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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Sachen für einen Dollar pro Stück verkaufen. Aber bisher hat noch niemand was gekauft außer LaVon, die eine Anstecknadel mit einem roten Eiffelturm entdeckt hat. Wissen Sie was, ich geh rüber und frag Rella Nooncaster. Die ist nämlich zuständig, aber sie ist gerade an dem Lotteriestand beschäftigt.« Sie deutete auf Rella Nooncaster, die auf ihre Uhr blickte und sich dann umsah. Bob erhaschte ihren Blick, winkte ihr zu und deutete auf seine Armbanduhr, um zu erklären, daß er noch eine Minute zu tun habe. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, einen Moment zu warten, bin ich gleich wieder da.«
    »Mit Vergnügen. Sagen Sie bitte Mrs. Nooncaster, daß ich zum Lotteriestand komme, sobald wir hier fertig sind? Ich habe versprochen, für eine Stunde einzuspringen, und ich war gerade auf dem Weg dorthin.«
    »Oh, wenn Sie uns helfen, dann macht sie Ihnen sicher einen günstigen Preis.« Sie ergriff ihre Handtasche und trottetezu dem Lotteriestand. Bob grub eine Anstecknadel aus, einen schwarzen Bakelitbügel, an dem winziges Kochgeschirr aus Messing hing. Wenn Onkel Tam das zu sehen bekam, würde er in Ohnmacht fallen.
    »Sie meint, wie es mit zwanzig Dollar für den ganzen Kram wäre?« Janine Huskes Stimme hatte den Klang einer Überbringerin guter Nachrichten.
    »Einverstanden«, sagte Bob und kramte in seiner Brieftasche. Er reichte ihr den Geldschein, hob die schwere Schublade hoch und ging damit zum Lotteriestand hinüber.
    »Da sind Sie ja«, sagte Rella Nooncaster. »Ich frag Sie lieber nicht, was Sie mit dem ganzen alten Schmuck bezwecken. Offenbar gibt es da eine Freundin im Hintergrund. Oder ist es für Ihre Mutter oder Großmutter gedacht?«
    »Es ist für meinen Onkel«, sagte Bob und registrierte befriedigt die Abfolge widerstreitender Gemütsbewegungen im Mienenspiel seines Gegenübers.
    »Was es nicht alles gibt. Na gut, ich erkläre Ihnen, was Sie zu tun haben. Sie füllen den Lotterieschein zweimal aus, einmal für den Käufer, einmal für die Verlosung. Das Los kostet fünf Dollar. Den rosa Abschnitt kriegt der Käufer, der weiße kommt in diese Schachtel. Und hier ist die Kasse. Egal, was Sie tun, bleiben Sie am Stand und lassen Sie Kasse und Quilt nicht aus den Augen. Um drei werden Sie abgelöst. Und vielen Dank, Bob, daß Sie uns helfen.«
     
    Der Verkauf war schleppend, und Bob wünschte, er hätte Leutnant Abert oder Broken Hand mitgebracht. Er begann einzelne Schmuckstücke aus der Schublade zu nehmen und zu reiben, um den Phenolgeruch des Bakelits zu erschnuppern. Ein dicker Mann mit einem Papiersack voller Stacheldraht und mit einem unförmigen Zylinder unter dem Arm trat an den Stand und betrachtete den Quilt, der hinter Bob hing.
    »Der ist aber hübsch. Das ist eine gute Arbeit. Ich bin Antiquitätenhändler aus Charleston, South Carolina. Diesen Quilt würde ich gerne kaufen. Was kostet er?«
    »Der ist nicht zu verkaufen«, sagte Bob. »Der wird verlost. Das Los kostet fünf Dollar, die Verlosung ist um fünf drüben am Musikpavillon.«
    »Na, dann will ich bei dem Künstler, der ihn gemacht hat, einen neuen bestellen. Ich zahle auch« – er schwieg, blickte den Quilt prüfend an –, »ich zahle auch zweihundert Dollar, wenn der Quilt so gut ist wie der hier.«
    »Diesen Quilt haben viele Frauen gemeinsam gemacht, und sie haben ein Jahr lang daran gearbeitet«, sagte Bob. »Am Ende des Jahres wird er verlost. Sie machen nur einen Quilt im Jahr. Und diese Quilts bringen Tausende von Dollar ein. «
    »Na gut, dann nehme ich fünfzig Lose«, sagte der dicke Mann und blätterte die Banknoten aus der Brieftasche auf den Tisch.
    Bob sah schwarz. Es würde Stunden dauern, Name und Adresse des Mannes auf den Losen einzutragen.
    »Wie heißen Sie, Sir? « fragte er in der Hoffnung auf etwas Kurzes und Bündiges.
    »Hubbel D. Stocking. Meine Adresse lautet: Ye Quaint Antiques, 1371 A, Magnolia Boulevard South, Charleston, South Carolina.«
    »Es wird eine Weile dauern, Mr. Stocking, bis ich Ihre Lose ausgefüllt haben werde. Wollen Sie in einer halben Stunde wiederkommen? « Er schrieb wie besessen und hatte in drei Minuten sechs oder sieben Lose ausgefüllt.
    »Nein. Ich setze mich hierhin und warte. Bin sowieso ein bißchen müde. Habe mein Kreuzworträtsel dabei, verstehen Sie?«, und mit diesen Worten holte er ein Heft hervor, das, wie Bob wußte, kinderleichte Kreuzworträtsel enthielt, so einfach, daß es eine Schande war, mit Lösungen wie »Ara«, »hier«, »Hut« und als Gipfel des

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