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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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trottete ins Zimmer, direkt zu Harrys Stuhl. Das Teleskop stand auf einem Stativ mit Rollen, das Harry beiseite schob. Er ließ die Hand sinken und tätschelte den Kopf des Hundes. Er nahm dem Labrador die kalte Dose aus der Schnauze. Moose hatte sie maximaler Hygiene wegen am unteren Ende gehalten. Harry klemmte die Dose zwischen die gelähmten Beine, nahm eine Taschenlampe vom Tisch auf der anderen Seite des Stuhls und richtete den Lichtstrahl auf die Dose, um sich zu vergewissern, daß es Coors und kein Diet Coke war.
    Der Hund war abgerichtet worden, diese beiden Getränke zu holen, und die treue Seele erkannte den Unterschied zwischen den Worten >Bier< und >Coke< meistens und konnte den Befehl bis zur Küche im Gedächtnis behalten. Selten einmal vergaß er ihn unterwegs und kam mit dem falschen Ge tränk zurück. Noch seltener war, daß er seltsame Gegenstände brachte, die nichts mit dem erteilten Befehl zu tun hatten: einen Hausschuh; eine Zeitung; zweimal einen ungeöffneten Beutel Hundekuchen; einmal ein hartgekochtes Ei, das er so behutsam zwischen den Zähnen hielt, daß die Schale nicht einen Riß hatte; und am seltsamsten, einmal eine Klosettbürste aus dem Arsenal der Haushälterin. Wenn er etwas Falsches gebracht hatte, machte Moose es beim zweitenmal immer richtig.
    Harry war schon vor langer Zeit zu der Überzeugung gekommen, daß der Hund sich häufig gar nicht irrte, sondern einen Spaß mit ihm machte. Sein enger Umgang mit dem Hund hatte die Gewißheit in ihm hervorgerufen, daß Hunde einen Sinn für Humor besaßen.
    Diesesmal hatte er sich weder geirrt noch einen Witz gemacht, sondern das gebracht, was ihm gesagt worden war. Als Harry die Dose Coors sah, wurde er noch durstiger. Er schaltete die Taschenlampe aus und sagte: »Guter Junge. Guter, guter, guuuter Hund.«
    Moose winselte glücklich. Er saß aufmerksam neben dem Stuhl in der Dunkelheit und wartete darauf, daß er auf einen weiteren Botengang geschickt würde.
    »Geh, Moose. Leg dich hin. Guter Hund.«
    Der Labrador schlich enttäuscht in eine Ecke und rollte sich auf dem Boden zusammen, während sein Herr wieder die Nacht, die Nachbarschaft und damit seine weitläufige Familie beobachtete.
    Die Gosdales und Kaisers spielten immer noch Karten. In Callans Bestattungsinstitut bewegte sich nur wabernder Nebel.
    Einen Block südlich der Conquistador und momentan von den Bürgersteiglampen am Sternback-Haus beleuchtet, schlenderte Ray Chang, der Inhaber des einzigen Fernsehund Elektronikhandels der Stadt, in diese Richtung. Er führte seinen Hund Jack, einen Apportierhund, Gassi. Sie gingen gemächlichen Schrittes, und Jack schnupperte an jedem Baum am Gehweg und suchte nach dem richtigen, um sich zu erleichtern.
    Die Ruhe und Vertrautheit all dieser Szenen freute Harry, aber diese Stimmung wurde unvermittelt zunichte gemacht, als er seine Aufmerksamkeit durch das Nordfenster zum Haus der Simpsons wandte. Ella und Denver Simpson bewohnten ein cremefarbenes spanisches Haus mit Ziegeldach auf der anderen Seite der Conquistador und zwei Blocks nördlich, gleich nach dem katholischen Friedhof und einen Block diesseits der Ocean Avenue. Im Friedhof stand Harry nichts im Weg - abgesehen vom Teil eines Baumes -, daher konnte er die Fenster an zwei Häuserseiten genau, wenn auch in einem Winkel, überblicken. Er richtete das Teleskop aufs erleuchtete Küchenfenster. Als das Bild im Teleskop sich von einem verschwommenen Wirrwarr zu einem scharfen Motiv kristallisierte, sah er Ella Simpson, die gegen den Kühlschrank gepreßt war, mit ihrem Mann kämpfen; sie wand sich in seinem Griff, krallte nach seinem Gesicht und schrie.
    Ein Schauer lief Harrys kriegsverletztes Rückgrat entlang. Er wußte sofort, daß das, was sich da im Haus der Simp sons abspielte, mit anderen beunruhigenden Dingen, die er in letzter Zeit gesehen hatte, in Zusammenhang stand. Denver war Postmeister von Moonlight Cove, Ella führte einen erfolgreichen Schönheitssalon. Beide waren Mitte Dreißig, eines der wenigen hiesigen farbigen Ehepaare, und soweit Harry wußte, waren sie glücklich verheiratet. Ihr handgreiflicher Konflikt war so ungewöhnlich, daß er mit anderen unerklärlichen und geheimnisvollen Ereignissen, die Harry in letzter Zeit gesehen hatte, in Verbindung stehen mußte. Ella befreite sich von Denver. Sie kam aber nur einen linkischen Schritt von ihm weg, dann schlug er mit der Faust nach ihr. Der Schlag erwischte sie am Hals. Sie fiel hin. Schwer.
    In Harrys

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