Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Eingangstür. »MEL, SIND SIE DA DRIN?«
Es herrschte mehrere Sekunden lang Stille, unterbrochen nur vom Knacken der Flammen und Daisys Husten, als der Rauch durch den Briefschlitz hindurch in ihre Lungen kroch. Im nächsten Moment stockte ihr das Blut in den Adern, denn sie vernahm einen Entsetzensschrei und das herzzerreißende Wimmern eines Kindes. Mel und Freddie waren da drin, im oberen Stock und unter ihnen tobte das Feuer. Und es dauerte fünfzehn Minuten, bevor die Feuerwehr das Dorf erreichte.
Über ihnen wurde das vordere Schlafzimmerfenster aufgestoßen. Rauch waberte heraus. Sie traten ein paar Schritte zurück und sahen, wie Mels schreckensbleiches Gesicht auftauchte.
»Mel, keine Sorge, es wird alles gut«, brüllte Dev. »Werfen Sie das Baby herunter. Ich fange es auf. Dann holen wir Sie heraus.«
Trotz ihrer Angst fühlte sich Daisy plötzlich erleichtert. Gut, dass Dev – der internationale Rugbyheld und rundum sportliche Balltyp – das Fangen übernahm.
»Helfen Sie mir! Freddie ist im hinteren Schlafzimmer«, schrie Mel außer sich. »Die Tür klemmt und ich komme nicht zu ihm.«
Verdammt. Daisys Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe. Dev rannte bereits zur Rückseite des Cottage.
»Mel, Dev ist unterwegs. Er holt Sie beide heraus.«
»HILFE! HILFE!«, kreischte Mel.
»Könnten Sie nicht aus dem Fenster springen?«, schrie Daisy hinauf.
»ICH KANN FREDDIE NICHT IM STICH LASSEN!«
»Ist gut, bleiben Sie am Fenster. Ich suche Dev.« Daisy rannte auf die andere Seite. Dev trat heftig gegen die Hintertür, die sich jedoch hartnäckig weigerte, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Hier war weniger Rauch. Daisy nahm einen Ziegelstein, schlug das kleine Küchenfenster ein, öffnete den Riegel und kletterte auf den Sims. Dunkel erinnerte sie sich an Devs Warnung, keine Sachschäden zu verursachen …
»Sie werden da nicht hineingehen«, herrschte Dev sie an. »Ich lasse das nicht zu … «
»Und Sie passen nicht durch das Fenster.« Mit pochendem Herzen quetschte sich Daisy mit dem Kopf voraus durch die schmale Fensteröffnung, wischte sich die Glasscherben von den Händen und öffnete die Hintertür für Dev.
»Braves Mädchen, jetzt raus hier. Sagen Sie Mel, dass ich komme.«
Hustend und spuckend tat Daisy wie befohlen. Dev verschwand im Cottage. Sie hörte, wie er die Treppe hochlief. Wenige Augenblicke später schlug eine Tür zu und er rief: »Ich habe ihn.« Dann hörte man ein lautes Knacken und auflodernde Flammen wurden im Haus sichtbar.
»Aaaaarh!«, schrie Mel, als ein weiteres Knacken sie davon überzeugte, dass das gesamte Haus gleich explodieren würde.
»Alles in Ordnung«, rief Daisy angstvoll.
»Ich bin drin.« Das Knackgeräusch war die Schlafzimmertür gewesen, die er aufgetreten hatte. »Strecken Sie die Arme aus. Nein, besser da drüben auf dem Gras.« Er zeigte auf die Stelle, die er meinte, und Daisy sah, dass er Freddie im Arm hielt. Freddie heulte mit aller Kraft.
»Sie wird ihn nicht auffangen«, schrie Mel, inzwischen völlig hysterisch. »Sie wird ihn fallen lassen. Ich erlaube das nicht!«
»Hören Sie auf. Sie wird ihn nicht fallen lassen, ich verspreche es.«
Daisy wünschte nur, sie würde Devs Zuversicht teilen. Sie mochte Freddie zwar nicht fallen lassen, aber was, wenn sie ihn gar nicht erst auffing?
»Daisy, sagen Sie es ihr«, befahl Dev, die Stimme heiser vor Rauch.
»Ich werde ihn fangen«, rief sie gehorsam. »Ihm wird nichts passieren.« O Gott, lass ihm bitte nichts passieren; mach, dass ich ihn fange.
»Nein!«, gellte Mel.
»Eins … zwei … drei«, brüllte Dev und warf Freddie aus dem Fenster.
Daisy fing ihn auf. Sie hatte nicht einmal einen Ausfallschritt machen müssen, so akkurat hatte Dev gezielt. Freddie, der staunend und stumm durch die Luft gesegelt war, fand sich in Daisys zitternden Armen wieder und gab prompt ein trommelfellzerfetzendes Wehklagen von sich. Daisy verstärkte ihren Griff um den kleinen Körper und spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie küsste Freddies blonde Haare so fest, dass er protestierend die Fäuste hochriss.
»Aua, mein Ohr«, flüsterte Daisy.
»Waaaaaaaahhh«, kreischte Freddie und schlug sie erneut.
»Ist gut, jetzt aus dem Weg«, rief Dev, »wir kommen nach unten.«
Daisy konnte kaum hinsehen. Es waren fast vier Meter bis nach unten – was, wenn er starb?
Aber Dev riskierte nicht, Mel oben zurückzulassen, die vielleicht nicht springen würde. Er half ihr auf das
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