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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weinte, war sie noch Chrissie. Daß sie weinen konnte, war der Beweis - niemand hatte ihre Seele gestohlen. Sie schlief.

43
    Sam hatte an einer Union 76-Tankstelle einen Block nördlich der Ocean noch eine Telefonzelle gesehen. Die Tankstelle war aufgegeben worden. Die Fenster waren staubig, in einem hing ein hastig gemaltes Schild ZU VERKAUFEN, als wäre es dem Besitzer im Grunde genommen einerlei, ob die Anlage verkauft würde oder nicht, als hätte er das Schild nur geschrieben, weil es von ihm erwartet wurde. Trockene, abgefallene Blätter und verdorrte Piniennadeln von den umstehenden Bäumen waren an die Zapfsäulen geweht worden und lagen dort wie Schneeverwehungen.
    Die Telefonzelle stand an der Südwand des Gebäudes und war von der Straße her einsichtig. Sam trat ein, zog aber die Tür nicht zu, weil er fürchtete, einen Stromkreis zu schließen, der das Licht einschalten und ihn damit für vorbeikommende Polizisten sichtbar machen würde.
    Die Leitung war tot. Er warf einen Münze ein und hoffte, das würde das Freizeichen aktivieren. Die Leitung blieb tot.
    Er spielte an der Gabel, in der der Hörer hing. Seine Münze kam wieder heraus.
    Er versuchte es noch einmal, vergeblich.
    Er glaubte, daß Telefonzellen auf dem Gelände von Tankstellen oder privaten Geschäften manchmal gemeinschaft lich geführt wurden, wobei sich die Telefongesellschaft und der Unternehmer, der die Zelle auf seinem Grundstück zuließ, den Gewinn teilten. Vielleicht hatten sie das Telefon abgestellt, als die Union 76 zugemacht hatte.
    Aber er vermutete, daß die Polizei ihren Computerkontakt zur Telefongesellschaft dazu benützt hatte, alle Münzfern sprecher in Moolight Cove lahmzulegen. In dem Augenblick, als sie erfahren hatten, daß ein Agent des FBI unerkannt in der Stadt weilte, hatten sie extreme Maßnahmen ergreifen müssen, um zu verhindern, daß er mit der Außenwelt Verbindung aufnähme.
    Vielleicht überschätzte er ihre Fähigkeiten aber auch. Er mußte noch ein Telefon ausprobieren, ehe er die Hoffnung aufgab, Kontakt mit dem Bureau zu bekommen. Beim Spazierengehen nach dem Essen war er an einer Münzwäscherei vorbeigekommen, die einen halben Block nördlich der Ocean Avenue und zwei Blocks westlich der Union 76 lag. Er war ziemlich sicher, daß er ein Telefon darin gesehen hatte, als er durch die Scheibe gespäht hatte - an der rückwärtigen Wand, im Anschluß an eine Reihe von Edelstahltrocknern im Industrieformat.
    Er verließ die Union 76. Er hielt sich, soweit es ging, fern von den Straßenlaternen - die die Seitenstraßen nur am ersten Block nördlich und südlich der Ocean Avenue erhellten - und ging durch dunkle Gassen, wenn er konnte. Er schlich durch die dunkle Stadt zu der Stelle, wo sich die Wäscherei seiner Erinnerung zufolge befand. Er wünschte sich, der Wind würde aufhören und einen Rest des zunehmend dünner werdenden Nebels zurücklassen.
    An einer Kreuzung einen Block nördlich der Ocean und einen halben Block von der Wäscherei entfernt, lief er beinahe direkte vor einen Polizisten, der nach Süden Richtung Stadtmitte fuhr. Der Streifenwagen war einen halben Block von der Kreuzung entfernt, fuhr langsam und beobachtete beide Straßenseiten. Zum Glück sah er gerade in die andere Richtung, als Sam in den unvermeidbaren Lichtschein der Lampe an der Straßenecke trat.
    Sam hastete rückwärts und drückte sich in den dunklen Schatten im tiefen Eingang eines dreigeschossigen Hauses, in dem einige der Selbständigen der Stadt untergebracht wa ren: Ein Schild links von der Tür listete einen Zahnarzt, zwei Anwälte, einen praktischen Arzt und einen Chiropraktiker auf. Wenn der Streifenwagen an der Kreuzung links einböge und an ihm vorbeiführe, würde er wahrscheinlich entdeckt werden. Aber wenn er geradeaus weiter zur Ocean führe oder rechts abböge und sich nach Westen wandte, würde er unbemerkt bleiben.
    Er drückte sich gegen die verschlossene Tür, so weit er konnte, in den Schatten, und wartete, bis das nervtötend langsame Auto die Kreuzung erreichte; und das hatte Sam einen Moment Zeit zum Nachdenken und stellte fest, daß Moonlight Cove selbst für halb zwei Uhr morgens ungewöhnlich still und die Straßen seltsam verlassen waren. In Kleinstädten gab es sicher ebenso wie in Großstädten Nachtschwärmer, es hätten ein oder zwei Fußgänger unterwegs sein sollen, hin und wieder ein Auto, irgendein Anzeichen von Leben, abgesehen von einem Streifenwagen.
    An der Kreuzung bog der

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