Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Und ich sage ihr, dass du sie sprechen willst. Keine Sorge, sie wird nichts dagegen haben«, teilte sie ihm fröhlich über ihre Schulter mit.
Sie hatte schon beinahe den Treppenabsatz erreicht, als Barney ihr etwas hinterherrief. »Das habe ich fast vergessen: Kannst du Daisy bitte ausrichten, dass MrsPenhaligon schon heute Vormittag anreist und nicht erst heute Nachmittag? Ihr Fahrer hat angerufen, dass sie gegen elf Uhr eintreffen, und Pam meinte, Daisy würde das wissen wollen.«
»Mrs P um elf. Verstanden.«
Barney senkte die Stimme, was Tara zwang, sich über das polierte Mahagonigeländer zu drapieren.
»Ist das etwa Paula Penhaligon?«, flüsterte er ehrfürchtig. »Die Sängerin?«
Gab es noch jemand dieses Namens, der die M4 mit Chauffeur entlanggegondelt kam und die Königssuite gebucht hatte?
»Ja, das ist sie«, bestätigte Tara. »Eine gute Nachricht für Hector – er kann es kaum erwarten, sie an sein Piano zu kriegen.«
Sie grinste innerlich, als sie zum Privatflügel ging und dabei einen von Ehrfurcht ergriffenen Barney zurückließ, der sich fragte, ob sie ihn auf den Arm nahm. Das war das Tolle an einem Menschen wie Hector – man konnte so gut wie jede Geschichte über ihn erfinden, und höchstwahrscheinlich war sie am Ende auch noch wahr.
Tara wollte eigentlich an Daisys Tür hämmern und brüllen: »Schnell, steh auf, Charles und Camilla sind hier.« Aber sie stellte fest, dass sie das nicht zu tun brauchte – Daisys Schlüssel steckten – grob fahrlässig – im Schloss. Wenn man aus früheren Ereignissen Rückschlüsse ziehen durfte, dann hatte sich Daisy in der vergangenen Nacht ordentlich zugekippt.
Und nun würde sie die Überraschung ihres Lebens erleben. O ja, das würde gleich sehr lustig werden.
Tara schlich durch das abgedunkelte Wohnzimmer und fragte sich, wie sie die größtmögliche Wirkung erzielen könnte.
Tara entschied sich für einen subtilen Ansatz und öffnete geräuschlos die Schlafzimmertür. Dann sank sie auf alle viere. Die Vorhänge waren noch zugezogen, das Zimmer lag in völliger Dunkelheit, aber sie konnte die Umrisse von Daisy neben einer zusammengerollten Überdecke ausmachen.
Langsam kroch Tara über den Teppich, erreichte das Ende des Bettes und ließ ihre Hand unter die Überdecke gleiten. Innerhalb von Sekunden stieß sie auf nacktes Fleisch. Daisys Fuß. So vorsichtig sie nur konnte, kitzelte sie die Zehen, bis diese wackelten.
Das war echt unbezahlbar. Daisy war völlig weggetreten! Tara wartete ein paar Sekunden, dann fuhr sie mit ihren Fingerspitzen spinnenartig bis zum Knöchel hoch. Der Fuß zuckte erneut, diesmal etwas irritierter. Tara tanzte mit ihren Fingern um Daisys Knöchel und bis hoch zum Schienbein. Sie genoss es sehr, aber gleichzeitig war sie überrascht – und ziemlich geschockt –, dass Daisys Knöchel so haarig waren. Diese Beine hatten seit Monaten keinen Rasierapparat mehr gesehen. Mein Gott, sie war wirklich unglaublich haarig, wie ein Wollmammut! Krass, dachte Tara, und so ein Abtörner für das andere Geschlecht. Auf diese Weise würde die arme, alte Daisy nie einen Mann finden.
Daisy zeigte erste Anzeichen des Erwachens. Tara fuhr zusammen, als sich das obere Ende der Überdecke bewegte.
Sie widerstand der Versuchung, auf Händen und Knien flugs aus dem Raum zu kriechen, bevor Daisy sie entdeckte, sondern blieb tapfer an Ort und Stelle.
Tara setzte ein breites Grinsen auf und hob den Kopf …
Und sah in die Augen eines völlig Fremden.
»Aaaaah!« Es war nur ein unterdrückter, nach innen gekehrter Aufschrei. Tara hielt den Atem an und wäre, immer noch auf den Knien, beinahe vor Schock hintenüber gekippt. Der Kopf, der unter der Überdecke aufgetaucht war, war nicht mehr als eine verwuschelte Silhouette, aber eins war klar: Diese Augen – und diese Schultern – gehörten eindeutig nicht zu Daisy.
Tara starrte ihn entsetzt an. Eine Hand wurde unter der Überdecke hervorgestreckt. Der Fremde in Daisys Bett legte den Finger an die Lippen und wies dann zur Tür.
»Sie schläft noch«, flüsterte er und wies mit dem Kopf auf Daisy, die eingerollt neben ihm lag. »Würden Sie einen Kessel mit Wasser aufsetzen? Ich komme in zwei Sekunden nach.«
Tara rappelte sich, immer noch mit offenem Mund, auf die Beine und wisperte zurück: »Ist gut.«
»Starker, schwarzer Kaffee. Zwei Stück Zucker«, murmelte der Fremde, als sie die Schlafzimmertür erreichte. Er klang, als würde er lächeln. »Und zu einem Stück Toast
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