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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie verdanke ihm ihr Leben – ihr eigenes, das ihrer Kinder und ihrer Enkelkinder. Sie legte sogar Blumen auf die Gräber von Josephine und Henri Manet. Obwohl sie dort nie stehen blieb, um zu beten. Und noch etwas tat sie an ihrem Geburtstag, Jahr für Jahr, bis sie starb. Sie nahm Blumen mit zum Fluss und warf sie hinein. Und dort sprach sie ein Gebet.«
    »Du meinst, sie sprach es für ihre Mutter?«
    »Sie sagte es nie, aber ich denke ja.«
    »Und glaubst du, dass das der Ort ist, wo Abigail ist? Im Fluss?«
    »Manche behaupten das.«
    Lena hob ihren Kopf. »Ich frage aber nicht manche. Ich frage dich.«
    »Manchmal, wenn ich am Ufer entlanggehe, befällt mich eine schreckliche Traurigkeit. Und manchmal denke ich auch, dass alte Seelen nach neuem Leben suchen. Und weitersuchen, bis es gut wird. Wonach suchst du?«
    Lena lehnte ihren Kopf wieder an und schloss die Augen. »Ich dachte, ich hätte es gefunden. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Er liebt mich, Großmama.«
    »Ich weiß, dass er dich liebt.«
    »Wenn ich ihn auch liebe, ändert das alles.«
    Odette lächelte und beugte sich hinüber, um das Licht zu löschen. »Das tut es gewiss«, murmelte sie und streichelte dabei unentwegt Lenas Haar. »Das tut es gewiss.«
     

18
    Als Gastgeber von Remys Junggesellen-Abschiedsparty fühlte Declan sich verpflichtet, bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Das bittere Ende war eine ziemlich schmuddelige Hinterhofkneipe im Französischen Viertel, wo einem der Alkohol Löcher in die noch verbliebene Magenschleimhaut ätzte und die Stripperinnen ihre Glanzzeiten schon lange hinter sich hatten.
    Aber das schien keinen zu kümmern.
    Im Geiste guter Kameradschaft steckte Declan einen letzten Dollar in den ausgefransten Strumpfgürtel an einem schwabbeligen weißen Schenkel und zog dann einen glasig vor sich hin starrenden Remy auf die Beine.
    »Lass uns gehen, Kumpel.«
    »Huh? Was? Ist schon Morgen?«
    »Kurz davor.«
    Als sie aus Freundschaft, aber ebenso auch aus Notwendigkeit Arm in Arm nach draußen torkelten, sah Remy sich um. Sein Kopf wackelte ruckartig wie bei einer Marionette. »Wossin denn alle?«
    »Umgekippt, im Gefängnis, tot auf der Gasse.«
    »Oh. Waschlappen.« Remy grinste breit. »Duundich, Dec, wir raffen's noch.«
    »Morgen früh fange ich gleich mit einer Antibiotikakur an, um es loszuwerden.« Er stolperte und musste beide Arme um Remy schlingen, um nicht aufs Gesicht zu fallen. »Zu viel Schwerkraft. Hier draußen ist entschieden zu viel Schwerkraft am Werk.«
    »Komm, lass uns noch eine nackte Frau suchen.«
    »Ich denke, wir haben sie schon alle gefunden. Zeit zum Heimgehen, alter Freund, alter Kumpel.«
    »In drei Tagen heirate ich.« Zur Demonstration hob Remy vier Finger in die Höhe. »Dann ist es für Remy vorbei mit der Zecherei.« Er sah sich um. Die Straßen waren fast ausgestorben und glitzerten ölig in dem leichten Nieselregen. »Müssen wir jemanden freikaufen?«
    »Schick sie zum Teufel.«
    »Hast Recht. Wo ist mein Mädchen? Effie!« Er brüllte es und als der Name als Echo zurückkehrte, schnaubte Declan betrunken.
    »Stella!« Declan bepinkelte sich fast vor Lachen über seinen witzigen Einfall und plumpste unsanft in eine Regenpfütze. »Verdammt, Remy. Lass uns hier schlafen.«
    »Ich muss mein Mädchen finden, muss mit meiner Effie ganz süße Liebe machen.«
    »Ohne Hydraulikpumpe kriegst du jetzt keinen hoch.«
    »Wetten?« Remy fummelte an seinem Reißverschluss, aber Declan hatte noch genügend aktive Gehirnzellen, um sich hochzurappeln und ihm Einhalt zu gebieten.
    »Steck das Ding weg, ehe du zu Schaden kommst. Wir werden noch wegen unzüchtiger Zurschaustellung eingesperrt.«
    »Is doch egal. Wir sind Anwälte.«
    »Du bist einer. Wir brauchen Taxis. Wir müssen Taxis finden.«
    »Taxi zu Effie. Wo ist meine sittsame Braut?«
    »Daheim im Bett wie jede anständige Frau um...« Er hob Remys Handgelenk an und versuchte sich auf die Uhr zu konzentrieren. »Spät nachts, egal wann. Lena ist jedenfalls im Bett. Sie glaubt, ich sei eine Frau.«
    »Dann bumst du sie nicht richtig.«
    »Nein, du Esel. Und erinner mich daran, dass ich dir später dafür eins auf die Schnauze gebe. Sie denkt, ich sei Abigail.«
    »Du hast doch nicht etwa ihre Unterwäsche anprobiert oder sonst was Verrücktes in der Art, mein Junge?«
    »Die kleinen Spitzenhöschen mit den Rosen mag ich am liebsten. Die machen so schmale Hüften.«
    »Das glaub ich dir aufs Wort. Warte.« Er blieb stehen und

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