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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Flur mit PVC-Boden. Auf beiden Seiten lagen Büros. Sie ging ins erste Zimmer links, wo acht Frauen als Sekretärinnen für die weniger wichtigen Abteilungsleiter arbeiteten, die keine Privatsekretärin hatten.
    Die acht saßen an ihren VDTs. Im grellen Neonlicht hatte Dora keine Mühe zu sehen, wie einheitlich Fleisch und Maschine miteinander verschmolzen waren.
    Angst war die einzige Empfindung, die Dora seit Wochen hatte. Sie hatte geglaubt, sie in allen Farben und Tönen zu kennen. Aber jetzt kam sie mit noch größerer Vehemenz, dunkler und allumfassender als alles, was sie bisher erlebt hatte, über sie.
    Eine glitzernde Sonde schnellte aus der Wand rechts von Dora. Sie war eindeutig metallisch, dennoch schien so etwas wie gelblicher Schleim von ihr zu tropfen. Das Ding schoß direkt auf eine der Sekretärinnen zu und bohrte sich ohne Blutvergießen in ihren Hinterkopf. Eine weitere Sonde brach aus der Schädeldecke einer anderen Frau hervor, stieg wie eine Schlange zur Musik eines Schlangenbeschwörers in die Höhe, zögerte und schnellte dann mit unglaublicher Ge schwindigkeit zur Decke, durchbohrte die Schalldämpfung, ohne sie zu beschädigen und verschwand in die oberen Räume.
    Dora spürte, daß sich alle Computer und Mitarbeiter von New Wave irgendwie zu einer einzigen Einheit verbunden hatten, in die auch das Gebäude selbst zunehmend schneller einbezogen wurde. Sie wollte weglaufen, konnte sich aber nicht bewegen - vielleicht weil sie wußte, daß jeder Fluchtversuch vergeblich sein würde.
    Einen Augenblick später wurde sie an das Netz angeschlossen.
    Betsy Soldonna klebte sorgfältig ein Plakat an der Wand hinter dem Tresen der Stadtbibliothek von Moonlight Cove fest. Es war Teil der Faszinierende-Literatur-Woche, einer Kampagne, die Kinder dazu bringen sollte, mehr Literatur zu lesen.
    Sie war Bibliotheksassistentin, aber dienstags, wenn Cora Danker, ihre Chefin, ihren freien Tag hatte, arbeitete Betsy allein. Sie mochte Cora, aber Betsy arbeitete auch gerne allem. Cora war redselig und füllte jede Minute mit Klatsch ihrer langweiligen Beobachtungen der Figuren und Handlungen ihrer Lieblingsfernsehsendungen. Betsy, die ein Leben lang bibliophil und von Büchern besessen gewesen war, hätte mit Freuden endlose Gespräche über das geführt, was sie las, aber Cora las, obwohl sie Bibliothekarin war, so gut wie nie.
    Betsy riß den vierten Streifen Klebeband vom Spender und klebte die letzte Ecke des Plakats an die Wand. Sie trat einen Schritt zurück und bewunderte ihre Arbeit.
    Sie hatte das Plakat selbst gemacht. Sie war stolz auf ihre bescheidene künstlerische Begabung. Die Zeichnung zeigte einen Jungen und ein Mädchen, die Bücher hielten und mit weit aufgerissenen Augen auf die Seiten vor ihnen sahen. Ih re Haare standen zu Berge. Die Brauen des Mädchens schie nen über die Stirn hinausgehüpft zu sein, genau wie die Oh ren des Jungen. Über ihnen befand sich der Schriftzug: BÜCHER SIND TRAGBARE JAHRMARKTSBUDEN VOLL NERVENKITZEL UND ÜBERRASCHUNGEN.
    Sie hörte einen seltsamen Laut von den Bücherstapeln am anderen Ende der Bibliothek - ein Grunzen, ein ersticktes Husten, dann so etwas wie ein Fauchen. Als nächstes das unmißverständliche Geräusch einer Reihe von Büchern, die in der Ecke zu Boden fielen.
    Außer Betsy befand sich nur noch Dale Foy in der Biblio thek, ein Rentner, der bis vor drei Jahren, als er fünfundsechzig geworden war, Kassierer in Lucky's Supermarkt gewesen war. Er war ständig auf der Suche nach Thriller-Autoren, von denen er noch nichts gelesen hatte, und beschwerte sich immerzu, daß keiner so gut war wie die alten Geschichtenerzähler, womit er eher John Buchan als Robert Louis Stevenson meinte.
    Betsy hatte plötzlich das schreckliche Gefühl, daß Mr. Foy einen Herzanfall in einem der Gänge gehabt hatte, daß sie ihn um Hilfe rufen gehört und mitbekommen hatte, wie er die Bücher zu Boden warf, als er sich an eines der Regale klammerte. Sie sah in Gedanken, wie er sich unter Schmerzen wand, keine Luft mehr bekam, sein Gesicht blau wurde und die Augen hervorquollen, blutiger Schaum über seine Lippen kam...
    Jahrelanges Lesen hatte Betsys Fantasie bearbeitet, bis sie so scharf wie eine aus feinstem deutschem Stahl gemachte Rasierklinge geworden war.
    Sie eilte um den Tresen und die Gänge entlang, wo sie in jeden der schmalen Flure sah, die von zweieinhalb Meter hohen Regalen gebildet wurden. »Mr. Foy? Mr. Foy, ist alles in Ordnung?«
    Sie fand die

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