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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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ihnen. Die weißen Haare von Lycantros reichten ihm bis zu der Mitte seines Rückens. Und wie ansehnlich er war! Die Haut makellos und die Glieder muskulös. Sein ebenmäßiges Gesicht war androgyn. Doch das tat seiner Maskulinität keinen Abbruch.
    Und Rachel! Ihr Leib schimmerte im Mondlicht wie Perlmutt, und sie war eine der schönsten Frauen, die sie jemals gesehen hatte.
    Sexbombe – das Wort war für sie erschaffen worden. Ihre schwarzen Haare bedeckten ihre Brüste, und sie lächelte.
    „Kendrick, Söldner der Lugus. Sei nicht erzürnt über deine Gefährtin. Sie konnte nicht anders handeln. Ihre Bindung zu dir ist zu stark, sie würde es nicht überstehen, dich in Gefahr zu wissen und sich tatenlos zu verstecken. Das kannst du nicht von ihr verlangen. Ihr und dem kleinen Wesen ist nichts geschehen.“
    Aileen war derart erleichtert, dass sie die Tränen kaum zurückhalten konnte.
    Sieh nicht auf sein Geschlecht!
    Oh, du meine Güte.
    Morven atmete aus. Aileen heftete ihren Blick auf die Füße von Lycantros, die näher kamen und direkt vor ihr verweilten. Sie traute sich nicht, emporzublicken. Er ging vor ihr in die Hocke und legte seine Handfläche unter ihr Kinn, zwang sie mit sanftem Druck hochzusehen. Wie ein Sog wirkten seine Augen, verführten und beruhigten sie. Alles wurde still in ihr, bis nur ihr ruhiger Herzschlag und Lior neben ihr verblieben. Seine Hände umfassten noch immer ihre Schultern, nicht mehr hart, sondern beschützend. Die Wärme seines Körpers sickerte durch das Leder der Jacke, und sie lehnte sich in Liors Berührung.
    „Marbhadair, dir steht eine Prüfung bevor, die dein Selbstvertrauen fordern wird. Doch du wirst nicht versagen. Vertraue auf das Gute in dir.“ Lycantros beugte sich vor, bis seine Lippen ihre berührten, sanft, nicht fordernd, und sein reiner Atem fächerte über ihren Mund. Ein leichter Schwindel erfasste sie, und sie schloss ihre Lider.
     
    Aileen sackte in seinen Armen zusammen. Lior musste seine ganze Willensanstrengung zusammennehmen, um Lycantros nicht aus Eifersucht seine Faust in die hübsche Visage zu rammen. Doch instinktiv ahnte er, dass der Wolf sie hatte einschlafen lassen, um ihnen ein weiteres Puzzlestück von diesem verfluchten Rätsel mitzuteilen.
    Lycantra löste ihre Lippen von Morvens, die mit einem Seufzen in die Bewusstlosigkeit fiel. Kendrick starrte die Wölfin hypnotisiert an.
    Liors Zorn auf die Frauen verflüchtigte sich ins Nirwana. Ihm war beinahe das Herz stehen geblieben, als die beiden auf sie zugerannt waren, mit einer Grazie und Entschlossenheit, die den Eindruck erweckte, sie hätten bereits unzählige Male zusammen gekämpft. Er hätte es wissen müssen! Und wie waren sie von der Insel heruntergekommen? Selbst Morven dürfte es nicht schaffen, die Schutzglyphen zu durchbrechen. Lior biss die Zähne aufeinander, weil es nur eine Erklärung dafür gab: Nosferat hatte sie gelassen, sie nicht daran gehindert, Morvens geheimen Fluchtpfad zu benutzen, da er wollte, dass sie den Friedhof erreichten.
    Besorgt blickte Lior zu dem Grab. Der Inhalt hatte seine Bedenken bestätigt: Ralph hatte sich mit gefährlichen Mächten eingelassen. Lycantros legte eine Hand auf Aileens Wange und schaute Lior tief in die Augen. Zu tief für seinen Geschmack. Er hatte die Nase gestrichen voll von Obersten, Königen oder Ältesten, die mit seinem Leben herumspielten, als wäre er eine Figur bei Warcraft . Lycantros erlaubte sich ein leichtes Lächeln. Er wirkte so überlegen, zeitlos und gütig. Obwohl er es nicht wollte, entspannte sich Lior, sein Herzschlag beruhigte sich, und er spürte förmlich, dass eine Beklemmung von ihm floss, eine Furcht, die so tief ihn ihm vergraben gewesen war, dass er sie erst jetzt als das realisierte, was sie war. Er hatte Angst, Aileen zu verlieren, weil er sie über alles liebte, und sie alles war, was ihn davor bewahren würde, den Verstand einzubüßen. Wenn er sie nicht getroffen hätte, hätte er seine Selbstmordpläne in einem halben Jahr in die Tat umgesetzt. All das erkannte er in den lavendelfarbenen Strudeln, die Lycantros‘ Augen waren.
    Mit einem Ruck löste sich Liors Bewusstsein von der Vision, die ihn der Wolf hatte sehen lassen. Kendrick keuchte neben ihm auf.
    „Wir dürfen uns nicht in alles einmischen, doch eure Schicksale sind miteinander verbunden. Aileen muss sich der Marbhadair in sich stellen, sie entweder kontrollieren oder zusammen mit der Welt untergehen. Auch wir können nicht die

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