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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewesen und hätte gebellt, wenn wirklich Gefahr bestanden hätte.
    Dann schlief sie ein.
    Shaddack kehrte von Peyser zu seinem uraltmodernen Haus an der Nordspitze der Bucht zurück, blieb aber nicht lange. Er machte drei Schinkensandwiches, packte sie ein und legte sie mit mehreren Dosen Coke in eine Kühltasche. Die Tasche brachte er nebst ein paar Decken und einem Kis sen in den Lastwagen. Er holte aus dem Waffenschrank in seinem Arbeitszimmer eine Smith-Wesson 357 Magnum, eine halbautomatische Remington-Schrotflinte Kaliber 12 mit Pistolengriff und jede Menge Munition für beide. Solchermaßen ausgerüstet, machte er sich im Sturm auf, durch Moonlight Cove und die Umgebung zu kreuzen; er hatte die Absicht, in Bewegung zu bleiben und die Situation per Computer zu verfolgen, bis die erste Phase von Projekt Moonhawk um Mitternacht, weniger als neunzehn Stunden von jetzt an, beendet sein würde.
    Watkins' Drohung machte ihn nervös. Wenn er in Bewe gung bliebe, würde er nicht so leicht zu finden sein, wenn Watkins regressiv würde, sein Versprechen hielte und ihn verfolgte. Um Mitternacht, wenn die letzten Verwandlungen vollbracht wären, würde Shaddack seine Macht konsoldiert haben. Dann könnte er sich um den Polizisten kümmern.
    Watkins würde geschnappt und eingesperrt werden, bevor er sich verwandelte. Dann könnte Shaddack ihn auf dem Labortisch festschnallen, seine Psychologie und Physiologie studieren und eine Erklärung für diese Seuche der Regres sion finden.
    Er akzeptierte Watkins' Erklärungen nicht. Sie wurden nicht regressiv, um dem Leben als Neue Menschen zu entkommen. Hätte er diese Theorie akzeptiert, hätte er sich ein gestehen müssen, daß das Projekt Moonhawk eine fatale Ka tastrophe war, daß die Verwandlung kein Segen für die Menschheit war, sondern ein Fluch, und daß seine ganze Arbeit in ihrer Wirkung nicht nur irregeleitet, sondern sogar gemeingefährlich war. Das konnte er niemals zugeben.
    Als Schöpfer und Herr der Neuen Menschen, hatte er gottgleiche Macht kennengelernt. Diese wollte er nicht mehr hergeben.
    Die regennassen Straßen waren kurz vor der Dämmerung verlassen, abgesehen von den Autos - manche waren Streifenwagen, manche nicht -, in denen jeweils zwei Männer fuhren, um entweder Booker, Tessa Lockland, die Tochter der Fosters oder Regressive auf Streifzügen zu finden. Sie konnten zwar nicht durch die stark getönten Scheiben des Lieferwagens sehen, wußten aber ganz bestimmt, wem das Fahrzeug gehörte.
    Shaddack kannte viele, denn sie arbeiteten bei New Wave und gehörten zum Kontingent der einhundert, die er erst vor ein paar Stunden der Polizei zur Verfügung gestellt hatte. Ihre Gesichter hinter den vom Regen überspülten Windschutzscheiben schwebten wie blasse Scheiben im dunklen Inneren ihrer Autos und waren so ausdruckslos, daß sie Schaufensterpuppen oder Roboter hätten gehören können.
    Andere gingen zu Fuß durch die Stadt, waren aber verstohlener und hielten sich in den dunklen Schatten und Ne benstraßen. Von ihnen sah er keinen.
    Shaddack fuhr auch an zwei Verwandlungsteams vorbei, die leise, und zielstrebig von einem Haus zum anderen schlichen. Jedesmal, wenn sie eine Verwandlung abgeschlossen hatten, gab das Team die Daten in ein VDT im Auto ein, damit das zentrale System bei New Wave über ihren Fortschritt informiert blieb.
    Als er an einer Kreuzung hielt und die Tabelle auf seinem eigenen VDT abrief, stellte er fest, daß in der Verwandlungsphase von Mitternacht bis sechs Uhr morgens nur noch fünf Personen übrigblieben. Sie waren dem Zeitplan ein wenig voraus.
    Heftiger Regen fiel von Westen und schimmerte im Licht der Scheinwerfer so silbern wie Eis. Bäume schüttelten sich, als hätten sie Angst. Und Shaddack blieb in Bewegung und zog durch die Nacht, als wäre er ein seltsamer Raubvogel, der es vorzog, im Sturmwind zu jagen.
    Tucker führte, und so hatten sie gejagt, getötet, gebissen und gerissen, gekrallt und gebissen, gejagt und getötet und die Beute gefressen, Blut getrunken, Blut, warm und süß, dickflüssig und warm, süß und dickflüssig, Blut, hatten das Feuer in ihrem Fleisch gelöscht, das Feuer mit Nahrung gekühlt. Blut.
    Tucker hatte allmählich festgestellt, daß das Feuer um so weniger intensiv brannte, je länger sie in ihrem verwandelten Dasein blieben, und es um so leichter war, in der submenschlichen Gestalt zu bleiben. Etwas sagte ihm, er sollte sich Sorgen darüber machen, daß es ihm immer leichter fiel, sich an

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