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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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jeden Tag an meiner Ecke? Ich habe eine kranke Mutter in einem betreuten Wohnprojekt. Wenn ich die monatlichen Zahlungen nicht leiste, zieht sie zu mir.«
    »Wäre das so schlimm?«
    »Lieber würde ich es mit einem Walross treiben.«
    Ich stellte den Wagen auf dem Parkplatz der Polizeiwache ab, nahm die Handschellen, um sie Roseanne anzulegen, aber sie fing an, mit den Händen herumzufuchteln.
    »Sie werden mir keine Handschellen anlegen«, sagte sie. »Niemals.«
    Irgendwie löste sich bei dieser Fuchtelei und dem Gezänk die automatische Türverriegelung, und Roseanne sprang aus dem Wagen und rannte auf die Straße. Sie hatte einen guten Vorsprung, aber sie trug Stöckelschuhe, und ich hatte meine Laufschuhe an. Zwei Straßen weiter war die Jagd zu Ende, und ich hatte sie eingeholt. Wir waren beide nicht gut in Form. Sie keuchte, und ich hatte ein Gefühl, als würde ich Feuer einatmen. Ich legte ihr die Handschellen an, und sie setzte sich hin.

    »Nicht hinsetzen«, sagte ich.
    »Denkste. Ich gehe nirgendwohin.«
    Meine Tasche hatte ich im Auto gelassen, und das stand ziemlich weit weg von hier. Wenn ich hinlief und mein Handy holte, würde Roseanne bei meiner Rückkehr wohl nicht mehr da sein. Sie hockte, schmollend, und ich stand neben ihr, innerlich kochend.
    Manchmal lohnte das Aufstehen morgens einfach nicht.
    Ich verspürte das dringende Bedürfnis, ihr einen kräftigen Fußtritt in die Nieren zu versetzen, aber das würde wahrscheinlich einen blauen Fleck hinterlassen, und Roseanne würde Vinnie wegen Kopfgeldjägerbrutalität verklagen. Vinnie schätzte so etwas ganz und gar nicht.
    Es regnete immer heftiger, und wir beide waren bis auf die Haut durchnässt. Meine Haare klebten mir im Gesicht, und meine Levi’s fing an sich aufzulösen. Wir beide ließen uns auf ein Kräftemessen ein. Als Eddie Gazarra zur Mittagspause rausfuhr, fand das Kräftemessen ein Ende. Eddie ist Polizist in Trenton, und er ist mit meiner Kusine Shirley der Heulsuse verheiratet.
    Eddie kurbelte das Fenster herunter, schüttelte den Kopf und machte nur ts ts ts .
    »Probleme mit einem NVGler«, sagte ich zu Eddie.
    Eddie grinste. »Nicht möglich!«
    »Kannst du mir helfen, sie in deinen Wagen zu bugsieren?«
    »Es regnet! Da werde ich ja nass!«
    Ich funkelte ihn an.
    »Das kriegst du nicht umsonst«, sagte Gazarra.
    »Nicht wieder Babysitten.« Seine Kinder waren niedlich, aber als ich das letzte Mal auf sie aufgepasst hatte, war ich eingeschlafen, und sie hatten mir die Haare um fünf Zentimeter gekürzt.

    Er machte noch mal ts ts ts . »He, Roseanne«, rief er. »Kann ich dich mitnehmen?«
    Roseanne stand auf und schaute ihn an. Überlegte.
    »Wenn du einsteigst, kriegst du zehn Dollar von Stephanie«, sagte Gazarra.
    »Nein, kriegt sie nicht«, schrie ich. »Sie hat schon zwanzig von mir bekommen.«
    »Durftest du dafür auch ein bisschen fummeln?«, fragte Gazarra.
    »Nein!«
    Wieder das ts ts ts .
    »Also«, sagte Roseanne. »Was ist jetzt?«
    Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Wenn Sie Ihren Fettarsch nicht in den Polizeiwagen heben, kriegen Sie einen Tritt in die Seite.«
    Wenn alles nichts hilft, kann man’s ja mal mit einer leeren Drohung probieren.

6
    Ich stellte meinen Wagen auf dem Mieterparkplatz ab und schleppte mich hoch in meine Wohnung. Im Treppenhaus warteten Benny und Ziggy.
    »Wir haben Ihnen Erdbeermarmelade mitgebracht«, sagte Benny. »Eine ziemlich gute sogar. Die von Smucker.«
    Ich nahm das Glas und schloss die Wohnungstür auf. »Was gibt’s?«
    »Uns ist zu Ohren gekommen, Sie hätten DeChooch dabei erwischt, wie er sich mit Pater Carolli einen hinter die Binde gegossen hat.«
    Die beiden lachten, weideten sich an der Vorstellung.
    »Choochy ist schon ein Mordskerl«, sagte Ziggy. »Hat er wirklich auf Jesus geschossen?«
    Ich schloss mich ihrem Lachen an. Choochy war tatsächlich ein Mordskerl. »Spricht sich ja schnell herum«, sagte ich.
    »Wir sind eben auf Draht, wie man so schön sagt«, erklärte Ziggy. »Aber wir wollten es aus Ihrem eigenen Mund hören. Wie sah DeChooch aus? Ging es ihm gut? Ich meine, hat er verrückt gespielt oder so?«
    »Er hat ein paar Schüsse auf Mooner abgegeben, ihn aber nicht getroffen. Carolli meinte, seit seinem Herzinfarkt rege er sich immer schnell auf.«
    »Und hören kann er auch nicht mehr gut«, sagte Benny.

    Die beiden wechselten daraufhin viel sagende Blicke. Das Lachen erstarb.
    Meine Levi’s triefte, und auf dem Küchenboden bildete sich

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