Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Daisy trat zu ihnen, dicht gefolgt von Hector. Sie wunderte sich, warum er so vor den Kopf gestoßen wirkte. »Was ist los?«
Barney schüttelte hastig den Kopf. »Nichts.«
»Er fragt sich, wohin er gehen soll, sobald die Ärzte Mel und Freddie einen Unbedenklichkeitsstempel aufgedrückt haben.«
Daisy sah ihn an. Ihr Herz strömte über.
»Hol’s der Teufel, so etwas Lächerliches habe ich mein ganzes Leben noch nicht gehört.« Hector strahlte und schlug Barney kräftig auf die Schulter. »Du gehörst doch praktisch zur Familie. Natürlich wohnst du bei uns.«
Barney zögerte. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
»Was ist mit …?« Sein Kopf wandte sich zum Krankenwagen.
»Ich meine doch euch alle drei«, erklärte Hector. »Kein Problem! Gottverdammt, Junge, was hast du denn geglaubt? Dass wir dir ein Zelt leihen?«
Barney sah nun Daisy an, die sich zu einem Lächeln zwang. Selbstverständlich hatte Hector nicht die leiseste Ahnung, dass es mehr familiäre Bande zwischen ihnen gab, als er dachte.
»Daisy? Ist das auch für Sie okay?«
Was hätte sie zu Barney schon sagen können? Nur über meine Leiche? »Natürlich ist es okay.«
Der Krankenwagen fuhr los. Die Feuerwehrmänner hatten den Brand unter Kontrolle. Es war Mitternacht, und immer mehr Dorfbewohner tauchten auf.
Tara traf in Maggies Anorak und Gummistiefeln über ihrem Pyjama ein, als Hector und Paula gerade abfuhren. Noch bevor sie Daisy entdeckte, hörte sie die ganze Geschichte von Bert Connelly.
»Komm schon, lass uns hier verschwinden.« Daisy nahm Tara am Arm und zog sie zur Straße, bevor sie die Feuerwehrmänner anschmachten konnte. »Warte, bis du hörst, wessen Baby ich da gefangen habe.«
»Das glaube ich einfach nicht! Was für ein Miststück! Die Nerven, die diese Frau hat«, empörte sich Tara und tigerte erregt durch ihr Wohnzimmer. »Du hättest sie verprügeln sollen. Das hätte ich zumindest getan.«
»Wofür? Dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte?« Es war ja schön, dass Tara sich so empörte, aber da fielen einem doch spontan die Worte ›heuchlerisch‹ und ›Flittchen‹ ein. Daisy streckte ihr Glas vor sich: »Das kann doch passieren, oder?«
»Das ist etwas anderes. Ich habe nicht mit Dominic geschlafen und ich habe mich nicht von ihm schwängern lassen, und wenn ich es hätte – hoppla. Tut mir Leid.« Tara hatte zu viel Wein eingegossen. »Jedenfalls wäre ich bestimmt nicht in das Dorf gezogen, in dem seine Frau wohnt, und hätte ihr mein Baby unter die Nase gehalten.«
»Das weißt du doch gar nicht«, entgegnete Daisy. »Das kommt auf die Umstände an.« Eigentlich klang es ganz wie etwas, das Tara tun würde.
»Aber nun ist es ja vorbei. Ich werde Dominic nie wiedersehen.«
»Genau.« Daisy rollte mit den Augen.
»Ernsthaft. Ich will nie wieder mit ihm reden.« Tara wirkte immens selbstzufrieden. »Er ist die reine Zeitverschwendung und ich habe Besseres verdient.«
»Meine Güte? Was hat diesen Wandel hervorgerufen?« Hatte Tara sich mit einer dieser Lebenshilfetanten im Fernsehen unterhalten?
»Tja, seine Frau hat mich besucht.«
»Wie bitte?«
»Du erinnerst dich doch an Annabel. Sie hat ihn von einem Privatdetektiv verfolgen lassen. Eigentlich ist sie ganz okay. Wir haben wirklich nett geplaudert.«
Daisy kippte ihren Wein. Wenn man ein oder zwei Tage nicht mit seiner besten Freundin zusammensaß, hatte man am Ende furchtbar viel aufzuholen.
Beim Rest des Weines brachten sie sich gegenseitig auf den neuesten Stand.
Als die Flasche schließlich leer war, sagte Daisy: »Ich gehe jetzt besser. Sie werden bald aus dem Krankenhaus kommen. Ich muss mir überlegen, in welchem Zimmer ich sie unterbringe.«
»Ich weiß nicht, wie du ihren Anblick ertragen kannst.« Tara schauderte. »Oder mit ihr sprechen kannst.«
»Ich habe keine andere Wahl. Daran werde ich mich eben gewöhnen müssen. Wenn sie sich im Dorf niederlassen, wohnen sie womöglich jahrelang hier. Was ist?«, sagte Daisy, weil Tara ihr einen seltsamen Blick zuwarf.
»Sie könnten jahrelang hier wohnen, aber du nicht. Also ist es doch egal, oder?«
Daisy zog den Reißverschluss ihrer rauchgeschwängerten Jacke hoch. Mittendrin hielt sie inne. »Warum soll ich nicht hier sein? Wo bin ich denn dann?«
»Äh … na ja, in Miami.«
»Äh … na ja, warum?«, imitierte sie Daisy verblüfft.
Tara betete, dass sie jetzt nicht in einen Fettnapf trat. »Josh meinte, du würdest ihn begleiten
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