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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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entfernt worden waren.
    »Bob, ist alles in Ordnung?«
    »Oh, jetzt ist es besser«, krächzte er. »Das war höllisch scharf.«
    »Meine Schwestern mußten zum Friseur und konnten leider nicht warten. Ich schlage Ihnen jetzt folgendes vor: Sie fahren nach Woolybucket zurück und besuchen die Ranch, und ich sage meiner Mutter, daß Sie kommen. Steve Escarbada kann Ihnen alles zeigen, er ist eine Art Manager, auch wenn wir keine eigene Viehzucht mehr haben. Er ist auf der Ranch aufgewachsen und kennt sich aus. Machen Sie so viele Fotos, wie Sie nur wollen. Schicken Sie sie an Ihre Vorgesetzten. Laden Sie sie ein, sich selbst ein Bild zu machen. Wir legen unsere Hand dafür ins Feuer, daß es im ganzen Panhandle kein schöneres oder historisch interessanteres Grundstück gibt.«
    »Warum leben Sie nicht selbst dort, Mr. Beautyrooms? «
    »Wie? Im Panhandle leben?!« Zum erstenmal schienen ihm die Worte zu fehlen. Als hätte Bob ihm vorgeschlagen, in den Nahen Osten zu ziehen und Kameltreiber zu werden. »Nein, Mr. Dollar, das kommt wohl nicht in Frage.«
    »In Ordnung, ich werde mir die Ranch ansehen. Scheint ein wunderschöner Ort zu sein.«
    »Das ist es. Und es könnte die Chance sein, auf die wir gewartet haben. Sonst wären wir unter Umständen gezwungen, die Wasserrechte an T. Boone Pickens zu verkaufen und das Land veröden zu lassen.«
    »Aber er würde Ihnen doch nie neun Millionen Dollar für die Wasserrechte zahlen«, sagte Bob Dollar heiser.
    »O nein?« fragte Waldo Beautyrooms lächelnd, wendete sein silbriges Mondgesicht zur Kellnerin und machte eine Geste des Unterschreibens. »T. Boone kenne ich seit seiner Kindheit in Oklahoma, und ich bilde mir ein, daß ich ihn besser einschätzen kann als Sie. Aber um Ihnen ein bißchen auf die Sprünge zu helfen, kann ich Ihnen verraten, daß die Bass-Brüder 1997 fünfundvierzigtausend Morgen Wasserrechte für zweihundertfünfzig Millionen Dollar an ein südkalifornisches Wasserwerk verkauft haben. Das einzige brauchbare Ogallala-Wasser, das es im Panhandle noch gibt, ist das unter Roberts County. Und T. Boone hat sich bereits das Wasser unter hundertfünfzigtausend Morgen von Roberts County unter den Nagel gerissen. In nicht zu wenigen Teilen des Panhandle mußten sie mit dem Bewässern aufhören und zum Trockenfarmen zurückkehren. Wasser ist wertvoll. Wasser ist ein Trumpf.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander mit Händedruck. Bob eilte auf die Herrentoilette, weil es in seinen Eingeweiden rumorte. Als er den Verschlag verließ, wusch sich der totenbleiche Mann vom Nebentisch am Waschbecken die Hände. Im Spiegel sah er Bob an.
    »Sie sehen aus wie ein anständiger junger Mann«, sagte er. »Warum geben Sie sich mit diesen schmutzigen Grundstückschiebereien ab? «
    »Sir?« sagte Bob.
    »Ich habe zugehört, als Sie mit diesen Arschlöchern Ihr Geschäft ausgeheckt haben. Können Sie sich überhaupt vorstellen,was Sie dem Land antun, wenn Sie so eine Ranch in Stücke teilen? Sie bringen Stromleitungen her, Straßen, zusätzlichen Wasserverbrauch für englischen Rasen, riesengroße Angebervillen. Sie bringen Leute her, die die Gegend nicht kennen und auch nicht kennenlernen wollen, sondern nur die Ressourcen ausbeuten. Und das alles, damit so ein geldgieriges kleines Immobilienarschloch wie Sie seinen Schnitt machen kann.« Er funkelte Bob an.
    »Ich bin kein Immobilienhai«, sagte Bob.
    »Ich habe Sie von den Luxuswohnsitzen faseln gehört, die auf dem Grundstück entstehen sollen.«
    »Tja«, sagte Bob, »würden Sie nicht lauschen, dann kämen Sie auch nicht auf falsche Ideen.«
    Der Mann schaute mit finsterer Miene Bob nach, der schnellen Schritts zur Tür ging, wo er sich umdrehte, mit lauter Stimme sagte: »Nur zu Ihrer Information, Mister, ich bin im Schweinemastgewerbe tätig« und zufrieden die ungläubige und entsetzte Miene des Mannes zur Kenntnis nahm. Als er auf die Straße trat, ging ihm auf, daß er mit Waldo Beautyrooms gekommen war und sich für sein letztes Bargeld ein Taxi nehmen und zum Texola-Parkplatz am anderen Ende der Stadt bringen lassen mußte.
     
    Die Axe-Head Ranch hatte mehrere Einfahrten, die bis auf eine mit elektronisch kontrollierten Toren versperrt waren, zwischen Pfosten angebracht, über denen sich handgeschmiedete Bogen wölbten, versehen mit dem Brandzeichen der Ranch, einem Axtkopf in einem Dreieck. Hinter jedem Tor lag Weideland. Das Haupttor stand offen; Bob fuhr hinein, den Kiesweg entlang und durch eine kurze

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