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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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haben.« Sie drückte gerade kräftig genug aufs Kissen, dass er sich mit fuchtelnden Händen aufzurappeln versuchte.
    Sein Gesicht war gerötet, die blutunterlaufenen Augen ein wenig irr. »Das war nicht lustig.«
    »Du musst das so sehen.« Und sie lachte. Er trug noch immer seine Kleider, das zerknitterte, von Alkohol besudelte Hemd steckte halb in der Jeans und hing halb heraus.
    Ein weiterer Strassstein blitzte aus seiner Hemdtasche. Er war rosa und silber. Declans Augen waren schmale Schlitze.
    »Es wird dir gleich besser gehen – nicht gut, aber besser. Du duschst dich und isst ein wenig und wirst dank der Mixtur, die ich dir verabreicht habe, in ein, vielleicht auch drei Stunden wieder ein Gefühl in deine Extremitäten bekommen.«
    Jemand hatte den Pelz von seiner Zunge rasiert, stellte er fest. Aber er war sich nicht sicher, ob dies ein Fortschritt war. »Was war in dem Zeug, das du mir eingeflößt hast?«
    »Das sag ich dir lieber nicht, aber ich habe vier Aspirin darin aufgelöst, also solltest du erst mal keine mehr nehmen. Ich werde dir jetzt ein schönes leichtes Omelette mit Toast machen.«
    »Warum?«
    »Weil du so armselig aussiehst.« Sie wollte ihn küssen, zog sich aber ruckartig zurück und fächelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her. »Mein Gott, tu was gegen diesen Atem, cher, ehe du damit alle Lebewesen umbringst.«
    »Hat dich irgendwer gebeten?«
    »Und bleib ausgiebig unter der Dusche. Du riechst wie ein Kneipenfußboden.« Sie stand auf. »Wieso ist heute keiner hier?«
    »Weil ich schon mit einem Kater gerechnet hatte, habe ich die Parole ausgegeben, dass jeder, der vor drei Uhr nachmittags in dieses Haus kommt, ohne Verfahren hingerichtet wird.«
    Sie sah auf die Uhr. »Dann hast du noch ein paar Stunden.«
    »Wenn ich aus diesem Bett steige, dann nur, um mein Gewehr zu holen. Es wird mir Leid tun, dich zu töten, aber ich tu's.«
    »Du findest mich in der Küche.« Sie runzelte die Stirn. »Bring dein Schießeisen ruhig mit, cher, dann werden wir ja sehen, ob du noch weißt, wie man damit umgeht.«
    »Ist das ein Euphemismus?«, rief er ihr nach, bedauerte aber sofort, dass er seine Stimme erhoben hatte. Mit knackenden Gliedern stieg er aus dem Bett und hielt sich den Kopf, damit er nicht verrutschte.
    Lena kicherte auf dem Weg nach unten. Lachte noch mehr, als sie eine Tür schlagen hörte. Und blieb stehen und drehte sich um, als sie noch zwei Türen schlagen hörte.
    Na gut... Sie ging davon aus, dass er die Geister mit seinem Gewehr nicht beeindrucken konnte.
    »Mach doch Krach so viel du willst«, sagte sie, als sie ihren Weg zur Küche fortsetzte. »Mir jagst du keine Angst ein.«
    Die Türen der Bibliothek wackelten, als sie vorbeiging. Sie achtete nicht darauf. Wenn ein übellauniger, schlecht riechender Mann sie nicht verjagen konnte, dann ein schlecht gelaunter Geist erst recht nicht.
    Er hatte so verdammt süß ausgesehen, ging es ihr durch den Kopf, als sie nach Kaffeebohnen suchte. So blass, männlich und sauer. Mit dem albernen Strassstein auf der Wange.
    Wenn Männer eine nackte Frau sahen, verloren sie ihren halben IQ. Steckte man ein paar von ihnen mit Frauen zusammen, die bereit waren, sich zur Musik auszuziehen, schrumpfte ihr gesunder Menschenverstand auf den eines Brokkoli zusammen.
    Sie mahlte die Bohnen und brühte den Kaffee auf. Als sie die Eier in einer Schüssel verquirlte, fiel ihr ein, dass sie das erste Mal in ihrem Leben einem Mann ein Frühstück machte, mit dem sie nicht in der Nacht davor geschlafen hatte.
    War das nicht seltsam?
    Noch seltsamer aber war, dass sie summend in der Küche eines verdrießlichen, stinkenden, verkaterten Mannes stand, der sie angefaucht hatte. Das passt nicht zu dir, Lena. Was ist hier los?
    Effies fröhliche Belustigung über Remys Zustand hatte sie fasziniert. Und jetzt stand sie hier und empfand das Gleiche für Declans Verfassung.
    Sie schaute durch das Fenster in den Garten, der noch vor wenigen Monaten wild und verwaist gewesen war. Jetzt stand er in voller Blüte, und überall spross frisches Grün.
    Schließlich hatte sie es doch zugelassen. War aufgebrochen und hatte ihm erlaubt, sich bei ihr einzuschleichen, durch alle Schlösser und Riegel hindurch.
    Sie liebte ihn. Aber du liebe Güte, sie wollte es nicht – ebensowenig seinet- als auch ihretwegen.
    Er hatte den Staub von all den jugendlichen Träumen geblasen, die sie so vehement weggesperrt hatte. Die von Liebe und Hoffnung und Vertrauen gefärbten

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