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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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herzurichten, war es alles andere als eine schöne Bleibe. Die Tapete hing in Fetzen von den Wänden, die Fensterrahmen faulten vor sich hin, und die Teppiche waren so gut wie durchgelaufen.
    »Ich begleite dich bei der Wohnungssuche«, versprach er Mel. »Wir finden etwas Tolles, wirst schon sehen.«
    Mels Schultern sackten resignierend ab. »Wem machen wir hier was vor? Wir werden überhaupt nichts Tolles finden. Ich habe ja schon Glück, wenn ich etwas finde, das nicht ganz so feucht und ekelhaft ist wie das hier und in dem eine etwas bessere Sorte Küchenschaben haust.«
    Barney legte den Arm um ihre Schulter. »Was ist mit dem Sozialamt?«
    »Ich soll in so eine Auffangstation? Und sechs Monate warten, bis sie mir etwas im sechzehnten Stock eines Hochhauses voller Drogensüchtiger anbieten? Vergiss es.« Mel schüttelte sich und stand abrupt auf. »Außerdem ist das nicht dein Problem. Wir wollen nicht länger davon reden. Gieß dir doch noch etwas ein«, rief sie ihm über ihre Schulter zu. »Ich geh aufs Klo.«
    Zwei Minuten später ließ sich Mel wieder aufs Sofa fallen. Sie sah auf das Scrabble-Brett und sagte: »Also, wo waren wir? Bist du dran oder ich?«
    Dann glitt ihr Blick über die Buchstaben auf ihrem Stehbrett. Es waren jetzt zwölf, nicht mehr zehn wie noch zuvor. Und sie ergaben einen Sinn: ICH LIEBE DICH.
    Einen Augenblick lang hatte Mel einen Kloß im Hals und konnte nicht sprechen.
    Schließlich meinte sie mit unsicherer Stimme: »Weißt du, ich hätte schwören können, dass ich eben noch ein J und ein X hatte.« Ihr Blick wurde weich. »Aber so gefällt es mir viel besser.«
    »Ich möchte dich glücklich machen«, erklärte Barney.
    »Du machst mich schon glücklich.« Mel beugte sich vor und küsste ihn zaghaft auf den Mundwinkel. Sie lehnte sich zurück, dann küsste sie ihn erneut. Ihre Wimpern strichen zitternd über seine Wangen. Zwei kurze Küsse, das musste reichen. Sie war ja keine Hure. Der Rest lag an Barney.
    Barney verstand den Wink. Er legte seinen Kopf schräg, und seine Lippen fanden die ihren. Einen Moment später lag sie in seinen Armen. Seine Gefühle wallten auf, und er zog Mel immer näher, spürte das hastige Pochen ihres Herzens durch ihr dünnes, graues Sweatshirt.
    Überwältigt von der Wirkung, die sie auf ihn hatte, wiegte Barney ihren Kopf in seinen Händen und fragte sich, ob es möglich war, dass er jemals glücklicher sein könnte als in diesem Augenblick. Dann bewegten sich Mels Finger sacht auf den Verschluss seiner Jeans zu und er stellte fest, dass es tatsächlich möglich war.
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie in sein Ohr.
    Barney erkannte, dass er aus genau diesem Grund nie auf einen One-Night-Stand scharf gewesen war. Warum sollte man sich mit etwas weniger Perfektem als dem hier abgeben?

    Freddie schlief in seiner Wiege in Mels Schlafzimmer. In unausgesprochenem beiderseitigen Einverständnis hatten sie sich im Wohnzimmer geliebt, auf dem Teppich vor dem Gasfeuer.
    Hinterher hatte Mel verträumt geflüstert: »Ich dachte, er würde noch mal aufwachen.«
    »Er ist auf unserer Seite.« Barney lächelte, streichelte ihr Haar und bewunderte ihren Körper in dem flackernden, orangefarbenen Glühen des Feuers. Er liebte es, dass sie angesichts ihrer Nacktheit überhaupt nicht schüchtern war und wie sie mit ihren Händen aufreizend über seinen Brustkorb fuhr. Barney wünschte sich, sie könnten ewig hier liegen.
    »Was ist das?« Mels Finger waren seitlich auf seinen Rücken gerutscht. Sanft erforschte sie die schmale, zehn Zentimeter lange Narbe mit den Fingerspitzen.
    »Eine Narbe.« Barneys Verstand wirbelte.
    »Das seh ich doch, Dummkopf. Woher hast du sie?«
    »Messer.« Na ja, Skalpell. Im Grunde dasselbe.
    »Dich hat jemand mit einem Messer angegriffen?« Mel war entsetzt.
    Ja, ein Chirurg.
    Aber Barney brachte es nicht über sich, ihr alles zu erzählen. Noch nicht. Er fürchtete immer noch, sein Zustand könnte Mel abstoßen, dass sie ihn in einem anderen Licht sehen könnte, wenn sie es wüsste. Nur weil er momentan gesund war, hieß das nicht, dass er das auch immer bleiben würde. Transplantierte Nieren liefen wie Batterien irgendwann aus.
    »Was soll ich sagen?«, parierte er leichtfertig. »Ich wuchs in einem üblen Teil von Manchester auf. Siehst du das hier?« Geschickt lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf den kleinen Finger seiner linken Hand, der stark gekrümmt war. »Als ich fünf war, setzte ich mich auf einen Klappstuhl. Und der

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