Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
wurde heiß, und sie griff nach der Wasserkaraffe auf ihrem Schreibtisch, die sie zügig leerte. Verdammt, wie real manche Träume doch schienen. Und wie peinlich – ein Psychiater hätte bei der Interpretation dieses Traumes seine helle Freude.
Das Telefon klingelte, und sie griff nach dem Hörer, froh über die Ablenkung. Mein Gott, Josh hatte die ganze Zeit neben ihr gelegen und geschlafen! Das Bett mit dem einen Mann zu teilen und unabsichtlich von einem anderen Mann zu träumen, kam dem Tatbestand der Untreue gleich. Und warum sollte sie überhaupt von Dev Tyzack träumen? Sie war mit Josh absolut glücklich.
Hoppla, mehr Konzentration bitte. Daisy merkte, dass sie vergessen hatte, sich zu melden. Hastig räusperte sie sich, und um effizienter zu klingen, sagte sie: »Guten Morgen, Colworth Manor Hotel, Daisy MacLean am Apparat.«
»Sie hinken der Zeit hinterher, es ist bereits Nachmittag«, erklärte eine Männerstimme, und einen schrecklichen Moment lang glaubte Daisy, sie gehöre Dev Tyzack.
Schlimmer noch, ihr wurde klar, dass es wirklich Dev Tyzack war . O Gott, aus ihren Träumen direkt ins Telefon. Das war einfach nicht fair.
»Tut mir Leid, ich habe so hart gearbeitet, dass ich nicht auf die Zeit geachtet habe.« Ein Blick auf ihre Armbanduhr bestätigte, dass es 13 Uhr war. »Was kann ich für Sie tun?«
»Tja, ich habe hier diese Eiscreme, die schneller schmilzt, als ich sie schlecken kann. Wollen Sie mir nicht zur Hand gehen?«
Natürlich sagte Dev das nicht. Es war nur ihre fiebernde Phantasie, die auf Hochtouren arbeitete, ohne dass der vernünftige Teil ihres Hirns intervenierte. Wo immer der sitzen mochte.
»Ich wollte Ihnen die neuesten Zahlen für die Konferenz durchgeben. Die Teilnehmerzahl hat sich um acht Personen erhöht. Das stellt doch hoffentlich kein Problem dar?«
Die Teilnehmer sind nicht das Problem, dachte Daisy, nur du.
»Aber natürlich nicht.« Sie lächelte ihr bestes Profilächeln in den Hörer und notierte sich die Zahl auf einem Notizblock. »Acht weitere Gäste. Bleiben alle zum Mittagessen?«
»Wenn sie nicht mitten in meiner Vormittagsrede den Saal verlassen, ja, dann benötigen alle ein Mittagessen.«
»Ich werde es organisieren. Sonst noch etwas?« Daisy rollte ihren Füllfederhalter zwischen ihren Fingern aufgeregt hin und her, wie eine Zigarre. Hin und her und her und hin – hoppla. Königsblaue Tinte auf ihrer Manschette und in ihrem Auge.
»Nein, das ist alles. Ich sehe Sie dann am Freitag.«
»Am Freitag?« Sie wühlte in ihrer Hosentasche nach einem Taschentuch und wischte sich das Auge.
»Auf der Konferenz«, sagte Dev.
»Ach ja … ja natürlich.« Mein Gott, er musste sie für schwachsinnig halten.
»Noch etwas, wie ist Ihr Wiedersehen letzte Woche verlaufen?« Er schwieg. »Mit Ihrem Mann?«
»Ach das.« Trotz der Tinte musste Daisy lächeln. Nicht nur Frauen waren also unheilbar neugierig. »Er ist nicht mein Mann.«
»Dann Exmann. Sie wirkten ziemlich geschockt, als Sie hörten, dass er wieder da ist, darum nahm ich an, Sie seien noch zusammen.«
»Wir waren nie verheiratet. Josh ist ein alter Freund vom College und wir haben uns seit Jahren nicht gesehen.« Aua, ihr Auge begann zu brennen. »Er wollte sich nur einen Scherz erlauben.«
»Ein Scherz. Aha.« Dev klang, als wollte er noch etwas sagen. Doch dann hängte er mit einem kurz angebundenen »Ich sehe Sie dann am Freitag« auf.
Daisy tunkte das Taschentuch in die letzten Tropfen ihres Wasserglases und presste es auf ihr brennendes Auge. Schwarze Mascaraschlieren und blaue Tinte liefen ihr über die Wange. Die Tür ging auf, und Brenda, ihre Sekretärin, sagte: »Ist es dir recht, wenn ich jetzt meine Mittagspause nehme und … ach herrje, was ist denn mit dir passiert?« Schockiert trat sie ein paar Schritte in das Büro. »Daisy, Liebes, stimmt etwas nicht?«
Daisy schüttelte den Kopf und wollte lachen, aber aus ihrem Auge ergossen sich mittlerweile wahre Sturzbäche. Mit einer Grimasse wie Quasimodo winkte sie mit der freien Hand, um anzuzeigen, dass es ihr gut ging und sie überhaupt nicht weinte.
»Ich habe nur Tinte im Auge«, erklärte Daisy, weil Brenda nicht überzeugt schien, aber mittlerweile hatte auch ihre Nase begonnen, solidarisch zu laufen, und es kam nur ein »Ich ha Ti im Au« heraus.
Da klingelte das Telefon erneut, und sie wusste sofort, dass es Dev war, der sie noch einmal anrief, um ihr das zu sagen, was er sich vorhin verkniffen hatte.
Es war ganz
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