Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Wohnzimmerfenster. Ihr dämmerte, dass ihr aufgesetztes Lächeln sie wie eine Wahnsinnige aussehen ließ, als ein Pärchen Einheimischer auf dem Heimweg vom Pub bei ihrem Anblick zusammenzuckte. »Ich habe morgen ohnehin jede Menge zu erledigen.«
»Wir machen einen anderen Termin aus«, sagte Hector.
Nur zu, dachte Maggie und zwang ihn mental, ein Datum zu nennen. Aber frustrierenderweise tat er das nicht.
»Ich rufe dich in ein oder zwei Tagen an, wenn ich weiß, wie es weitergeht.« Er hielt kurz inne. »Ist deine Waschmaschine endlich repariert?«
»Nein.« Die Waschmaschinensaga lenkte Maggie etwas ab. »Der verdammte Techniker wollte das Ersatzteil heute Nachmittag vorbeibringen. Dann rief er an und sagte, er habe die Grippe.« Den Satz, ›heute wimmeln mich anscheinend alle mit lahmen Ausreden ab‹, verkniff sie sich.
»Ich wünschte, du würdest mir erlauben, dir eine neue Waschmaschine zu kaufen«, sagte Hector. »Wäre das nicht viel einfacher?«
Er bot es nicht zum ersten Mal an, aber Maggie blieb standhaft. »Nein, wäre es nicht. Meine Waschmaschine ist neu. Erst sechs Monate alt. Sie fällt noch unter die Garantie, und die Leute, deren Aufgabe das ist, haben sie verdammt noch eins auch zu reparieren. Warum solltest du es ihnen einfacher machen?«
»Aber … «
»Es geht ums Prinzip«, erklärte Maggie fest. Sie mochte nicht viele Prinzipien haben, aber sie war entschlossen, wenigstens an diesem einen festzuhalten.
Hector kicherte. »Wie spät ist es eigentlich? He, erst 22 Uhr 30. Wenn du allein bist, könnte ich doch für zwanzig Minuten vorbeischauen?«
Dieser Gedanke war ihm offensichtlich eben erst gekommen. Da Tara unterwegs war, könnte er sich aus dem Hotel schleichen, die Abkürzung durch den Wald nehmen und in neunzig Sekunden vor ihrer Hintertür stehen.
Als Trostpreis, dachte Maggie, um wieder gutzumachen, dass er sich um ihre ursprüngliche Verabredung drückte. Aber Tara hatte nicht gesagt, wann sie zurückkam. Das Risiko wäre zu groß.
Normalerweise hätte Maggie ihm sofort die Umstände erklärt, aber dieses Mal hörte sie sich sagen: »Lieber nicht. Etwas zu kurzfristig. Ich muss noch ein paar Kissen fertig machen.«
»Ach, na gut. Tja, ich rufe wieder an.«
War Hector verstimmt? Ein klitzekleines bisschen beleidigt? Ha, geschah ihm recht, dachte Maggie. Er hat damit angefangen.
Unbekümmert sagte sie: »Ist gut. Bye!«
Barney schlief tief und fest. Er rührte sich nicht, als Mel um Mitternacht aus dem Bett glitt.
Wilde Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie schlüpfte in ihren uralten, blauen Frotteemorgenmantel und ging in die eiskalte Küche, um einen Kessel mit Wasser aufzusetzen. Konnte sie wirklich in ein Cottage nach Colworth ziehen? Hatte sie den Mut dazu?
Sie versuchte, es sich bildlich vorzustellen. Barney war von seiner Neuigkeit dermaßen begeistert gewesen, dass sie nicht das Herz gehabt hatte, es ihm zu verderben. Soweit es ihn betraf, war dieses Cottage die Antwort auf all ihre Gebete.
»Aber … es ist nicht dein Problem.« Mel hatte versucht, ihren Schock zu verbergen. »Es ist meines.«
»Das ist doch Unsinn. Du weißt doch, was ich für dich empfinde.« Barney hatte heftig den Kopf geschüttelt. »Hör mal, ich weiß, das kommt alles etwas plötzlich. Aber wir sind jetzt ein Paar, oder nicht? Warum sollen wir es langsam angehen lassen, wenn wir beide sicher sind, was wir wollen? Und es ist Schicksal! Jetzt können wir richtig zusammen sein, wir drei! Mel, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Ich möchte mich mehr als alles andere in der Welt um dich und Freddie kümmern.«
Seine Augen hatten gefunkelt, als er ihr das Cottage beschrieben hatte. Freddie hatte verlangt, auf sein Knie gehoben zu werden, und Barney hatte das ohne zu zögern getan. Mel, die die beiden zusammen beobachtet hatte, war von Angst erfüllt gewesen. Barney dachte, dass er sie liebte, aber wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit erfuhr? Er hatte Daisy MacLean mehrmals erwähnt und offenbar mochte und bewunderte er sie sehr. Daisy hatte ihm den Job verschafft, den er sich so verzweifelt gewünscht hatte. Es war offenbar großartig, für sie zu arbeiten, die gesamte Belegschaft war ihr zugetan und – das waren Barneys Worte – sie hatte es auch nicht leicht gehabt.
»Sie ist Witwe, weißt du. Ihr Mann kam vor etwas über einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben.« Seine dunklen Augen hatten traurig geblickt, als er ihr die Geschichte erzählt hatte. »Sie
Weitere Kostenlose Bücher