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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Gewalten überwerfen, die geweckt wurden.“
    Lycantros deutete zu dem Grab. „Eine Hälfte von Ralph liegt im Sarg, aber ein Teil des Bösen, das mit ihm in dem Sarg eingesperrt war, ist entkommen und wird morden, so wie diese Macht es bereits getan hat. Es weiß, dass es nicht mehr zurückkehren kann, um sich an Ralphs Essenz zu laben.“
    Ralph lebte! Und das Böse hatte sich an ihm genährt, ihn ausgesaugt wie ein Vampir. Nur dass es nicht sein Blut getrunken hatte.
    Lycantros schüttelte den Kopf. „Nein, es ist ein Schattendasein. Ralphs Seele wurde geteilt. Das, was Gut war, findet ihr dort in dem Grab, aber es ist nicht genug, um ihn ins Leben zurückzuholen, selbst wenn er den Anschein erweckt, dass er lebt. Jedes Gute braucht auch etwas Böses, sonst kann es nicht überleben. Die andere Hälfte von Ralph hat bereits unglaublichen Schaden angerichtet.“ Lycantros packte Liors Schultern. „Das Tückische wird alles versuchen, um an Aileen, Morven und somit an ihr ungeborenes Kind zu kommen. Bei einer von den Dreien wird es erfolgreich sein, doch diejenige wird ihre Prüfung meistern.“
    Lycantra legte ihre Handfläche auf Liors Wange, die Berührung kühl und beruhigend. „Wir dürfen euch nicht mehr verraten.“
    Die beiden Gestalten schimmerten, wurden zu Wölfen und stoben davon. Kendrick machte ein röchelndes Geräusch. Wie sollte er Aileen erklären, dass Ralph nicht richtig tot war?
    Er deponierte sie vorsichtig auf dem Boden, ging hinüber zu dem Erdloch und spähte hinein.
    Kendrick gesellte sich zu ihm. „Daingit!“
    Shit! Das, was in dem Sarg lag, öffnete die Augen, starrte sie an und stieß einen gequälten Schrei aus, der anklagend über den Friedhof hallte.
    Er bemerkte eine Bewegung hinter sich, schnellte mit gezücktem Schwert herum, doch es waren nur Nosferat und Babylonus, umringt von mehreren Donas und Lugus.
    „Bringt die Frauen von hier fort. Wir kümmern uns um Ralph“, sagte Nosferat mit der ruhigen Stimme, die er immer nutzte, wenn er nicht das leiseste Aufbegehren duldete. Wie gern würde er ihn anbrüllen!
    Lior ersparte sich einen Kommentar und hob Aileen auf die Arme. Sie würde gleich aufwachen, durfte auf keinen Fall sehen, was von Ralph übrig geblieben war.
    Und Gott bewahre, dass sie die andere Hälfte traf. Kendrick drehte sich zu ihrem Obersten. „Manchmal möchte ich dir in den Arsch treten, mein Regent.“
    Nosferats Gesicht blieb blank wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.

Kapitel 12
     
    Es gab schlechtere Orte, an denen man zu sich kommen konnte, als auf Liors Armen. Sein ernster Gesichtsausdruck ließ die Fragen, die Aileen aus dem Mund sprudeln wollten, verstummen. Sie spürte seinen Herzschlag, die Wärme seines Körpers, ohne die sie nicht mehr leben wollte. Kendrick sagte etwas zu Morven, mit einer sanften Stimme, die sie ihm nicht zugetraut hätte.
    „Es tut mir leid, Kendrick“, antwortete Morven so niedergeschlagen, dass es Aileen schmerzte.
    „Nicht leid genug.“
    Morven schniefte, und Kendrick seufzte. Sie hatten den undankbaren Kerlen den Arsch gerettet! Und wären beinahe selbst umgekommen. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, was das Ding Morven hatte antun wollen. Die Wölfe aus der alten Welt hatte sie alle vor schlimmen Schicksalen bewahrt.
    Das besänftigende Gefühl klang in ihr nach, das sie befallen hatte, sobald Lycantros’ Lippen ihre berührt hatten. Sein Atem war wie Champagnerbläschen durch ihren Körper gesprudelt und hatte auf seinem Weg alles Negative von ihr genommen. Sie erinnerte sich an eine angenehme Leere, eine Stille, die überwältigend gewesen war wie ein Sommerregen, der den Staub von den Blättern spülte. Sie spürte Liors Zorn und zappelte in seinem Griff. Er schnaubte. Tat er es, weil sie zu schwer war?
    „Lass mich runter, Lior.“ Er würde sich den Rücken verrenken.
    „Ich sollte zuerst dir, anschließend Morven den Hals verrenken.“
    Kendrick machte ein Geräusch, als sei er ein Löwe, der gerade ein All-You-Can-Eat-Buffet entdeckte.
    „Du wärst gestorben“, flüsterte Morven mit piepsiger Stimme.
    „Ich will von euch kein Wort hören, bis wir entschieden haben, was wir mit euch anstellen“, knurrte Kendrick mehr, als dass er sprach.
    Wie sie so ein Machogehabe hasste! Doch den Söldnern über den Mund zu fahren, war nicht ratsam, außerdem waren manche Kämpfe verloren, bevor sie anfingen. Kendrick und Lior würden nicht zögern, sie wie zwei Pakete zu schnüren und zu knebeln, sollten sie es

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