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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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verschwinden innerhalb der nächsten Tage.“
    „Jedes Krankenhaus würde euch das Zeug aus den Händen reißen. Es könnte unzählige Menschenleben retten.“
    Lior küsste sie zart auf den Mund. „Nein, Ulaidh, könnte es nicht. Würde ein Mensch das Pulver bei einem Verletzten mit rein menschlicher Herkunft anwenden, hätte es Nebenwirkungen wie Wahnsinn, Krebs oder verfrühte Alterung. Das Pulver hilft auch uns nur bei leichten Verletzungen.“
    Sein Blick wurde weich, und er lächelte sie an. Er lehnte seine Stirn gegen ihre. „Mir ist, als ob ich dich bereits seit Jahrzehnten kennen würde. Du bist mir so vertraut.“
    Lior sprach aus, was sie die ganze Zeit fühlte. Vor ein paar Tagen hätte sie alle für verrückt erklärt, die ihr etwas von Vorherbestimmung erzählt hätten. Doch sie war zu einer anderen Person geworden, die nicht mehr menschlich war. Ihr drehte sich der Kopf, wenn sie nur daran dachte. Lior zog sie neben sich und presste sie zurück, bis sie auf dem Rücken lag. Er hielt ihren Kopf und küsste sie erst auf den Mund, dann auf den Hals, bis hinunter zu ihren Schlüsselbeinen. Der Wirrwarr in ihrem Kopf hörte auf, bis nur der Söldner der Dunkelheit verblieb. Sie wollte, dass er sie liebte, gleich hier im Kofferraum.
    Er lächelte sie an. „Nein, Aileen, ich will mir Zeit für dich nehmen. Dich überall küssen, schmecken und spüren. Und all das an einem Ort, der nicht von negativer Energie beeinflusst wird.“ Er richtete sich auf und zog sie von der Ladefläche.
    Sie starrte auf den Verbandskoffer und schlug sich beinahe mit der Hand vor die Stirn. Die verschlungenen Wölfe waren die beiden Wolfsstatuen, die die Eingangstür des Silent Rose bewachten. Aileen schaute zur Tür, und alles in ihr erstarrte. Lior wechselte in den Söldnermodus, wirkte präsenter, gefährlicher, obwohl er sich kaum bewegt hatte.
    „Sie sind weg.“
    „Wovon sprichst du?“
    „Die Wölfe.“ Sie rannte zur Tür. „Das ist unmöglich.“ Die Statuen hatten nicht einmal einen Abdruck auf dem Stein des Treppenpodestes hinterlassen.
    „Gestern saßen hier zwei Statuen, die mich an das Zeichen auf dem Verbandskoffer erinnern. Die Detailtreue war unglaublich, und sie wirkten lebendig. Ich habe mir eingebildet, sie würden mich ansehen, habe es aber auf meine Nervosität zurückgeführt.“
    Aileen stützte sich mit einer Hand an der Tür ab, zog sie augenblicklich zurück, weil sie wieder dieses statische Kribbeln spürte.
    „Du bist dir sicher, dass sie wie die Schutzglyphe auf dem Koffer aussahen?“
    „Ja. Der schwarze Wolf hatte die türkisfarbenen und der weiße die lavendelfarbenen Augen.“
    „Der schwarze Wolf ist Lycantros, der Wolf des Wintersterns, und das weiße Tier ist Lycantra, die Wölfin des Sommersterns. Der Legende nach waren sie die Begleiter der Ursprungskraft, von der die andersartigen Lebewesen auf der Erde abstammen. Sie wirken ausgleichend auf die Mächte und schützen uns mit ihrer Sanftmut, aber auch mit ihrer Erbarmungslosigkeit. Sie sind unerschütterlich. Doch ihre Kinder wurden verführt und haben Partei ergriffen. Daher zogen sie sich von der Erde zurück und belegten ihre Nachkommen mit einem Bann. Weder sie noch ihre Söhne und Töchter wurden seit Jahrhunderten gesehen.“
    Lior zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, drückte die Kurzwahltaste und erstattete Nosferat Bericht.
    „Gut, wir bleiben draußen und warten auf Verstärkung“, schnappte sie auf. Gott sei Dank! Mit einer Einheit Söldnern würde sie sich besser fühlen.
    Togo schnupperte an den Stellen, auf denen die Statuen gestanden hatten. Aileen lief ein Frösteln über die Haut bei dem Gedanken, dass sie wirklich lebendig gewesen waren. Sie hätten Aileen und Togo zerfetzen können, wenn sie es gewollt hätten.
    Vorgestern noch war ihr Leben ein vor sich hinplätschernder Bach gewesen, der sich zwischenzeitlich zu einem reißenden Strom entwickelt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht darin ertrank.
    Lior fing ihren Blick auf und lächelte sie an. „Keine Angst, Petite.“
    Gott, der Kerl war einfach zum Dahinschmelzen. Sie konnte der Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, nicht das Geringste entgegensetzen.
    Bei Ralph war es nicht so plötzlich aufgetreten, dieses Gefühl der Verbundenheit und des Vertrauens. Es war langsam gewachsen. Bei Lior setzte ihr Verstand aus, und zurück blieb ihr wild pochendes Herz, ein Sehnen tief in ihrer Seele, das danach verlangte, mit ihm vereint zu sein, in

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