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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Insel, ursprünglich, wild, dicht bewachsen und mit Sandsteinmauern, die durch das Grün blitzten.
    Roger lenkte das Boot geschickt an den hölzernen Steg, der aussah, als hätte er bereits vielen Stürmen getrotzt und könnte es noch mit weiteren aufnehmen.
    Der Motor erstarb mit einem Stottern. Vier finster dreinblickende Lugus erwarteten sie. Sie alle waren dunkelhaarig. Lior war der einzige blonde Lugus, dem sie bisher begegnet war. Mephistopheles warf einem von ihnen das Tau zu, und dieser befestigte es an einem Ring, der im Steg eingelassen war. Was war das für ein rötlich glänzendes Material?
    „Hey, Gordon“, sagte Morven, und der Lugus half ihr von dem Boot.
    „Hast du Kendrick verärgert? Ein gereizter Stier würde freundlich aussehen neben ihm.“
    „Sie ist schwanger und hat sich in große Gefahr begeben. Stur und verantwortungslos“, knurrte Kendrick und sprang aus dem Boot.
    Gordon hielt Morven an den Schultern, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. „Ich gratuliere dir, Baby.“ Dann schlug er Kendrick so hart auf den Rücken, dass er beinahe vom Steg fiel.
    „Darf ich Seelenpate werden?“
    „Tut mir leid, die Position ist bereits an Lior vergeben.“ Morven runzelte die Stirn. „Zwei Seelenpaten wären besser als einer. Kendrick?“
    „Von mir aus. Aber unter einer Bedingung.“
    Morven hörte auf zu atmen.
    „Sie passen auch auf dich auf, im Verlauf deiner gesamten Schwangerschaft, Fleur.“
    Gordon und Lior strahlten um die Wette, während Morven sich selbst geistig in den Hintern trat - man sah es ihr deutlich an. Lior hob Togo hoch, und der Vierbeiner begrüßte schwanzwedelnd die Söldner der Dunkelheit, stupste sie nacheinander an, schaffte es mit seinem Charme, dass sie alle lachten, ihm obendrein begeistert das samtige Haupt tätschelten.
    Kendrick reichte Aileen die Hand und zog sie mit einem Ruck nach oben. „Ihr beiden geht zuerst auf die Krankenstation. Nosferat untersucht euch.“
    Aileen wollte erst protestieren, doch Lior sah sie mit einem Ausdruck an, der ihr klar aufzeigte, wenn sie nicht freiwillig ging, würde er sie über seine muskulöse Schulter werfen, um sie wie einen Sack Kartoffeln dort abzuladen. Er würde nicht einmal ins Schwitzen geraten.
    „Keine Chance, Aileen“, wisperte Morven ihr zu. „Überleg dir gut, ob du dich auf einen Lugus einlässt, mit mehr als nur deinem Körper. Reichst du ihnen auch nur einen Millimeter von deiner Seele, nehmen sie jedes Stück von dir, bis du nicht mehr weißt, wo sie anfangen und du aufhörst.“ Morven lächelte und sah Kendrick so liebevoll an, dass selbst ein kurzsichtiger Esel erkennen könnte, dass sie ihm alles freiwillig gegeben hatte. Doch mit Sicherheit hatte sie es ihm nicht leicht gemacht.
    Lior legte Aileen einen Arm um die Schultern. „Wir müssen sichergehen, dass keine Nachwirkungen des Hexenkreises zurückgeblieben sind. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Nosferat plant nicht, dich mit großen Nadeln zu stechen.“
    Sie hoffte, auch nicht mit kleinen.
    „Von dieser Insel habe ich vorher nie gehört.“
    „Kannst du auch nicht. Sie ist auf Karten nicht verzeichnet und für Menschen weder zu sehen noch zu erreichen. Die stärksten Schutzglyphen schützen sie. Die Isle of Lugus ist unser Hauptquartier und Zufluchtsort.“
    „Wie alt bist du eigentlich?“ Irgendwie ahnte sie, dass er nicht Ende dreißig war, wie sie ihn zuerst geschätzt hatte. Seine Augen wirkten älter. Er hatte bestimmt bereits viel Leid gesehen.
    „Ich bin 1356 geboren worden.“
    Sie stolperte auf den mit Kieselsteinen ausgelegten Pfad.
    „Zu alt für dich, Marbhadair?“
    „Genau genommen bist du eine Mumie“, sagte Kendrick und lachte schallend. Morven kicherte zuckersüß, verstummte allerdings abrupt, weil sich Liors Blick in ihren Rücken bohrte. Sie musste es gespürt haben.
    Der Weg machte eine Biegung, und der Hauptsitz der Lugus tauchte vor ihnen auf. Ihre Erwartung, dass es ein düsteres Monster von Gebäude wäre, erfüllte sich nicht. Der Sandstein wurde von großen Fenstern mit weißen Fensterrahmen durchbrochen, und auf den runden Türmen wehten fröhlich Banner, die das Zeichen von Lycantra und Lycantros trugen. Beete mit Steinen sowie Gräsern schmückten den Eingangsbereich.
    Die Statuen entlockten ihr ein Lächeln. Orks, Goblins und Drachen säumten die weite Eingangstreppe. Ob sie auch echt waren?
    „Nein“, sagte Lior schmunzelnd. „Es sind einfach nur Skulpturen. Nosferat sammelt sie, spürt sie im

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