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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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ihr Pudding – Rhabarber mit Schlagsahne – wartete auf dem Kühlschrank auf sie.
    Heiße Tränen der Dankbarkeit wallten in Mels Augen auf. Sie war nicht nahe am Wasser gebaut und konnte sich bestens um sich selbst kümmern, aber … ach, es war so schön, zur Abwechslung einmal verwöhnt zu werden. Auch wenn Barney die roten Zierkerzen angezündet hatte, die eigentlich viel zu hübsch und teuer waren, um jemals verwendet zu werden.
    Nach dem Essen schnulzte Macy Gray im Hintergrund, während sie Scrabble spielten. Es war mittlerweile warm im Zimmer und Barney hatte seinen blauen Pulli ausgezogen. Mel bebte vor Vorfreude. Sie fragte sich, ob es in dieser Nacht geschehen würde. Wenn Freddie durchschlief und sie Barney überreden konnte, noch ein Glas Wein zu trinken, könnte es passieren. Natürlich könnte sie auch selbst den ersten Schritt machen, aber sie war fest entschlossen, das nicht zu tun. Sie wollte nicht, dass Barney sie für eine schamlose Verführerin hielt, die Männer gleich scharenweise aus ihren Hosen schälte.
    Außerdem spürte Mel, dass er derjenige sein wollte, der die Entscheidung traf: sie musste ihm den ersten Schritt überlassen. Es wäre furchtbar, wenn sie ihn vergraulte und dadurch jemanden verlor, der ihr so wichtig war.
    RRRINGGG. Das Schrillen der Wohnungsklingel ließ beide zusammenfahren.
    »Wer ist das?«, fragte Barney.
    »Keine Ahnung.« Mel glitt vom Sofa. Sie hatte keine Freunde, die unangekündigt vorbeischauten. »Es kann eigentlich nur diese ständig nölende Minnie aus der Wohnung über mir sein, die sich schon wieder über den Lärm beschweren will.« Das war sogar sehr wahrscheinlich.
    Barney sah verwundert zur Decke hoch. »Was für ein Lärm?«
    »Mein Gott, alles Mögliche. Dass wir die Buchstaben beim Scrabble zu laut aufs Brett knallen. Dass wir ein Stück Seife ruhestörend lärmig ausgewickelt haben. Dass ich mir zu geräuschintensiv die Haare gekämmt habe.« Mel rollte verzweifelt mit den Augen. »Diese verdammte Frau hört besser als jede Fledermaus.«
    Nur um auf Nummer Sicher zu gehen, schaltete sie Macy Gray aus, bevor sie zur Tür ging.
    Die alte Schachtel von oben war Mels unerwünschteste Besucherin, aber die knochige Frau vor der Tür kam gleich an zweiter Stelle. Ihre Vermieterin, MrsJefferson, war Ende vierzig, mit einem Gesicht wie ein Kriegsbeil und der dazu passenden Persönlichkeit. Wie üblich kam sie gleich zur Sache.
    »Hier ist Ihre schriftliche Kündigung.« Sie warf Mel den Umschlag entgegen und bedachte Barney, der hinter Mel auftauchte, mit einem eisigen Blick. »Sie haben einen Monat, um die Wohnung zu räumen.«
    Mel wurde schlecht. Aus ihrer Wohnung geworfen zu werden, war seit langem eine dieser vagen Ängste, die sich in ihrem Unterbewusstsein tummelten. Aber sie hatte nie wirklich erwartet, dass es geschehen würde.
    »Warum?«
    »Ich verkaufe das Haus.«
    Das war eine offensichtliche Lüge.
    »Ich mache keinen Lärm«, beharrte Mel.
    »Sie vielleicht nicht, aber Ihr Kind schon. Ich bekomme ständig Beschwerden«, fauchte MrsJefferson.
    »Das stimmt nicht! Freddie ist ein glückliches Kind.«
    »Freut mich zu hören. Wenn er so wunderbar ist, werden Sie ja kein Problem haben, eine neue Wohnung zu finden.«
    »Aber das ist nicht fair«, jammerte Mel so laut, dass Freddie prompt aufwachte und zu heulen anfing. »Es ist bestimmt diese verdammte, schielende, alte Hexe von oben, nicht wahr? Ich versichere Ihnen, die Frau hat nicht alle Tassen im Schrank!«
    »Ach ja?«, sagte MrsJefferson mit Dauerfroststimme, »sehr interessant. Zufällig ist sie meine Mutter.«

    »Ist mir egal. Es ist ohnehin eine schäbige Bleibe.« Mels Stimme zitterte, als sie schwungvoll Wein in ihr Glas nachgoss, aber sie war nicht der weinerliche Typ. Sie wollte verdammt sein, wenn sie jetzt zu heulen anfing. Mit einer abfälligen Geste erklärte sie verbittert: »Sieh dir das doch mal an. Selbst bosnische Flüchtlinge würden über diese Bruchbude nur verächtlich die Nase rümpfen. Ich finde in null Komma nichts was Besseres.«
    Barneys Herz zog sich voller Liebe zusammen. Er hätte alles darum gegeben, wenn Mel jetzt in Tränen ausgebrochen wäre, damit er sie angemessen trösten konnte. Andererseits liebte er sie umso mehr, weil sie so entschlossen versuchte, nicht zu weinen.
    War es Liebe? Echte Liebe? Es war Barney egal, er wusste nur, dass er alles tun würde, um Mel zu helfen. Aber sie hatte Recht. Trotz ihrer Bemühungen, die Wohnung einigermaßen

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