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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mitbringen.«
    »Du brauchst ihr nichts mitzubringen.«
    »Möchte ich aber.«
    Lena legte einen Arm über ihre Stuhllehne und trommelte mit den Fingern, als sie ihn prüfend ansah. »Dann bring ihr eine Flasche Wein mit. Einen guten Roten. Eine Frage, cher, du hast nicht etwa vor, meine Großmama dafür einzuspannen, an mich ranzukommen?«
    Sie sah den Zorn in seinen Augen aufblitzen – dunkler, hitziger, als sie von ihm erwartet hatte. Ich hätte es wissen müssen, überlegte sie, dass sich hinter diesen glatten Manieren etwas Scharfes, Zackiges verbarg. Es war eindrucksvoll, aber noch viel eindrucksvoller war der blitzartige Umschwung von Sanftmut in Zorn und wieder zurück zur Sanftmut.
    Ein Mann, der sich derart zu zügeln verstand, musste einen eisernen Willen haben. Das fand sie nachdenkenswert.
    »Es ist genau anders herum«, korrigierte er sie. »Ich benutze dich, um an Miss Odette ranzukommen. Sie ist das Mädchen meiner Träume.«
    »Dann tut es mir Leid.«
    »Sollte es auch.«
    Lena wartete, bis ihnen Wasser und Brot serviert wurde. Sein Ton hatte sie auf die Palme gebracht. Vor allem jedoch, weil sie, wie sie sich eingestand, diese Retourkutsche verdient hatte. Mit verschränkten Armen beugte sie sich zu ihm hinüber.
    »Entschuldige, das war abscheulich von mir. Aber ich muss dir was sagen, Declan, mir rutschen die abscheulichen Worte manchmal einfach so heraus. Oft bedauere ich auch nicht, sie gesagt zu haben. Ich gehöre nicht zu den ausgeglichenen Frauen mit zuvorkommenden Manieren. Ich bin von Grund auf misstrauisch. Ich habe ein paar gute Seiten, aber auch viele schlechte. Und finde das gut so.«
    Er äffte ihre Sitzhaltung nach. »Ich bin zielstrebig, kämpferisch und launisch. Ich kann ziemlich aufbrausend sein. Es braucht schon einiges, um das in Gang zu setzen, wofür sich meine Mitmenschen glücklich schätzen können. In kleinen Dingen muss es nicht nach meinem Kopf gehen, aber wenn ich mich für etwas entschieden habe, etwas wirklich will, dann finde ich einen Weg, es zu bekommen. Ich möchte dich. Also werde ich dich bekommen.«
    Sie hatte sich geirrt. Er hatte noch nicht auf sanftmütig umgeschaltet. Hinter seinen Augen köchelte nach wie vor der Zorn. Da sie der einzige Mensch war, zu dem sie immer ehrlich zu sein versuchte, gab sie sich keine Mühe, so zu tun, als erregte sie das nicht.
    »Das sagst du nur, um mich wütend zu machen.«
    »Nein, das ist lediglich ein Nebeneffekt.« Er lehnte sich zurück, nahm den Brotkorb und bot ihn ihr an. »Möchtest du kämpfen?«
    Beleidigt nahm sie sich ein Stück. »Vielleicht später. Ärger verdirbt mir den Appetit. Was soll's.« Sie zuckte mit den Schultern und biss in das Brot. »Heute kannst du dir die Mühe sparen. Großmama ist heute Nachmittag auf Besuch bei ihrer Schwester.«
    »Dann besuche ich sie im Lauf der Woche. Ich habe die Küchenschränke eingebaut. Remy hat mir gestern beim Aufhängen der Hochschränke geholfen. In ein paar Wochen ist die Küche fertig.«
    »Schön für dich.« Sie wollte schmollen, und sein amüsierter Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er das wusste. »Bist du noch einmal im zweiten Stock gewesen?«
    »Ja.« Er hatte sich zwar erst mit einem guten Schluck Jim Beam stärken müssen, aber er war zurückgekehrt. »Diesmal hat es mich zwar nicht umgehauen, aber ich hatte eine schwere Panikattacke. Normalerweise neige ich nicht zur Panik. Ich habe mehr über die Familiengeschichte der Manets herausgefunden, aber einige Teile fehlen noch. Vielleicht weißt du darüber Bescheid.«
    »Du möchtest etwas über Abigail Rouse erfahren.«
    »Richtig. Wie viel –« Er unterbrach sich, weil sich ihre Aufmerksamkeit von ihm weg auf Marco richtete, der ihre Pasta brachte. Als die beiden daraufhin ein entspanntes Gespräch über Essen begannen, musste er sich daran erinnern, dass die Mühlen im Süden langsamer mahlten.
    »Wie viel weißt du über sie?«, hakte er nach, als sie wieder allein waren.
    Lena rollte sich eine Gabel Nudeln auf und schob sie zwischen ihre Lippen. Nach einem tiefen Seufzer schluckte sie. »Mama Realdo. Sie ist eine Göttin in der Küche. Probier deins«, befahl sie ihm und beugte sich über seinen Teller, um zu probieren.
    »Großartig. Das beste Essen, das ich seit einem Mikrowellenomelette hatte.«
    Sie lächelte ihn an, ein langes, langsames Lächeln, das sich in seinem Bauch festsetzte. Dann aß sie weiter. »Ich kenne die Geschichten, die man sich in meiner Familie erzählt. Keiner weiß, was

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