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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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würde nicht ewig durchhalten, aber bislang war es gut gegangen.
    Der Augenblick des Tages, den Barney mit Abstand am meisten liebte, war der, wenn er in Mels Straße bog und vor ihrer Wohnung parkte. Gleich darauf ging die Haustür auf, und da war sie, mit Freddie auf der Hüfte, und strahlte ihn an.
    Es fühlte sich so … besonders an. Barney konnte gar nicht fassen, wie gut es ihm wegen ihr ging. Sein ganzes Leben lang hatten sich andere Menschen um ihn gekümmert, ohne dass er etwas dafür konnte. Und nun herrschte zum ersten Mal ein Gleichgewicht. Er wusste, dass Mel sich ebenso auf seine Ankunft freute, wie er darauf, sie wiederzusehen.
    An ihrem ersten gemeinsamen Abend war Barney wie versprochen mit Essen vom Chinesen um die Ecke aufgetaucht. Am nächsten Abend hatte Mel Lasagne gemacht und am Abend danach Würstchen im Teigmantel mit Röstzwiebeln und Soße, gefolgt von Schokoladenpudding.
    »Du musst nicht jedes Mal für mich kochen«, hatte Barney protestiert. »Das ist nicht fair.«
    »Warum sollte es nicht fair sein?« Mels graue Augen funkelten. »Ich koche gern für dich. Es ist schön, dich hier zu haben.«
    Aber Barneys Gewissen schob Überstunden. Lebensmittel kosteten schließlich Geld. Er hatte sich herrlich machohaft gefühlt (ich Tarzan, du Jane), als er ihr sagte: »Morgen Abend fahren wir zu dem großen Supermarkt in Emerson’s Green. Der hat bis 20 Uhr geöffnet.«
    Das war gestern gewesen, und jetzt stand er wieder vor Mels Wohnung. Mel schloss gerade die Haustür hinter sich ab.
    Barney hatte Mel nie nach Freddies Vater gefragt. Nur einmal hatte er sich beiläufig erkundigt, ob er je zurückkommen würde. Mel hatte den Kopf geschüttelt und mit fester Stimme erwidert: »Nein, niemals. Er ist für immer weg.«
    Barney war das nur recht.
    Es fühlte sich phantastisch an, mit Mel an seiner Seite und dem strahlenden Freddie auf seinem Sitz im Einkaufswagen durch die umtriebigen Gänge im Supermarkt zu schlendern.
    Wir sehen wie eine ganz normale Familie aus, dachte Barney und seine Brust schwoll vor Stolz, als eine ältere Dame verzückt Freddie angurrte.
    »Was für einen reizenden Jungen Sie haben«, schmeichelte sie Barney. »Wenn er einmal groß ist, wird er reihenweise Herzen brechen.«
    »Das tut er jetzt schon«, erwiderte Barney grinsend.
    »Wir teilen uns die Rechnung«, sagte Mel, als sich der Einkaufswagen langsam füllte. »Du wirst nicht für seine Windeln zahlen.«
    »Ich möchte aber. Bitte lass mich bezahlen.« Barney blieb fest. »Ich war noch nie so in einem Supermarkt.« Hastig fügte er hinzu. »Ich meine, zu dritt.«
    Mel lächelte und drückte seinen Arm. »Ich auch nicht.«
    Gegen 19 Uhr 30 kehrten sie in ihre frostige Erdgeschosswohnung zurück. Mel packte die Einkaufstüten aus, stapelte alles in den Schränken und sah zu, wie Barney das Gasfeuer entfachte und vorsichtig das Kamingitter aufstellte. Anschließend befreite er Freddie aus seinem gefütterten Schneeanzug. Ihr Herz zog sich beim Anblick der beiden zusammen. Es machte ihr fast Angst, welchen Einfluss Barney in so kurzer Zeit auf ihr Leben ausübte.
    Zum ersten Mal seit über einem Jahr fühlte sich Mel normal, wie ihr schlagartig klar wurde. Na gut, es mochte lächerlich klingen, aber als sie zusammen im Supermarkt waren und den Anschein erweckten, eine Familie zu sein, hatte ihr das wohlige Schauer über den Rücken gejagt. Seit Freddies Geburt hatte sie sich danach gesehnt. Jedes Mal, wenn sie einkaufen ging, hatte sie neiderfüllt den richtigen Familien hinterhergeschaut, bei denen der Vater den Einkaufswagen schob, sich um das Kind kümmerte und die schweren Sachen in den Wagen hievte.
    Freddie, den der abendliche Ausflug erschöpft hatte, schlief innerhalb von Minuten ein. Als Mel ihn in seine Wiege legte und für die Nacht zurechtmachte, tauchte Barney hinter ihr in der Tür auf und fragte flüsternd: »Rot oder weiß?«
    »Weißwein«, flüsterte Mel zurück. Sie fuhr leicht zusammen, als er seine Hand auf ihre Schulter legte. Gemeinsam betrachteten sie Freddie mit seinen langen Wimpern, die Schatten über seine geröteten Wangen warfen. Seine Ärmchen hatte er über den Kopf gehoben.
    »Er ist vollkommen«, sagte Barney.
    Ebenso wie du, dachte Mel.
    Zurück im Wohnzimmer stellte sie fest, dass er den Tisch gedeckt, die Kerzen angezündet und den Alu-Beutel mit ihrem verzehrfertigen Hühnchen aufgerissen hatte. Der Salat lag mitsamt Dressing schon in der Schüssel, das Knoblauchbaguette war warm, und

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