein, wird er mich nach meiner Vorstellung von letzter Nacht sowieso nicht mehr anrufen.« Sie schnitt eine Grimasse. »Wenn Sie irgendwann ein Baby haben, erwarten Sie bloß nicht, dass Dominic gut mit Windeln und Häufchen umgehen kann. Irgendetwas sagt mir, dass das nicht seine starke Seite ist.«
Annabel trank den Rest Tee in ihrer Tasse, dann sah sie auf die Uhr. »Ich muss los. Dominic erwartet mich um fünf aus London zurück. Danke für den Tee und die Kekse und das Gespräch. Passen Sie gut auf sich auf.«
»Danke. Und es tut mir Leid.« Tara meinte es auch so. »Äh … alles.«
»Keine Sorge. Übrigens ist Dominic derjenige, der unbedingt ein Kind will.« Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen sagte Annabel: »Er weiß nicht, dass ich die Pille nehme.«
49. Kapitel
Im Hotel tobte ein ausgelassenes Klassentreffen an der Bar. Übererregte Mittvierziger begrüßten sich wie Teenager, kreischten aus vollem Hals, wenn sie jemanden erkannten, den sie seit 25 Jahren nicht gesehen hatten, und riefen einander zu, sie hätten sich überhaupt nicht verändert. Was augenscheinlich eine fette Lüge war.
Daisy floh aus der Bar und sah Clarissa, die unbekümmert durch den Empfangsbereich lief, als ob ihr das Haus gehörte. Dev stand noch auf der Treppe. Er trug eine alte Barbour-Jacke über einem schwarzen Pulli und Jeans. Daisy sah, wie er kurz mit Barney sprach, der in dieser Woche Nachtschicht hatte.
»Wie geht’s?« Dev trat zu ihr.
»Wunderbar.« Daisy beugte sich nach unten und kraulte Clarissa an den Ohren.
»Ich meine, wie kommen Sie zurecht?« Dev bedachte sie mit einem ›Seien-Sie-ernsthaft‹-Blick.
»Gut.« Daisy zuckte mit den Schultern. »Ich werd’s überleben.«
»Ich gehe mit Clarissa spazieren. Möchten Sie uns begleiten?«
In diesem Augenblick schwoll erneut ein Chor grölender Stimmen aus der Bar an.
»Geben Sie mir zwei Minuten, damit ich diese unsinnigen Schuhe loswerde.«
Kaum hatte sie oben in ihrer Wohnung ihren Rock ausgezogen und sich halbwegs in ihre Jeans gezwängt, da klingelte das Telefon. Sie hüpfte ungeschickt hinüber und sah die
Weitere Kostenlose Bücher