Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Schwingen seine Kreise.
„Ja, sag ihm, er soll sich beeilen. Wir sehen uns dann morgen wieder. Ich denke wir sollten uns Amy lieber noch einmal ansehen. Ich werde nicht zulassen, dass noch ein Kind stirbt, nur weil das nötige Geld für Medikamente fehlt!“
„Gut. Bis morgen dann.“
Schnellen Schrittes ging nun jede in eine andere Richtung davon.
Als Julia im Herrenhaus ankam, hatten sich Sorgenfalten tief in ihre Stirn gegraben. Schnell schrieb sie eine Nachricht und wartete auf Robby. Nachdem sie diesen kurze Zeit später mit dem Brief wieder weggeschickt hatte, begab sie sich zum Abendessen. Doch weder Gregory noch ihr Vater waren an diesem Abend zuhause. So saß sie allein mit Tante Olivia am Tisch. Sie bemerkte kaum, was sie aß, denn ihre Gedanke kreisten unaufhörlich um den mysteriösen Mann mit den unvergleichlichen Augen. Und darum, was seine Anwesenheit in Stonehaven für sie zu bedeuten haben mochte.
Kapitel 6
Drew blickte in den verregneten Himmel. Schlecht gelaunt zog er sich den Hut tiefer ins Gesicht und schwang sich auf sein Pferd. Obwohl das Black Sheep ein recht ordentliches Gasthaus war und der Wirt sich auch sehr bemühte, ihm seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, hatte er doch nicht vorgehabt, länger als ein – zwei Tage zu bleiben. Er wollte kommen, den Mitternachtsfalken fangen, das Gold kassieren und dann gleich wieder verschwinden. Und nun saß er schon seit vier Tagen hier fest, entwickelte aufgrund des anhaltenden Dauerregens schon Schwimmhäute und hatte den Falken noch nicht ein Mal zu Gesicht bekommen. Langsam zweifelte er schon daran, überhaupt den richtigen Küstenstreifen erwischt zu haben. Selbst Schiffe schienen sich in diese halbmondförmige Bucht nur sehr selten zu verirren. Zumindest hatte er noch keines gesehen. Außerdem hatte er bereits bemerkt, dass er nicht allein hinter dem Mitternachtsfalken her war. Eine Gruppe Männer legte sich ebenfalls Nacht für Nacht an der Küste auf die Lauer. Allerdings war er sicher, dass sie seine Anwesenheit noch nicht bemerkt hatten. In seinen vierunddreißig Lebensjahren hatte er schon die ein oder andere Lektion gelernt. Darunter auch die, dass einem nichts sicher gehörte, solange man es nicht wirklich in den Händen hielt. Darum würde er auch besondere Vorsicht walten lassen, wenn er den Falken erwischen würde. Diesen Männern traute er ohne weiteres zu, für die zwanzig Goldstücke zu töten. Sollte ihm der Schmuggler in die Hände fallen, dann hatte er nicht vor, ihn sich von irgendwem wieder abnehmen zu lassen. Wenn, ja, wenn er denn nur endlich den Falken schnappen würde. Drew hatte schon beinahe den Stadtrand erreicht, als ihn ein Kribbeln im Nacken innehalten ließ. Er spürte genau, dass er beobachtet wurde. Er warf einen Blick über die Schulter, doch die Straße war menschenleer. Durch sanften Druck seiner Schenkel trieb er das Pferd wieder an. Obwohl er niemanden entdeckt hatte, war er sich sicher, dass ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte. Der Wind blähte ihm den Mantel auf. Die Wolken zogen schnell am Himmel vorüber und die Sonne hatte es seit Tagen nicht mehr geschafft, die graue Decke die über Stonehaven hing, zu durchbrechen. Ein Falke stieß seinen spitzen Schrei aus und zog mit kräftigem Flügelschlag über den Reiter hinweg in Richtung Küste. Ein gutes Omen, wie Drew fand. Vielleicht hatte er ja Glück und dies würde die Nacht der Nächte werden. Mit neuer Hoffnung und etwas besserer Laune ritt er erneut endlosen Stunden im Regen entgegen.
In den letzten Nächten war er zwar erfolglos auf der Lauer gelegen, hatte aber die Zeit genutzt und sich mit dem Gelände vertraut gemacht. Seiner Meinung nach gab es an dieser Küste nur eine Stelle, die geeignet war, Waren an Land zu schaffen. Zum einen musste die Stelle geschützt liegen, sodass man sie nicht einsehen konnte. Außerdem waren nur Strandabschnitte möglich, an denen die Brandung nicht zu stark war und an denen es eine Möglichkeit gab, die Waren schnell zu verstecken. Ebenso sollte ein Fluchtweg vorhanden sein. Nachdem Drew diesen Überlegungen zufolge den perfekten Platz gefunden hatte, war es für ihn ein Leichtes gewesen, sich selbst ein Versteck zu suchen, an dem man ihn vom Strand aus nicht sehen konnte. Schließlich wollte er sich nicht mit der ganzen Schmugglerbande anlegen, sondern nur den Anführer, den berüchtigten Mitternachtsfalken, schnappen. So lag Drew nun, wie schon die Nacht zuvor, bäuchlings in einer
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