Mitten ins Herz - Roman
vor dem Fernseher, zeigte mit dem Finger auf ihn und sagte, er solle ja dort sitzen bleiben.
Ich sah Morelli neugierig an.
»Bei Bob funktioniert es«, erklärte Morelli. Er schaltete den Fernseher ein und bedeutete mir, ins Schlafzimmer zu gehen. »Wir müssen mal miteinander reden.«
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte allein der Gedanke, mit Morelli in einem Schlafzimmer zu sein, mich in Panik versetzt. Nun ließ er meine Brustwarzen hart werden.
»Was ist los?«, fragte ich und machte die Tür hinter mir zu.
»Mooner hat mir erzählt, du hättest heute ein Hochzeitskleid ausgesucht.«
Ich schloss die Augen und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen. »Ja, habe ich! Ich habe mich hinreißen lassen.« Ich stöhnte. »Meine Mutter und meine Oma sind plötzlich aufgetaucht, und ehe ich mich’s versehe, sind wir bei Tina, und ich probiere Brautkleider an.«
»Du würdest mir doch Bescheid sagen, wenn wir heiraten, oder? Ich meine, du würdest nicht einfach eines Tages im Brautkleid vor meiner Tür stehen und sagen, wir hätten in einer Stunde einen Termin in der Kirche.«
Ich setzte mich auf und sah ihn missmutig an. »Deswegen brauchst du nicht gleich so zickig zu sein.«
»Männer sind nicht zickig«, sagte Morelli. »Männer sind genervt. Zickig sind Frauen.«
Wütend sprang ich vom Bett auf. »Diese sexistische Bemerkung ist mal wieder typisch für dich.«
»Nun mal halblang«, sagte Morelli. »Ich bin italienischer Abstammung. Italiener neigen nun mal zu sexistischen Bemerkungen.«
»So funktioniert das nicht.«
»Überleg dir das lieber, Pilzköpfchen, bevor deiner Mutter die Rechnung für das Kleid ins Haus flattert.«
»Und du? Was willst du? Willst du heiraten?«
»Klar.Von mir aus sofort.« Er fasste hinter sich und schloss die Schlafzimmertür ab. »Zieh deine Sachen aus.«
»Was?«
Morelli stieß mich aufs Bett und beugte sich über mich. »Ehe ist eine Geisteshaltung.«
»In meiner Familie nicht.«
Er schob mein Hemd hoch und schaute darunter.
»Hör auf! Warte!«, sagte ich. »Ich kann nicht, mit Mooner nebenan im Zimmer.«
»Mooner sieht fern.«
Seine Hand bedeckte mein Schambein, und sein Zeigefinger vollführte irgendeine Zauberei, meine Augen wurden glasig, und der Sabber tropfte mir aus den Mundwinkeln. »Die Tür ist doch abgeschlossen, oder?«
»Ja«, sagte Morelli. Er hatte mir die Hose bis auf die Knie heruntergezogen.
»Guck doch lieber mal nach.«
»Was soll ich nachgucken?«
»Ob Mooner auch nicht an der Tür lauscht.«
»Ist mir egal, ob er an der Tür lauscht oder nicht.«
»Mir aber nicht.«
Morelli seufzte und drehte sich zur Seite. »Ich hätte mir Joyce Barnhardt zur Freundin nehmen sollen. Sie hätte Mooner aufgefordert, dabei zuzugucken.« Er öffnete die Tür einen Spalt, sah hinaus, machte die Tür noch weiter auf. »Oh, Scheiße«, sagte er.
Ich war sofort auf den Beinen, die Hose wieder hoch gezogen. »Was ist? Was ist? «
Morelli war schon aus dem Zimmer, ging durchs Haus, öffnete Türen und schloss sie wieder. »Mooner ist weg.«
»Wie ist das möglich?«
Morelli blieb stehen und sah mich an. »Kann uns das nicht egal sein?«
»Nein!«
Der nächste Seufzer. »Wir waren nur ein paar Minuten im Schlafzimmer. Er kann noch nicht weit sein. Ich gehe los, ihn suchen.«
Ich ging durchs Zimmer zum Fenster und schaute runter auf den Parkplatz. Ein Auto fuhr gerade davon. Man konnte bei dem Regen kaum etwas erkennen, aber es sah so aus, als gehörte der Wagen Ziggy und Benny. Dunkel, amerikanische Marke, Mittelklasse. Ich rannte durch den Hausflur, die Treppe hinunter, unten an der Tür holte ich Morelli ein. Wir stürmten durch den Eingang auf den Parkplatz und hielten inne.Von Mooner keine Spur. Die dunkle Limousine war auch nicht mehr zu sehen.
»Ich halte es für möglich, dass er bei Ziggy und Benny ist«, sagte ich. »Probieren wir es doch in ihrem Freizeitklub.« Mir fiel sonst kein anderer Ort ein, wo sie Mooner hätten hinbringen können. Zu sich nach Hause würden sie ihn wohl kaum schleppen.
Wir gingen zu Joes Truck und stiegen ein. »Ziggy, Benny und Chooch gehören alle dem Dominoklub in der Mulberry Street an«, sagte Morelli. »Warum denkst du, dass er bei Benny und Ziggy ist?«
»Ich glaube, ich habe ihren Wagen vom Parkplatz fahren sehen. Ich habe den Verdacht, dass Dougie und DeChooch, Benny und Ziggy in etwas verwickelt sind, das mit dem Zigarettenverkauf seinen Anfang genommen hat.«
Wir kurvten durch Burg zur Mulberry
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