Mitten ins Herz - Roman
ausnehmen. Immer noch mehr Geld herausschlagen - ist das Ihr Ding?«
Mooner klopfte mit der Faust gegen die Stirn. »Ich bin doch nicht blöd.«
»Ich will es jetzt haben. Sofort«, sagte DeChooch.
»Ich würde nur zu gerne Geschäfte mit Ihnen machen«, sagte Mooner. »Was wollen Sie haben? Toaster oder Superman-Anzüge?«
»Arschloch«, sagte DeChooch und feuerte eine Kugel ab, die Mooners Knie treffen sollte, aber ungefähr zwanzig Zentimeter danebenging und mit einem Zing im Boden landete.
»Mensch!«, sagte Carolli, der sich die Ohren zuhielt. »Da wird man ja taub von. Stecken Sie das Ding weg.«
»Erst wenn ich ihn zum Reden gebracht habe«, sagte
DeChooch. Erneut zielte er auf Mooner, und Mooner machte sich, um sein Leben laufend, durch den Mittelgang davon.
Im Geist sah ich mich DeChooch heldenhaft die Waffe aus der Hand schlagen, in Wirklichkeit war ich wie gelähmt. Wenn mir jemand mit einer Pistole vor der Nase herumfuchtelt, verflüssigt sich mein Körperinneres.
DeChooch feuerte den nächsten Schuss ab, der an Mooner vorbeisegelte und ein Stück aus dem Taufstein herausschlug.
Carolli klatschte DeChooch mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. »Hören Sie auf damit!«
DeChooch taumelte vorwärts, die Waffe entlud sich, und der Schuss ging in ein meterhohes Gemälde, eine Kreuzigungsdarstellung, an der gegenüberliegenden Wand.
Wir standen mit offenen Mündern da, und hastig bekreuzigten wir uns.
»Heiliger Strohsack«, sagte Carolli. »Sie haben Jesus erschossen. Das kostet Sie einige Ave Marias.«
»Es war ein Unfall«, verteidigte sich DeChooch. Er kniff wieder die Augen zusammen und betrachtete das Gemälde. »Wo habe ich ihn denn getroffen?«
»Am Knie.«
»Da bin ich aber erleichtert«, sagte DeChooch. »Wenigstens war es kein tödlicher Schuss.«
»Was ist nun mit Ihrem Gerichtstermin?«, sagte ich. »Ich würde es als eine persönliche Gunst Ihrerseits betrachten, wenn Sie mich zur Wache begleiten und dort einen neuen Termin ausmachen würden.«
»Sie sind vielleicht eine Nervensäge«, sagte DeChooch. »Wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen? Das können Sie sich abschminken. Ich habe Depressionen. Ich lasse mich
doch damit nicht ins Gefängnis sperren. Haben Sie schon mal im Gefängnis gesessen?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann will ich Ihnen eins verraten: Bei Depressionen sollte man den Ort tunlichst meiden. Außerdem habe ich noch was Dringendes zu erledigen.«
Ich kramte wieder in meiner Tasche. Irgendwo mussten doch das Pfefferspray und die Schreckschusspistole sein.
»Es gibt auch noch andere, die nach mir suchen, und die sind brutaler als Sie, sehr viel brutaler«, sagte DeChooch. »Mich ins Gefängnis zu sperren würde es denen leicht machen, mich aufzuspüren.«
»Ich bin auch brutal!«
»Lady, Sie sind eine blutige Anfängerin«, sagte DeChooch.
Ich zog eine Dose Haarspray hervor, das Pfefferspray blieb unauffindbar. Ich musste effizienter werden. Vielleicht sollte ich das Pfefferspray und den Elektroschocker besser in die Innentasche mit Reißverschluss stecken, aber wo sollte ich dann meine Kaugummis und die Pfefferminzbonbons hintun?
»Ich gehe jetzt«, sagte DeChooch. »Und folgen Sie mir ja nicht, sonst muss ich Sie erschießen.«
»Nur noch eine Frage. Was wollten Sie von Mooner?«
»Das ist eine Privatsache zwischen ihm und mir.«
DeChooch ging durch einen Seiteneingang, und Carolli und ich sahen ihm hinterher.
»Sie haben soeben einen Mörder laufen lassen«, sagte ich zu Carolli. »Sie haben mit einem Mörder zusammengesessen und getrunken.«
»Ach was. Choochy ist kein Mörder. Wir kennen uns seit Jahrzehnten. Er hat ein gütiges Herz.«
»Immerhin hat er auf Mooner geschossen.«
»Er war aufgeregt. Seit seinem Herzinfarkt regt er sich immer so schnell auf.«
»Ach? Er hatte einen Herzinfarkt?«
»Nur einen leichten. Kaum der Rede wert. Ich hatte schon schlimmere.«
O Mann.
Kurz vor seinem Haus holte ich Mooner ein. Er ging im Laufschritt, halb rannte er, halb schlurfte er dahin, schaute über die Schulter nach hinten, die Mooner-Version eines Hasen, der vor einer Meute Jagdhunde davonrennt. Als ich meinen Wagen vor dem Haus abstellte, war Mooner bereits durch die Tür verschwunden, hatte eine Haschzigarette entdeckt und zündete sie an.
»Es wird auf dich geschossen«, sagte ich. »Lass das Doperauchen lieber bleiben. Dope macht blöd, und gerade jetzt musst du kühlen Kopf bewahren.«
»Ej, Mann, ej«, sagte Mooner beim nächsten
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