Mitten in der Nacht
Verlass ist. Wenn ich wüsste, dass Sie mir zu Seite stehen, würde mir das sehr helfen.«
»Wenn es denn Seiten geben muss, bin ich auf der von Lena. Ich kann mich nicht einmischen – und wenn ich so dumm wäre, es doch zu versuchen, würde sie sowieso nicht auf mich hören.«
»Vielleicht stehen Sie beide sich dann doch nicht so nah, wie ich vermutet hatte.«
»Vermutungen sind immer riskant«, konterte er.
Sie nahm wieder einen Schluck Bier. »Sie schlafen mit ihr, nicht wahr?«
»Darüber werde ich mit Ihnen nicht sprechen.«
»Warum nicht?« Lilibeth ließ das kalte Glas zwischen ihre Brüste gleiten und stand dann lachend auf. »Sind Sie scheu, Süßer? Bei Lilibeth brauchen Sie nicht scheu zu sein. Wir könnten Freunde sein, Sie und ich.« Sie umrundete den Tisch und lehnte sich von hinten an ihn. »Sehr gute Freunde«, fügte sie hinzu, während ihre Arme sich um ihn schlangen und ihre Zähne an seinem Ohr knabberten.
»Miss Simone, Sie bringen mich in die peinliche Lage, Sie bitten zu müssen, Ihre Hände von mir zu lassen.«
»Sie sind scheu.« Kichernd blies sie warmen Bierdunst über seine Wange und ließ ihre Hände zu seinem Schoß hinunterwandern.
Mit eisernem Griff packte er sie an den Handgelenken und riss diese nach oben. »Sie machen sich lächerlich.« Er wand sich, bis er vom Stuhl aufstehen und auf die Füße kommen und ihr ins Gesicht sehen konnte. »Das hier ist Ihre Sache. Aber Sie benutzen mich, um an Lena ranzukommen, und das ist meine Angelegenheit.«
Sie hatte vor Wut rote Flecken im Gesicht. »Sie glauben vielleicht, Sie wären zu gut für mich.«
»Das vielleicht können Sie streichen. Gehen Sie und wir vergessen, was passiert ist.«
Sie hätte ihn am liebsten angeschrien, ihn geschlagen. Aber noch hatte sie ihre Sinne beisammen. Sie hatte noch nicht genug Bier getrunken, um sie zu betäuben, und die Koksdröhnung, die sie sich verpasst hatte, ehe sie herüberkam, war zu schwach gewesen. Um das Spiel zu Ende zu spielen, sank sie auf einen Stuhl, legte ihren Kopf auf die verschränkten Arme und schluchzte.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin einfach so allein. Ich habe solche Angst. Ich brauche Hilfe. Ich dachte – ich dachte, wenn ich mich Ihnen hingebe, würden Sie mir helfen. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!«
Sie hob ihren Kopf, und die zwei Tränen, die sie sich herausquetschte, hinterließen ihre Spur in ihrem Make-up. »Ich bin in so entsetzlichen Schwierigkeiten.«
Er ging an die Spüle, ließ das Wasser laufen, bis es kalt war, und füllte dann ein Glas. »Was für Schwierigkeiten?«
»Ich habe Geldschulden. Deshalb musste ich auch Houston verlassen, und jetzt habe ich Angst, dass sie mich finden. Mir was antun. Vielleicht auch Lena. Ich möchte nicht, dass sie meinem Baby etwas antun.«
Er stellte das Glas Wasser vor sie auf den Tisch. »Wie viel Geld?«
Declan sah es sofort, das zufriedene Funkeln in ihren Augen, das für einen Moment aufblitzte, ehe sie die Lider senkte. »Fünftausend Dollar. Es war nicht mein Fehler. Ehrlich, es lag nicht an mir. Ich habe den falschen Leuten vertraut. Einem Mann«, sagte sie matt. »Er ist mit dem Geld abgehauen und hat mich mit den Schulden allein gelassen. Wenn ich keine Möglichkeit finde, sie zurückzuzahlen, werden sie mich ausfindig machen und mir etwas antun. Mama und Lena etwas antun.«
Er setzte sich wieder und musterte sie forschend. »Sie sind eine Lügnerin. Sie versuchen mich weich zu klopfen, damit Sie auf die Schnelle an fünf Riesen kommen und sich dafür Drogen kaufen und die Stadt verlassen können. Sie haben wohl gedacht, leichtes Spiel mit mir zu haben, aber da haben Sie sich getäuscht. Wenn Lena nicht wäre, würde ich Ihnen ein paar Hunderter in die Hand drücken, damit Sie gehen. Aber da ist Lena, verstehen Sie, Lilibeth? Ihr wäre das nicht recht.«
Sie schüttete ihm das Wasser ins Gesicht. Er ließ es stoisch geschehen. »Ach, fick dich.«
»Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass dies nicht zur Diskussion steht.«
»Sie halten sich wohl für klug? Für wichtig, weil Sie aus einem geldigen Haus kommen.« Sie kam ruckartig auf die Beine. »Aus einer großen, erstklassigen, aufgeblasenen Familie. Ich habe alles über Sie herausgefunden, Declan Fitzgerald. Darf ich Sie fragen, was diese große, erstklassige, aufgeblasene Familie denken würde, wenn sie erführe, dass Sie mit einer Cajunhure aus den Sümpfen ins Bett steigen?«
Bei diesem Satz verkrampfte sich etwas in
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