Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Nigella Lawson –, rückte ihre Jeans zurecht und sagte: »Werden Sie dann noch hier sein?«
»Aber sicher. So leicht werden Sie mich nicht los.« Er zwinkerte ihr zu und zählte die Monate an den Fingern ab: »März, April, Mai – ich fange erst im Juni an meiner neuen Arbeitsstelle an.«
Juni. Tara runzelte die Stirn. »Und was ist danach?«
»Danach? Sind Sie des Wahnsinns? Danach können Sie überall hin, wohin Sie nur wollen! Besorgen Sie sich einen Kleinwagen, und nichts und niemand kann Sie mehr aufhalten.«
»Ich rede von Ihnen und Daisy. Ihr neuer Job ist doch in – wo? Miami? Kompliziert das die Sachlage nicht ein wenig?«
Josh grinste, während sie eine schmale Straße entlangfuhren. »Ich bin erst vor ein paar Tagen gekommen. Ist es nicht ein wenig früh, um sich darüber Gedanken zu machen?«
So waren die Männer. Sie sorgten sich grundsätzlich nie.
»Na gut, mag sein, aber es ist ja nicht so, als ob Sie Daisy erst kennen gelernt hätten. Sie kennen und mögen sich schon seit Jahren. Und das sehr «, betonte Tara. »Außerdem ist Daisy nicht der flatterhafte Typ. Jetzt, wo Sie wieder zusammen sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie auch zusammen bleiben. Worüber ich mich natürlich sehr freue«, fügte sie hastig hinzu, »aber ich mache mir schon Gedanken, wenn Sie einfach nach Amerika abschwirren wollen. Ich will nicht, dass Daisy wieder verletzt wird.«
Wie erwachsen sie sich auf einmal fühlte! Sie warnte doch tatsächlich Daisys neuen Freund, dass er es mit ihr zu tun bekommen würde, wenn er Daisy nicht gut behandelte.
»Was soll das werden?« In Joshs Augen blitzte der Schalk auf. »Ein Verhör? Wollen Sie wissen, ob ich Daisy gegenüber ehrenwerte Absichten hege?«
»Machen Sie sich nicht über mich lustig.« Tara ignorierte den Blick vorgetäuschten Entsetzens in seinem Gesicht. »Ich weiß nur nicht, wie die Beziehung langfristig funktionieren soll, wenn Daisy hier ist und Sie in den Staaten sind.«
»Hören Sie her, ich mag Daisy. Und das sehr «, imitierte Josh sie gutmütig. »Und ich würde nicht einmal im Traum daran denken, ihr wehzutun. Das sollten Sie mittlerweile wissen. Mädchen zum Weinen zu bringen ist nicht meine Art.«
»Die Nächste links«, wies Tara ihn an, als das Hinweisschild in Richtung Autobahn vor ihnen auftauchte.
»Ich hoffe, es funktioniert mit uns beiden«, fuhr Josh fort. »Das hoffe ich wirklich. Und wenn es sein soll, dann wird es auch so kommen. Mein Job in Amerika stellt kein Problem dar.«
Er war wirklich nett. Tara sah bewundernd zu, wie sich die Muskeln an seinen Unterarmen unter der Haut bewegten, als er das Steuer drehte und gleichzeitig den Gang wechselte. Man stelle sich vor, all diese komplizierten Bewegungsabläufe durchführen zu können, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. »Sie meinen, Sie suchen sich hier eine Arbeit?«
Josh zuckte mit den Schultern, während er einen Schwerlastzug überholte.
»Möglich, aber in Florida ist das Wetter besser. Ich denke eher, dass Daisy ihren Job hier kündigen und sich drüben etwas suchen sollte.«
31. Kapitel
Als Daisy von ihrem Computerbildschirm aufsah, entdeckte sie eine Touristenfamilie, die über das Hotelgelände schlenderte. Der Anblick von Kindern, die Eis am Stiel aus dem Dorfladen schleckten, rief ihr schlagartig den Traum der vergangenen Nacht zurück ins Bewusstsein.
Herrje, bis zu diesem Augenblick hatte sie sich nicht einmal an diesen Traum erinnert, aber nun sah sie alles wieder deutlich vor sich. Sie und Dev Tyzack saßen auf den Stufen vor dem Hotel und sprachen über … irgendwas, wahrscheinlich Rugby. Und er hatte Eis geschleckt – nichts Besonderes, nur dieses spiralige Sahnezeugs, das der fliegende Eiscremehändler verkaufte. Es hatte nicht einmal Schokostreusel.
Aber es war ein heißer Tag und sie sehnte sich nach einer Abkühlung. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von seinem Eis abwenden. Gleich darauf bot Dev es ihr an. »Möchten Sie?«
Nur zu gern. Überglücklich beugte sie sich vor, stützte sich mit der Hand auf seinem Knie ab und schleckte. Dev lächelte, bevor auch er davon schleckte. Eine wunderbar intime Geste. Vor wenigen Sekunden noch war ihr Mund auf dem Eis gewesen, gleich darauf befand sich sein Mund an exakt derselben Stelle. Es war wie ein Ersatzkuss.
Dann hatte er das Gespräch fortgesetzt und ihr hin und wieder erneut das Eis angeboten. Sie hatten sich das ganze Eis geteilt, sogar die Waffeltüte.
Das war ihr Traum. Daisy
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