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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schlafzimmer spürte Moose in der Ecke die innere Anspannung seines Herrn. Der Hund hob den Kopf und schnaubte einmal, zweimal.
    Harry, der sich auf dem Stuhl nach vorne gebeugt hatte und förmlich am Okular klebte, sah zwei Männer aus einem Teil der Küche der Simpsons kommen, der außerhalb der Fensterlinie lag. Sie trugen zwar keine Uniformen, aber er erkannte Mitglieder der Polizei von Moonlight Cove in ihnen: Paul Hawthorne und Reese Dorn. Ihre Anwesenheit bestätigte Harrys Intuition, daß dieser Zwischenfall Teil eines bizarren Musters von Gewalt und Verschwörung war, das ihm in den vergangenen Wochen zunehmend deutlicher geworden war. Er wünschte sich nicht zum ersten Mal, er könnte herausbekommen, was in dieser einst so friedlichen Stadt vor sich ging. Hawthorne und Dorn hoben Ella vom Boden auf und hielten sie fest zwischen sich. Sie schien nur halb bei Bewußtsein und benommen von dem Schlag zu sein, den ihr ihr Mann verpaßt hatte.
    Denver sagte etwas zu Hawthorne, Dorn oder seiner Frau. Es war nicht auszumachen, zu wem. Sein Gesicht war von einer so durchdringenden Wut verzerrt, daß Harry fröstelte. Ein dritter Mann kam hinzu, der schnurstracks zum Fenster trat und die Vorhänge zuzog. Vom Meer wehte eine dichte Nebelschwade herein und trübte den Blick, aber Harry erkannte auch diesen Mann: Dr. lan Fitzgerald, der älteste der drei Ärzte von Moonlight Cove. Er hatte seit fast dreißig Jahren seine Praxis in der Stadt und wurde liebevoll Doc Fitz genannt. Er war Harrys eigener Arzt, ein stets gütiger und teilnahmsvoller Mann, aber im Augenblick sah er kälter als ein Eisberg aus. Kurz bevor die Vorhänge zugezogen wa ren, sah Harry Doc Fitz direkt ins Gesicht und sah verkniffene Züge und stechende Augen, die überhaupt nicht zu dem Mann paßten; dank des Teleskops schien Harry nur einen Schritt von dem Arzt entfernt zu stehen, und er sah ein bekanntes Gesicht, das zugleich das eines völlig Fremden war. Da er nicht mehr in die Küche sehen konnte, suchte er den Rest der Hausfassade ab. Er drückte sich zu fest gegen das Teleskop, dumpfe Schmerzen strahlten von den Augenhöhlen über das ganze Gesicht ab. Er verfluchte den wallenden Nebel, versuchte aber, sich zu entspannen.
    Moose winselte fragend.
    Nach einer Minute ging in einem Zimmer an der südöstlichen Ecke im zweiten Stock des Simpson-Hauses das Licht an. Harry zoomte sofort auf dieses Fenster. Das Schlafzimmer. Er sah trotz des verhüllenden Nebels, wie Hawthorne und Dorn Ella aus dem oberen Flur hereintrugen. Sie warfen sie auf die über das große Ehebett gebreitete blaue Steppdecke.
    Denver und Doc Fitz folgten ihnen ins Zimmer. Der Arzt stellte die schwarze Ledertasche auf den Nachttisch. Denver zog die Vorhänge des vorderen Fensters zur Conquistador Avenue hinaus zu, dann kam er zum Fenster an der Friedhofseite, durch das Harry hineinsah. Denver starrte einen Augenblick in die Nacht, und Harry hatte das unheimliche Gefühl, als könnte der Mann ihn sehen, obwohl er zwei Blocks entfernt war, als würde er über die Sehfähigkeit von Superman verfügen, über ein eingebautes biologisches Tele skop. Dasselbe Gefühl hatte Harry schon bei anderen Gele genheiten gehabt, wenn er >Auge-in-Auge< mit anderen Menschen war, schon lange bevor die seltsamen Ereignisse in Moonlight Cove angefangen hatten; daher wußte er, daß Denver ihn gar nicht sehen konnte. Aber er war trotzdem erschrocken. Dann zog der Postmeister auch diese Vorhänge vor, aber nicht so dicht, wie er es hätte tun sollen, denn er ließ einen fünf Zentimeter breiten Spalt zwischen den Hälften offen.
    Harry, der inzwischen zitterte und schweißnaß war, wechselte die Okulare, justierte die Vergrößerung des Teleskops und versuchte, den Brennpunkt schärfer zu stellen, bis er das Fenster so nahe herangeholt hatte, daß der schmale Schlitz zwischen den Vorhängen das gesamte Bild ausfüllte. Er schien nicht nur am Fenster zu sein, sondern dahinter, schien hinter den Vorhängen im Schlafzimmer zu stehen. Die dichteren Nebelschwaden trieben nach Osten, dünnere Schleier wehten vom Meer herein, was Harrys Sicht noch besser machte.
    Hawthorne und Dorn hielten Ella Simpson auf dem Bett fest. Sie schlug um sich, aber sie hatten sie an Armen und Beinen gepackt, und sie war kein Gegner für sie.
    Denver hielt das Gesicht seiner Frau am Kinn fest und stopfte ihr ein zusammengeknülltes Taschentuch oder ein Stück weißen Stoffes in den Mund und knebelte sie. Harry konnte ganz kurz

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