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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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suchen sie mich doch zuallererst.«
    »Du wirst bei Jens Toksvig unterkommen.«
    Arnes Miene verdüsterte sich. »Dann ist das also auch ein Mitternachtsfalke?«
    »Ja. Er wohnt in der.«
    »Ich weiß, wo er wohnt«, fuhr ihr Arne über den Mund. »Bevor er Spion wurde, war er mein Freund.«
    »Kann sein, dass er nach dem, was mit Poul geschehen ist, ziemlich nervös ist.«
    »Er wird mich nicht fortschicken.«
    Hermia tat, als nähme sie Arnes Zorn gar nicht wahr. »Gehen wir einmal davon aus, dass du die Fähre heute Abend noch erreichst – wie lange brauchst du dann nach Sande?«
    »Zuerst werde ich mal mit meinem Bruder Harald reden. Er hat auf der Baustelle des Stützpunkts gearbeitet und kann mir einen groben Lageplan geben. Dann muss man wegen der ständigen Verspätungen bei der Bahn einen ganzen Tag für die Fahrt nach Jütland einplanen. Am Dienstagabend könnte ich dort sein, am Mittwoch mich auf dem Stützpunkt einschleichen und am Donnerstag wieder nach Kopenhagen zurückkehren. Wie kann ich dich dann erreichen?«
    »Komm am nächsten Freitag wieder hierher. Wenn die Polizei noch immer die Fähre überwacht, wirst du dich irgendwie verkleiden müssen. Ich warte hier auf dich. Wir setzen dann mit dem gleichen Fischer, der mich hergebracht hat, nach Schweden über. Dort wird man dir in der Britischen Gesandtschaft falsche Papiere geben und dich nach England ausfliegen.«
    Arne nickte finster.
    »Wenn alles klappt, könnten wir in einer Woche wieder zusammen sein – in einem freien Land.«
    Arne lächelte. »Das klingt zu schön, um wahr zu sein.«
    Ja, er liebt mich, dachte Hermia, obwohl er immer noch gekränkt ist, weil die Mitternachtsfalken ihn nicht in ihre Reihen aufgenommen haben. Im Innern ihres Herzens war sie nach wie vor nicht sicher, dass er für diese Tätigkeit geeignet war. Aber das würde sich in Kürze ja herausstellen.
    Während ihres Gesprächs waren die ersten Touristen eingetroffen. Eine Hand voll Besucher lief auf dem Ruinengelände herum; sie spähten in dunkle Kellerlöcher und betasteten die uralten Steine. »Lass uns abhauen«, sagte Hermia. »Bist du auch mit dem Fahrrad hier?«
    »Es steht hinter dem Turm.«
    Arne holte sein Fahrrad, und sie verließen gemeinsam die Festung. Arne trug eine Sonnenbrille und eine Mütze, um sich unkenntlich zu machen. Einer sorgfältigen Untersuchung der Passagiere, die an Bord der Fähre gingen, würde diese Verkleidung nicht standhalten, aber es bestand eine gute Chance, dass seine Verfolger ihn bei einer Zufallsbegegnung auf der Straße nicht auf Anhieb erkannten.
    Während sie den Hang hinunterrollten, dachte Hermia noch einmal darüber nach, wie Arne am besten zurück nach Kopenhagen kommen könnte. Gab es nicht eine bessere Verkleidung für ihn? Sie hatte keine Perücken und keine Kostüme dabei, und außer dem bisschen Lippenstift und Puder, das sie selber benutzte, keinerlei Makeup. Er musste wie ein ganz anderer Mensch aussehen, und dies ging nur mit professioneller Hilfe, wie sie in Kopenhagen sicher zu finden war, aber nicht auf Bornholm.
    Am Fuß des Hanges entdeckte sie plötzlich Sven Fromer, den Mann, der in der gleichen Pension wie sie übernachtet hatte. Er stieg gerade aus seinem Volvo. Hermia wollte nicht, dass er Arne sah und hoffte, unentdeckt an ihm vorbeifahren zu können. Aber sie hatte Pech. Er erkannte sie, winkte und stellte sich erwartungsvoll an den Wegrand. Ihn jetzt zu ignorieren, wäre eine aus dem Rahmen fallende Ungehörigkeit gewesen, weshalb sich Hermia zum Anhalten genötigt sah.
    »So trifft man sich wieder«, sagte er. »Das ist sicher Ihr Verlobter.«
    Von Fromer geht keine Gefahr aus, dachte sie. Ich tue nichts Verdächtiges – und außerdem hasst er die Deutschen. »Das ist Oluf Arne- sen«, sagte sie, bewusst Arnes Namen verdrehend. »Oluf, darf ich dir Sven Fromer vorstellen? Er hat in der gleichen Pension übernachtet wie ich.«
    Die beiden Männer schüttelten einander die Hände. »Sind Sie schon lange hier?«, fragte Arne beiläufig.
    »Seit einer Woche. Ich fahre heute noch zurück.«
    Eine Idee schoss Hermia durch den Kopf. »Sven«, sagte sie, »heute Morgen haben Sie zu mir gesagt, dass wir Dänen gegen die Deutschen hätten kämpfen sollen.«
    »Ich rede zu viel. Ich sollte vorsichtiger sein.«
    »Wenn ich Ihnen eine Chance geben würde, den Engländern zu helfen – wären Sie bereit, dafür ein Risiko einzugehen?«
    Er starrte sie an. »Sie?«, fragte er entgeistert. »Aber wie. Wollen Sie

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