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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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immer noch in ihrem Bungalow am Concord Circle, einer seltsamen kleinen, halbmondförmigen Straße, deren Anfang und Ende an der Serra Avenue im Ostteil der Stadt lagen. Sie und Frank hatten das Haus vor vierzig Jahren gekauft, als sie noch an der Thomas Jefferson School unterrichtet hatten und das eine kombinierte Schule für alle Klassen gewesen war. Moonlight Cove war damals noch kleiner gewesen. Seit vierzehn Jahren, seit Frank gestorben war, lebte sie alleine in dem Bungalow. Sie konnte aufstehen, saubermachen und für sich selbst kochen, und dafür war sie dankbar.
    Noch dankbarer war sie für ihre geistige Frische. Mehr als vor körperlichem Unvermögen graute ihr vor Senilität oder einem Schlag, der ihren Körper zwar funktionstüchtig lassen, ihr aber die Erinnerungen nehmen und ihre Persönlichkeit verändern würde. Sie versuchte, geistig rege zu bleiben, indem sie alle Arten der unterschiedlichsten Bücher las, in dem sie zahlreiche Videos für ihren Rekorder auslieh und um jeden Preis den verdammten Quatsch mied, der im Fernsehen als Unterhaltung galt.
    Dienstag nachmittag um halb fünf hatte sie den Roman halb durch, obwohl sie am Ende jedes Kapitels aufhörte und in den Regen hinaussah. Sie mochte Regen. Sie mochte jedes Wetter, das Gott der Welt schenkte - Sturm, Hagel, Wind, Kälte, Hitze -, weil die Vielfalt und die Extreme der Schöpfung sie so wunderschön machten.
    Während sie in den Regen sah, der vorhin von einem heftigen Guß zu einem Nieseln geworden war, inzwischen aber wieder heftiger denn je herunterprasselte, sah sie drei große, dunkle und völlig fantastische Ge schöpfe unter den Bäumen am hinteren Rain des Grundstücks hervorkommen, etwa fünfzig Meter von dem Fenster entfernt, an dem sie saß. Sie blieben einen Moment stehen, während dünne Nebelstreifen um ihre Beine wehten, als wären sie Alptraummonster, die aus diesen Nebelschleiern entstanden waren und ebenso schnell wieder verschwinden konnten, wie sie gekommen waren. Aber dann liefen sie auf ihre Veranda zu.
    Während sie rasch näher kamen, bestätigte sich Megs erster Eindruck von ihnen. Sie waren nicht von dieser Welt... es sei denn, Steinmonster hätten zum Leben erwachen und von den Mauern von Kathedralen herunterklettern können.
    Sie wußte sofort, daß sie sich in den Anfängen eines wirklich schlimmen Schlages befinden mußte, denn sie hatte immer gefürchtet, daß ein solcher sie einmal dahinraffen würde. Aber sie war überrascht, daß es so anfing, mit diesen unheimlichen Halluzinationen.
    Selbstverständlich konnte es nichts anderes sein - eine Halluzination, die dem Platzen einer zerebralen Ader vorausging, die bereits anschwellen und auf ihr Gehirn drücken mußte. Sie wartete auf ein schmerzhaftes explodierendes Gefühl im Kopf, wartete darauf, daß Gesicht und Körper nach links oder rechts zucken würden, je nachdem, welche Seite gelähmt sein würde.
    Noch als das erste Ungeheuer durchs Fenster sprang, den Tisch mit Glasscherben überschüttete, den Weißwein umwarf, Meg vom Stuhl riß und mit Zähnen und Krallen auf sie stürzte, wunderte sie sich, wie ein Schlag so lebhafte, echt wirkende Halluzinationen erzeugen konnte, aber das Ausmaß der Schmerzen überraschte sie nicht. Sie hatte immer gewußt, daß der Tod schmerzhaft sein würde.
    Dora Hankins, die Empfangsdame in der Hauptlobby von New Wave, war daran gewöhnt, daß Leute schon ab sechzehn Uhr dreißig nach Hause gingen. Offiziell endete die Arbeitszeit erst um fünf Uhr, aber viele arbeiteten noch zu Hause an ihrem eigenen PC weiter, daher drängte niemand auf strenge Einhaltung der achtstündigen Arbeitsperiode. Seit sie verwandelt worden waren, bestand ohnedies keine Veranlassung mehr für Vorschriften, da sie alle auf dasselbe Ziel hinarbeiteten, auf die Neue Welt, die kommen würde, und sie brauchten dazu nicht mehr Disziplin als ihre Angst vor Shaddack, und die hatten sie überreichlich.
    Als um 16 Uhr 55 noch niemand durch die Lobby gekommen war, wurde Dora besorgt. Es war seltsam still in dem Gebäude, obwohl Hunderte Menschen in den Büros und La bors weiter hinten im Erdgeschoß und den beiden darüberliegenden Stockwerken arbeiteten. Tatsächlich schien die ganze Firma verlassen zu sein.
    Um fünf Uhr hatte immer noch niemand Feierabend gemacht, und Dora beschloß, nach dem Grund dafür zu sehen. Sie verließ ihren Posten am Empfangstisch, ging zum Ende der großen Marmorlobby, durch eine Messingtür und in einen weniger prunkvollen

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