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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erzählen.«
    »Anscheinend haben sie mich alle für einen Feigling gehalten.«
    »Ich könnte diese Skizze noch einmal zeichnen. Obwohl ich sie ohnehin nur aus dem Gedächtnis gemacht habe.«
    Arne schüttelte den Kopf. »Sie brauchen exakte Fotografien. Ich bin nur hier, weil ich dich fragen will, ob du weißt, wie man unerkannt auf das Gelände kommt.«
    Harald fand das Gespräch über Spionage aufregend, aber es störte ihn, dass sein Bruder offenbar keinen gut durchdachten Plan hatte. »Da gibt‘s eine Stelle, wo der Zaun von Bäumen verdeckt ist, sicher – aber wie willst du überhaupt auf die Insel kommen, wenn nach dir gefahndet wird?«
    »Ich hab mein Aussehen verändert.«
    »Nicht sehr. Was hast du für Papiere?«
    »Bloß meine eigenen – woher soll ich denn so schnell an andere kommen?«
    »Angenommen, du gerätst, aus welchen Gründen auch immer, in eine Polizeikontrolle: Die Bullen werden gerade mal zehn Sekunden brauchen, bis sie merken, dass du es bist, den sie suchen.«
    »So ungefähr.«
    Harald schüttelte den Kopf. »Das ist doch verrückt.«
    »Das hilft nichts, wir müssen handeln. Dieses Gerät ermöglicht es den Deutschen, Bomber aufzuspüren, wenn sie noch meilenweit entfernt sind – so früh, dass sie ihre Abfangjäger hochschicken können.«
    »Es muss um Radiowellen gehen«, sagte Harald aufgeregt.
    »Die Engländer haben ein ähnliches System, aber die Deutschen scheinen das ihre enorm verbessert zu haben. Sie schießen jetzt bei jedem Angriff die Hälfte aller Maschinen ab. Die Royal Air Force will daher auf Biegen und Brechen rausfinden, wie die Deutschen das schaffen. Das ist den Einsatz meines Lebens wert.«
    »Aber kein sinnloses Opfer. Wenn du erwischt wirst, kannst du die Informationen ja gar nicht mehr an die Engländer weitergeben.«
    »Ich muss es wenigstens versuchen.«
    Harald holte tief Luft. »Und wenn ich gehe?«
    »Ich wusste, dass du das vorschlagen würdest.«
    »Mich sucht keiner. Ich kenne mich auf dem Stützpunkt aus und bin schon mal über den Zaun geklettert. Und mit Radar kenne ich mich besser aus als du, deshalb kann ich auch besser erkennen, was ich fotografieren muss.« Harald hielt die Logik seiner Argumente für unwiderstehlich.
    »Wenn sie dich schnappen, erschießen sie dich wegen Spionage.«
    »Dasselbe gilt für dich – nur, du kannst Gift drauf nehmen, dass sie dich schnappen, während ich wahrscheinlich davonkommen würde.«
    »Als die Polizei Poul verhaften wollte, hat sie vielleicht deine Skizzen gefunden. Und wenn, dann wissen auch die Deutschen, dass sich jemand für den Stützpunkt auf Sande interessiert – also haben sie bestimmt ihre Wachen verstärkt. Es wird nicht mehr so leicht sein,
    über den Zaun zu kommen.«
    »Trotzdem sind meine Chancen besser als deine.«
    »Ich kann dich nicht in so eine Gefahr schicken. Was soll ich Mutter sagen, wenn du erwischt wirst?«
    »Du wirst ihr sagen, dass ich im Kampf für die Freiheit gefallen bin. Ich habe das gleiche Recht wie du, dieses Risiko auf mich zu nehmen. Nun gib mir schon die blöde Kamera!«
    Bevor Arne antworten konnte, kam Karen herein.
    Sie trat leise auf und erschien ohne jede Vorwarnung, sodass Arne keine Gelegenheit mehr hatte, sich zu verstecken. Dennoch reagierte er reflexartig und war schon fast auf dem Sprung, bevor er sich eines Besseren besann.
    »Wer sind Sie?«, fragte Karen mit ihrer üblichen Direktheit. »Oh! Hallo, Arne! Du hast dir deinen Schnurrbart abrasiert – wahrscheinlich, weil in ganz Kopenhagen Steckbriefe von dir herumhängen, wie ich heute gesehen habe. Wieso bist du denn plötzlich kriminell?« Sie setzte sich auf die abgedeckte Motorhaube des Rolls-Royce und schlug ihre langen Beine übereinander wie ein Mannequin.
    Arne zögerte, dann sagte er: »Das kann ich dir leider nicht sagen.«
    Karen schaltete beeindruckend schnell. Sie konnte sich das, was sie nicht ohnehin schon wusste, leicht zusammenreimen. »Mein Gott, du bist im Widerstand! War Poul auch dabei? Ist er deshalb umgekommen?«
    Arne nickte. »Er hat keine Bruchlandung gebaut. Er wollte fliehen, und dann haben die Polizisten auf ihn geschossen.«
    »Armer Poul.« Karen wandte einen Moment lang den Blick ab. »Und jetzt bist du also da eingestiegen, wo er aufgehört hat. Aber die Polizei ist schon hinter dir her. Jemand muss dich verstecken, Jens Toksvig wahrscheinlich, er war – außer dir – Pouls bester Freund.«
    Arne zuckte die Achseln und nickte.
    »Aber du kannst dich nirgendwo blicken

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