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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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bisschen müde.“
    Sie steht auf.
    „Kannst du dich ums Baden kümmern?“ Sie lächelt Sven an. „Mama muss einen Augenblick ausruhen, ja?“
    Sven schaut sie ängstlich an. Dann nickt er.
    Sie geht in die Küche, zieht einen Stuhl zum Fenster und starrt hinaus.
    Der Park! Der Rheinpark. Sie war dort gewesen, als sie aus dem Jugendamt fortgelaufen war. Als sie gedacht hatte, man würde ihr Daniel wegnehmen. Daher hatte sie auch diesen Namen. Franziskusheim! Die Kindergartenleiterin hatte davon gesprochen.
    Erst jetzt spürt sie, dass sie friert. Sie sieht an sich hinunter, sieht, dass sie nur eine nasse Hose und einen BH anhat.
    Im Schlafzimmer zieht sie die Hose aus und den Bademantel über. Diese Müdigkeit! Wie ein tiefer, dunkler Weiher. Seit zwei Nächten stürzt sie hinein, sobald der Schlaf sie übermannt. Sie darf nicht schlafen. Sie muss nachdenken. Sie muss Daniel finden.
    In Bewegung bleiben. Laufen, laufen.
    Daniel im Park. Sommer. Schwerer, warmer Rosenduft. Herbstlaub. Kastanien auf dem Weg. Falsch! Alles falsch!
    Im Badezimmer hört sie die Kinder. Lina juchzt vor Vergnügen. Sie geht zurück in die Küche, stellt sich wieder an das Fenster.
    Der Hof liegt in diesem trüben Zwielicht, noch unentschieden, ob der Tag nun endgültig zu Ende sein soll. In den Ecken verstecken sie sich. Die fremden Schatten. In den Kellereingängen. In den Kellereingängen ist es am schlimmsten. Da liegen sie auf der Lauer. Da machen sie Geräusche, stolpern die Treppen hinunter, suchen nach Lichtschaltern am Eingang, finden ihn nicht. Spüren kann sie es. Das Tasten an der rauen, gekalkten Wand. Sehen kann sie es. Die Kalkspuren auf einem blauen T-Shirt und einem Jeansrock.
    Der Verschlag! Eine Tür aus groben Holzbrettern. Das Quietschen der Scharniere. Wieder eine Hand auf der Suche nach einem Lichtschalter. Ein Bollerwagen in der hinteren Ecke!
    Sie stützt sich auf der Fensterbank ab. Ringt nach Luft. Nein!
    Die Kinder baden! Sie muss die Kinder baden. Sie darf nicht allein sein.
    Mit dem Zug ist sie gefahren. Das weiß sie doch genau. Sie kann es noch spüren. Den Druck auf der Brust. Weil er so schnell war, der Zug.
    In den fremden Schatten zieht eine Frau den Bollerwagen aus der Ecke und trägt ihn in den Hof. In den fremden Schatten läuft eine Frau den Hausflur hinauf in Daniels Zimmer.
    Nein!
    Sie läuft hinüber ins Bad. Lina und Julia sitzen in der Badewanne. Sven sitzt auf dem Toilettendeckel und redet ernsthaft auf sie ein.
    „… dann fahren wir alle zusammen ans Meer. Nicht nur eine Woche wie bei dieser blöden Klassenfahrt, Julia. Und wir wohnen in einem Hotel.“
    Erschrocken sieht er zu ihr auf und errötet.
    Sie lächelt ihn an. Ihr Großer. Alles würde gut werden. Sie mussten nur warten. Warten und leise sein.

45
    Linda und Joop verhörten Schrewe, während Grube parallel dazu Berger in seinem Büro mit den neuen Fakten konfrontierte.
    Schrewe gab sich selbstsicher.
    Linda blätterte in ihren Papieren und schob mit der Linken das Mikro näher an ihn heran.
    „Herr Schrewe. Sie waren am Sonntagvormittag im Juweliergeschäft Berger. Was gab es denn so Wichtiges, dass es an einem Sonntag besprochen werden musste?“
    Schrewe lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    „Haben Sie mich allen Ernstes deswegen hergeholt? Das hätten Sie mich auch zu Hause fragen können!“
    Joop hatte neben Linda Platz genommen und spielte gedankenverloren mit einem Kugelschreiber.
    „Oh, haben Sie keine Sorge, Herr Schrewe. Wir haben noch ganz andere Fragen.“
    Schrewe verschränkte, wie er es im Auto getan hatte, seine Arme vor der Brust. Das Leinenjackett spannte sich über den muskulösen Armen. Seine Antwort war mit der, die Berger am Nachmittag Grube gegeben hatte, fast wörtlich identisch.
    „Es ging um den Vertrag. Berger wollte eher heraus. Kann man ja verstehen. Außerdem interessierte mich der Tathergang. Wir waren zwar für die Donnerstagnacht nicht zuständig, aber ich beschäftige mich schließlich beruflich mit solchen Sachen.“
    Linda zog die Stirn kraus und nickte, als käme ihr die Antwort logisch vor. Schrewe ließ die Arme sinken, schien zufrieden mit sich.
    Im Flur hatten Joop und Linda sich darauf geeinigt, dass Joop derjenige sein sollte, der Schrewe nach und nach mit den Ermittlungsergebnissen konfrontierte.
    Sie wartete darauf, dass Joop übernahm, aber der starrte nur vor sich hin.
    Sie ergriff die Initiative.
    „Herr Schrewe, kennen Sie Andreas Koller?“
    Joop hob ruckartig den Kopf. Er

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