Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
finanzieren.“
Ungläubig lauschte Julia Toms Ausführungen, während Loraine nach jedem Satz ihres Mannes so heftig mit dem Kopf nickte, dass ihre Haube schon ganz schief auf dem Kopf saß.
„Ganze zwei Pfund sollen wir begleichen! Stellt Euch das nur vor. Wo sollen wir denn diese Summe herbekommen? Auch keiner unserer Nachbarn kann diese Steuer aufbringen.“
Julia konnte es nicht fassen. Wie lange würde ihr Vater denn noch die Augen vor der Not seiner Lehnsleute verschließen? Mit Sicherheit kam die Idee für diese ungeheuerliche Steuer von Gregory. Vermutlich hatte er genau deshalb seine beiden Bluthunde Ashton Blackworth und dessen Bruder Burton losgeschickt um in der Stadt für Unruhe zu sorgen. Doch diesmal waren sie zu weit gegangen. Julia würde sofort mit ihrem Vater sprechen. Diese unglaubliche Summe konnte unmöglich sein Ernst sein.
„Macht euch keine Sorgen! Ich werde diese Steuer verhindern. Noch heute werde ich mit meinem Vater darüber sprechen. Bis ihr wieder von mir hört, werdet ihr nichts unternehmen. Und sollten die Blackworth Brüder euch weiter belästigen, dann schickt sie zu mir. Wir werden schon sehen, ob sie es wagen ihre Forderung mir gegenüber ebenso energisch vorzutragen.“
Julias Kampfgeist war geweckt. Ihr war sonnenklar, dass nur Gregory hinter dieser Idee stecken konnte. Aber diese Leute hier, die Bewohner von Stonehaven kannte sie schon ihr Leben lang und auf keinen Fall würde sie untätig mit ansehen, wie sie ins Unglück gestürzt würden.
„Oh Lady Julia, bitte. Legt Euch nicht mit diesen Männern an“, mischte sich nun Loraine wieder ins Gespräch ein.
„Die führen nichts Gutes im Schilde“, gab Tom seiner Frau Recht.
„Schon seit Tagen patrouillieren Gisbournes Männer durch die Stadt, so als hielte sich der Mitternachtsfalke mitten unter uns auf. Der Blick, mit dem man uns einfache Leute dabei mustert, gibt einem das Gefühl, bereits zu den Verdächtigen zu zählen. Und die Frauen trauen sich schon kaum mehr auf die Straße.“
„Ja, das ist mir auch aufgefallen,“ meldete sich Fanny zu Wort, „darum bin ich froh, dass meine Hütte außerhalb des Ortes liegt.“
„Ich würde mich so ganz alleine nicht wirklich sicherer fühlen“, äußerte Loraine ihre Bedenken und bekam beinahe eine Gänsehaut, bei der Vorstellung schutzlos diesen Kerlen ausgeliefert zu sein.
„Ha, macht euch um mich keine Sorgen. Erstens bin ich ja nicht alleine, ich habe ja noch Robby bei mir und zweitens würde es der stärkste Mann nicht wagen, sich an Bone vorbei zu schleichen.“
Julia musste zugeben, dass Bone, Fannys riesiger Wolfshund wirklich ein guter Beschützer war, doch insgeheim glaubte sie nicht, dass es der Hund mit einem bewaffneten Mann würde aufnehmen können. Obwohl sie die Unabhängigkeit ihrer Freundin bewunderte, machte sie sich doch schon lange Sorgen um deren Sicherheit.
„Loraine hat recht. Vielleicht solltest du zumindest vorübergehend Unterschlupf in der Stadt suchen.“
„Was? Und mein Zuhause verlassen? Das kommt nicht in Frage.“
Geschäftig verstaute sie ihre Utensilien wieder in ihren Weidenkorb und schenkte den Umstehenden keine weitere Beachtung.
Julia, die bestens mit Fannys Sturheit vertraut war wusste, wann es sinnlos war, weiter auf ihre Freundin einzureden. Ganz wollte sie das Thema aber noch nicht fallen lassen.
„Na gut, dann sei wenigstens vorsichtig. Kam es denn schon zu irgendwelchen Zwischenfällen mit Gregorys Leuten? Ich muss über solche Dinge Bescheid wissen. Wie soll ich euch denn sonst helfen?“
„Nein. Es ist noch nichts passiert. Aber man weiß ja nie, wann es so einer wilden Horde von Männern, die ja seit beinahe drei Jahren hier in Stonehaven festsitzt, langweilig wird“, gab Tom zu bedenken.
Nur bekam Julia von Toms Antwort nicht das Geringste mit. Gefesselt von dem Anblick, der sich ihr durch das angestaubte Schaufenster bot, trat sie näher an die Scheibe. Ein Reiter auf einem Pferd. An sich nichts Ungewöhnliches – außer dass sie diesen Mann ganz sicher noch nie hier in Stonehaven gesehen hatte. Und dessen war sich Julia wirklich hundertprozentig sicher. Denn der Mann da draußen war niemand, den man so schnell wieder vergessen würde. Allein das Pferd strahlte eine solche Stärke aus, dass allein dies ausreichte, um Julias Interesse zu wecken. Trotzdem war ihr Blick sofort zu dem Reiter weitergewandert. Ein großer Mann, den Hut tief ins Gesicht gezogen, den Mantelkragen aufgestellt und die Hände
Weitere Kostenlose Bücher