Mitten in Amerika
er in den Purgatoire mündet. Während eines früh aufgeschlagenen Lagers, wo sie sich an zartem Wild gütlich getan hatten, nahmen sie Vermessungen vor, um ihre Position zu bestimmen; es war dies die einzige korrekte Vermessung der ganzen Expedition; der durchgehende Fehler wurde später einem schadhaften Chronometer angelastet.
Zu gern hätte er die Skizzen gesehen, die der Leutnant von der Gegend angefertigt hatte und die dieser Ausgabe seines Berichts nicht beilagen. (Einige Jahre später bekam er in der Stadtbibliothek von Denver eine Originalausgabe von LeutnantAberts Erkundung zu sehen. Und hinten im Band fanden sich die Illustrationen, die er damals so gern gesehen hätte, wunderschön koloriert – wie der Bibliothekar meinte, wahrscheinlich sogar von der Hand des Leutnants. Bob ließ seine Finger auf einer Seite ruhen, die Leutnant Abert selbst berührt hatte, ein übernatürlicher Kontakt, der ihn jedesmal unweigerlich in Erregung versetzte.)
Eines Sonntagnachmittags, es war windig und klar, vereinzelte Wolken in der Form von Cowboyschnurrbärten, hatte Bob das Gefühl, daß er eigentlich eine Mundharmonika haben und sie auf der Veranda spielen müßte, den Stuhl zurückgekippt, die Füße auf dem Geländer. Statt dessen schrieb er an Mr. Cluke.
Lieber Sir,
es hat sich alles recht gut ergeben, und ich habe in jeder Hinsicht Diskretion walten lassen, was mein Interesse an der Gegend betrifft. Ich erzähle den Leuten, daß ich im Auftrag einer Immobiliengesellschaft nach Grundstükken für Luxusruhesitze Ausschau halte. Habe eine gute Unterkunft gefunden, nur 50 $ monatlich, eine alte Arbeiterbaracke auf einer Ranch. Fließendes Wasser gibt es nicht, das hole ich mir täglich bei Mrs. Fronk, der Ranchbesitzerin. Sie hat zwei Monatsmieten im voraus verlangt. Sie weiß über fast alles hier Bescheid, sehr hilfsbereit, aber ziemlich redselig. In der Baracke gibt es auch keinen Herd, und ich esse immer auswärts. Es gibt ein paar Cafés, darunter ein gutes. Kreditkarten nehmen sie alle nicht, und ich muß bar bezahlen. Hier wird das meiste in bar oder im Naturalientausch abgewickelt. So kommt es, daß ich ziemlich oft den Geldautomaten besuche. Es gibt nur einen, und es ist ein ziemlich weiter Weg. Er befindet sich nicht in Woolybucket.
Ich habe erfahren, daß schlimme Dürreperioden zu dieser Region gehören, wo früher die Dust Bowl war. Andererseits liegt darunter der große Ogallala-Aquifer, aber der Zugang konnte erst in den sechziger Jahren erschlossen werden – Tiefbrunnen mit Tauchpumpen und PivotBewässerungssysteme ermöglichen den Leuten, an das Wasser zu kommen, und haben den Panhandle in den heutigen »Brotkorb« verwandelt. Wenn man sich mit Farmern unterhält, erzählen sie einem, daß sie die Welt vor dem Hungertod retten durch ihren Anbau von hochwertigem Weizen, Sorghum, Soja, Erdnüssen, Baumwolle usw.
Ich nehme an, Sie wissen, daß unsere Konkurrenten Texas Farms, King Karolina, Murphy Farms und Seabord bereits Schweinemastbetriebe in dieser Gegend haben. Auf einer der Anlagen von Murphy Farms kam es vor ein paar Jahren zu einem scheußlichen Unfall. Ein Lastwagenfahrer kam ums Leben, als er mit seinem Wagen rückwärts in den mehrere Meter tiefen Auffangteich stürzte. Das war ein tragischer Unfall, und er hat die Leute in ihrer schlechten Meinung über Schweinemästereien noch bestärkt.
Das Wasser ist ein Sorgenfaktor. Obwohl der OgallalaAquifer noch viel Wasser führt, nimmt es zusehends ab. Eine Dame, die ich kennenlernte, sagte: »Ich mache mir keine Sorgen, sie werden was Neues finden, Eisberge einfliegen oder so was, denen fällt immer was Neues ein.« Aber ich glaube nicht, daß man in absehbarer Zeit Eisberge einfliegen wird. Drüben am Silo kann man einiges erfahren, und einer der Farmer hat mir erzählt, daß fast die Hälfte des Wassers aus dem Ogallala-Aquifer seit den sechziger Jahren aufgebraucht worden ist und sich kaum neues Grundwasser bildet. Manche der Farmer sind der Ansicht, daß andere das Wasser nehmen, wenn sie es nicht tun. Offenbar besitzt man in Texas als Grundbesitzer auch die Wasserrechte unter dem Land und kann mit dem Wasser tun und lassen, was man will, und es kommt einem fast so vor, als würden eine Menge Leute Strohhalme in einen großen gemeinsamen Wassereimer stecken und soviel heraussaugen, wie sie wollen (allerdings ist der Aquifer kein großes unterirdisches Wasserreservoir, sondern wassergesättigtes Sediment, Sand und Kies). Erfolglose
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