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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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gegenüberliegende Hauswand, wandert mit den Augen hinauf zu dem schmalen Streifen Himmel, an dem ein blasses Stück Mond steht, wie das geblähte Segel einer kleinen Jolle. Durchscheinendes Gewölk schiebt sich vorbei. Das Boot scheint zu trudeln. Neue, dunklere Wolken wandern über den Himmel. Das Boot versinkt.
    Am Nachthimmel sieht sie noch einmal Daniel im Park. So, wie sie, seit er fort ist, immer an ihn denkt. Er spielt unter den Bäumen. Er trägt ein ärmelloses T-Shirt. Ein heißer Sommertag. Sie sitzt auf einer Bank und sieht ihm zu.
    Dann steht sie auf. Dichtes Herbstlaub knistert unter ihren Schritten. Kastanien liegen neben stacheligen Fruchtkapseln auf dem Gehweg und glitzern in der Sonne wie große braune Edelsteine.

47
    Er stellte seinen alten Mercedes Schlag acht auf dem Parkplatz hinter dem Präsidium ab. Grubes Mazda stand auf demselben Platz wie am Abend zuvor. War er überhaupt nach Hause gefahren?
    Bevor er hinaufging, stellte er noch schnell die Kaffeemaschine in seinem Büro an.
    Dann, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er hinauf. Die Tür zu Grubes Büro stand offen.
    „Morgen! Sag mal, warst du überhaupt im Bett?“
    Vincent Grube stand mit dem Rücken zum Schreibtisch und schaute den in die Stadt drängelnden Autos am Kreisverkehr zu. Es würde ein schöner Tag werden. Noch lag feiner Dunst über der Stadt, aber in weniger als einer Stunde würde er sich aufgelöst haben.
    Er drehte sich um.
    „Ja, war ich. Aber nicht lange. Senile Bettflucht.“ Er grinste. „Im Ernst, Herr Schrewe und Herr Berger haben mir den Schlaf geraubt.“
    Er blickte auf die Uhr. „Um halb neun ist der Staatsanwalt da. Ich hoffe, er unterschreibt uns Durchsuchungsbeschlüsse für beide Wohnungen.“
    Joop lehnte sich an den Türrahmen. „Sag mal, Vincent, glaubst du auch, dass ich versuche, die Ermittlungen hinauszuzögern?“
    Grube blickte ihn erstaunt an.
    „Wie kommst du darauf?“
    „Linda hat gestern so was angedeutet.“
    „Nein, ich glaube das nicht. Und was Linda angeht, sie wittert immer und überall Konkurrenz.“
    „Warum?“
    Grube zuckte mit den Schultern. „Sie hat sich mit ihrer Art nicht unbedingt Freunde gemacht. Sie ist eine gute Polizistin, aber sie ist immer wieder versetzt worden. Wenn man ihre Personalakte liest, hat man den Eindruck, immer wenn ein Bauernopfer nötig wurde, war sie es. Sie ist einfach misstrauisch geworden. Nimm’s nicht persönlich.“
    Joop schob die Hände in die Bauchtasche seines roten Kapuzenshirts. „Ich werde es versuchen. Sie hat den Verdacht geäußert, dass wir euch den Fall abnehmen, wenn Peter Böhm wieder da ist. Vielleicht kannst du ihr diese Sorge nehmen. Böhm ist nicht der Typ, der sich – wie sagt man das bei euch – mit fremden Federn schmückt.“
    Grube lachte. „Das weiß ich!“
    „Okay. Ich bin unten und versuche mal, jemanden beim Jugendamt zu erreichen.“
    Im Jugendamt war eine Frau Lohmeier für die Familie Koller zuständig. Er wurde verbunden.
    Joop umriss kurz die Situation. Frau Lohmeier war überrascht.
    „Ach, das habe ich nicht gewusst, dass der Tote Andreas Koller ist.“
    Joop wies darauf hin, dass die Familie ohne Strom war.
    Er hörte, wie am anderen Ende der Leitung eine Tastatur bearbeitet wurde.
    „Also, die Kollegin Schenk hat die Familie im Dezember besucht und da war alles in Ordnung. Frau Schenk ist im Mutterschutz, und wir haben keinen Ersatz für sie. Aber ich kümmere mich darum. Ich persönlich kenne die Familie noch nicht.“
    „Sagen Sie“, Joop blätterte in der Akte. „Wir haben bei den Kollers immer nur drei Kinder angetroffen. Wo lebt das vierte Kind.“
    Wieder hörte er die Computertastatur.
    „Frau Koller hat alle Kinder bei sich. Sven, der Älteste ist elf Jahre alt, Julia neun, Daniel sechs und Lina drei. Aber warten Sie mal. Daniel Koller, das sagt mir was.“
    Joop hörte wie Papiere raschelten. Dann sprach sie wieder.
    „Ich habe hier ein Anschreiben vom Schulamt. Frau Koller hätte Daniel vor zwei Wochen zur Einschulungsuntersuchung vorstellen sollen. Sie ist nicht dort gewesen. Hmmm, Moment. Daniel ist geistig behindert. Vielleicht hat sie gedacht, sie braucht nicht hin, weil er sowieso nicht in eine normale Schule kommt.“
    Joop räusperte sich. „In welchen Kindergarten geht er denn?“
    Wieder eine Pause.
    „Ah, hier. Er war in einem integrativen Kindergarten. Aber nicht lange. Frau Koller versorgt ihn zu Hause.“
    Joop stand auf und lief mit dem Hörer zwischen Kinn

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