Mitten in der Nacht
Da wäre nur diese eine kleine Macke – abgesehen davon, dass sie noch nicht so weit ist, Ja zu sagen.«
»Mit dieser Kleinigkeit wirst du bestimmt fertig. Und was ist das für eine Macke?«
Er setzte sich wieder und erzählte ihr von Lilibeth.
Als er den Hörer endlich auflegte, fühlte er sich erleichtert. Ganz spontan ging er nach oben, um sich zu waschen und umzuziehen. Er würde dem Zeitplan vorgreifen und Lena schon jetzt gegenübertreten.
16
Auf seinem Weg zum Et Trois machte Declan noch einen Umweg über Remys Büro. Die Hochzeit rückte rasch näher, und zu seiner Pflicht als Trauzeuge gehörte es auch, die Junggesellenparty zu organisieren. Obwohl der große Rahmen vorgegeben war – genügend Sprit, um ein Schlachtschiff flott zu bekommen, und ein Striplokal –, gab es noch eine paar feinere Einzelheiten zu besprechen.
Als man ihn an der Rezeption in Remys Büro anmeldete, hörte er das fast verzweifelte »Schicken Sie ihn sofort rein« seines Freundes.
Und sobald er die Bürotür aufmachte, wusste er, warum.
Tränenüberströmt saß Effie in einem der Besucherstühle, Remy kauerte ihr zu Füßen. Obwohl Remy die Tränen wegzuwischen und Effie unermüdlich zu trösten versuchte, stand blanke männliche Verzweiflung in seinem Blick, als er Declan begrüßte.
Als Beweis seiner Freundschaft bezwang Declan seinen Drang, sofort die Flucht anzutreten und schleunigst das Weite zu suchen. Stattdessen schloss er die Tür, ging zu Effie und tätschelte ihr aufmunternd die Schulter.
»Hatten wir nicht vereinbart, ich würde ihm beibringen, dass du ihn meinetwegen abschiebst, Liebes.«
Effie blickte nur kurz auf und tauchte dann wieder schluchzend ab, um in ihre Hände zu weinen.
»Na gut, war ein schlechter Scherz.« Declan rieb sich seine inzwischen feuchten Hände an seiner Jeans ab. »Was ist los?«
»Wir haben Probleme mit dem Hochzeitsempfang«, fing Remy an und Effie stieß einen Klageschrei aus.
»Es gibt keinen Hochzeitsempfang.« Sie schnappte sich Remys Taschentuch und vergrub ihr Gesicht darin. »Sie hatten... sie hatten einen Küchenbrand, und die Feuerwehr musste kommen und sie... sie... Ach, was sollen wir nur tun?«
»Rauch- und Wasserschaden«, erklärte Remy Declan. »Zusätzlich zum Brandschaden. Sie werden es nicht schaffen, rechtzeitig alles wieder in Schuss zu haben.«
»Es ist mein Fehler.«
In Nachahmung Remys ging auch Declan fürsorglich in die Hocke. »Nun sag schon, Liebling, warum hast du das Feuer gelegt?«
Da musste sie lachen – für den Bruchteil einer Sekunde. »Ich wollte diesen alten Plantagensitz mieten. Dort ist es wirklich romantisch und hübsch. Remy hat gleich gemeint, es wäre einfacher, einen Ballsaal im Hotel anzumieten, aber nein, ich musste ja meinen Willen durchsetzen. Und jetzt haben wir die Bescherung. Es bleiben uns nicht einmal mehr drei Wochen, und wir sind... Wir sind geliefert.«
»Nein, das sind wir nicht, Liebes. Wir werden etwas anderes finden. Pleure pas, chère.« Remy gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Wenn alle Stricke reißen, heiraten wir eben so und holen unsere Feier nach. Wir werden ein richtiges fais do-do nach unseren Flitterwochen haben.«
»Und wo sollen wir heiraten? Im Rathaus?«
»Mir ist es egal, wo wir heiraten.« Jetzt küsste er ihre Finger. »Hauptsache, wir heiraten.«
Sie schniefte, seufzte und lehnte sich an ihn. »Es tut mir so Leid. Ich war einfach dumm und selbstsüchtig. Du hast Recht. Auf das Wo und Wie kommt es nicht an.«
»Doch, darauf kommt es an.« Bei Declans Äußerung richteten beide ihren Blick auf ihn, Effie, die noch mit den Tränen kämpfte, und Remy verdutzt und frustriert. »Ihr könnt doch nicht zulassen, dass ein kleines Feuer alle eure Pläne über den Haufen wirft. Nehmt doch mein Haus.«
»Was meinst du mit ›dein Haus‹?«, wollte Remy wissen.
»Das Herrenhaus. Es wird doch wohl groß genug sein. Am Ballsaal muss noch was getan werden, aber wir haben drei Wochen Zeit. Ich muss den Malern Druck machen, aber ich bin heute Morgen mit dem Eingang fertig geworden. Auch der Garten ist in gutem Zustand, die Küche ist fertig, die Salons, die Bibliothek. Es gibt noch jede Menge Unfertiges, aber daran werden sich die Leute nicht stören. Sie bekommen das Haus, den Grund, die Geister. Und werden noch nach Jahren davon sprechen.«
»Ist das dein Ernst?« Effie ergriff Declans Hand, ehe Remy etwas sagen konnte.
»Aber gewiss. Das schaffen wir schon.«
»Dec«, fing Remy an, aber
Weitere Kostenlose Bücher