Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
andere Frau geschafft hatte. Wenn er nur daran dachte, wie sie ihn zu Boden gedrückt und sich auf ihn gesetzt hatte. Wie ihre Brüste bei jeder ihrer Bewegungen gewippt hatten und sie heiser seinen Namen gerufen hatte, als die Lust über sie hinweg gespült war.
Das Rasseln eines Schlüssels riss Drew aus seinen Gedanken.
Es war bereits Zeit für den Nachmittagstee, als aufgebrachte Stimmen aus der Halle zu ihr drangen. Neugierig trat sie ans Fenster und spähte in den Hof hinab. Eine große Kutsche, ein geschlossener Vierspänner und drei weitere Pferde standen im Hof, aber niemand außer John war zu sehen.
Gerade rauschte Abbie herein, unter dem Arm einen Stapel frischer Betttücher.
„Mylady, Ihr solltet Euch etwas zurechtmachen. Der Richter ist soeben angekommen und es herrscht große Aufregung, weil er gleich mit einer bewaffneten Eskorte angerückt ist. Eure Tante jagt nun sämtliche Mägde umher, Erfrischungen und etwas zu essen heranzuschaffen.“
Dies ließ Julia aufhorchen. Wenn der Richter bereits jetzt eingetroffen war, blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Schnell prüfte sie im Spiegel ihre Erscheinung und steckte noch hier und da eine vorwitzige Strähne fest, ehe sie sich auf die Suche nach ihrem Verlobten machte. Lange musste sie nicht suchen, denn er stand, wie alle anderen auch, in der Halle, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
Der Richter war ein stattlicher Mann Ende fünfzig. Ein vornehmer Hut und ein silberner Gehstock verliehen ihm Eleganz und Größe. Sein graues Haar war kurz geschnitten und ein sauber getrimmter Vollbart zierte sein Gesicht. Die souveräne Haltung musste er sich bei seinem Tagesgeschäften am Königshof zugelegt haben. Der ganze Mann strahlte eine Rechtschaffenheit aus, die allein schon ausreichen konnte, Verbrechern ein Geständnis abzuringen. Hinter ihm warteten die drei Männer seiner Eskorte darauf, ebenfalls ihre staubigen Mäntel ablegen zu können.
Die Herren unterbrachen ihre Begrüßung, als Julia hinzutrat und in einem formvollendeten Knicks versank.
„Mylord, willkommen in Stonehaven. Es ist höchst erfreulich, dass Ihr Euch so schnell auf den Weg zu uns gemacht habt. Ich hoffe Eure Reise verlief angenehm?“
Der Richter hob erstaunt die Augenbrauen und ein Lächeln eroberte seine ernsten Züge.
„Lord Hayes, wie konntet Ihr Eure liebreizende Tochter nur den Gentlemen in London vorenthalten? Ich bin entzückt meine Liebe.“
Charmant drückte er Julia einen Handkuss auf und nickte wohlwollend.
„Julia, darf ich vorstellen, Richter Cox. Er ist einer der besten Freunde und engsten Vertrauten des Königs. Er wird sich unseres Problems mit dem Schmuggler annehmen. Und seine Begleiter, die Herren Sisley, Brown und Dawson. Sie werden für die sichere Verwahrung des Gefangenen sorgen“, erklärte Nathan.
„Oh ja, meine Liebe. Wir werden diesen Verbrecher seiner gerechten Strafe zuführen. Hätte ich gewusst, dass eine so schöne junge Frau erdulden muss, in unmittelbarer Nähe zu diesem Unhold zu nächtigen, wäre ich noch schneller geritten“, schmeichelte der Richter augenzwinkernd.
Schnell beeilte sich Nathan, Julias Fernbleiben von Hofe zu erklären:
„Meine Frau, Gott hab sie selig, und ich, hatten durchaus die Absicht, Julia eine Saison in London zu ermöglichen. Aber erst war es um meine Gesundheit nicht so gut bestellt und dann war Gregory Gisbourne zur Stelle. Er half mir in dieser Zeit sehr, und als er schließlich um Julias Hand anhielt und meine Tochter dieser Beziehung nicht abgeneigt war, sah ich, im Gegensatz zu meiner Frau, keine Notwendigkeit mehr darin. Sie wollte Julia nur zu gerne bei Hofe sehen. Wenn ich mich recht entsinne, wollte sie sogar, als die Verlobung schon beschlossene Sache war, zumindest einen Monat mit ihr nach London gehen. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihre Freundin Lady Bellham in London besucht und mit ihr Pläne gemacht. Aber mit meiner Frau war auch Julias Wunsch nach Bällen und Soireen gestorben.“
„Da hat Euch das Schicksal übel mitgespielt. Und London um eine begehrte junge Dame betrogen“, versuchte er die Leichtigkeit des vorangegangenen Gesprächs wieder herzustellen.
„Nun Richter Cox, hätte ich geahnt, dass bei Hofe solch mutige Männer wie Ihr nur darauf warten, mir schützend zur Seite zu stehen, wäre ich sicherlich für eine Saison an den Hof gekommen“, kokettierte Julia lächelnd.
Das laute Lachen des Richters hallte durch das Haus.
„Ihr seid herzerfrischend meine Liebe. Doch
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